Das mag jetzt vielleicht etwas überraschend kommen, aber ich schlafe derzeit mit offenem Fenster. So man das schlafen nennen kann, eher gare ich vor mich hin. Der Nutzeneffekt ist also gleich null, höchstens kommt noch ein Nutzen in puncto Selbstverteigungsstrategien hinzu, schließlich muss man sich neuerdings auch gegen unerwünschtes Fensterln wappnen. Der Nebeneffekt jedoch ist beachtlich, weil: Ganz automatisch wird man zum Konzertkritiker. Und wie es einem echten Kritiker so geht, muss er sich viele Vorstellungen anhören, die er solcherart freiwillig womöglich nicht gewählt hätte. Sehr viele Menschen tun derzeit sehr viele Dinge bei offenem Fenster, anstatt zum erledigen der Sachen einfach in den Keller zu gehen, was schon aus klimatischen Beweggründen sehr viel schlauer wäre. Jetzt muss man wissen, dass die Nachbarschaft hier zahlreich und die Kakophonie an Lauten entsprechend variantenreich ist.
Ich weiß nun Dinge wie: Ein Knabe ist in der seligen Umarmung des Stimmbruchs angelangt (Dur), ein anderer zu selten in der seiner Mutter (Moll). Eine Dame weiß der Seligkeit, die sie empfindet, wenn sie in irgendjemandes Umarmung angekommen ist, nachdrücklich im Tremolo Ausdruck zu verleihen (allegro, forte), eine weitere bevorzugt Muttersprache und Geschirr, um sich irgendjemandes Umarmung zu entwinden (prestissimo, fortissimo).Desweiteren gibt es da eins, das strebt derzeit eine Karriere als Gitarrensänger an und eins, das so Gott will auch nur den Gedanken an die Opernsängerinnenkarriere bald an den Nagel hängt. Angesichts dieser Kulisse fühle ich mich in meiner Auffassung bestärkt, dass heiße Sommernächte nicht zum Schlafen gedacht sind, das kann man immer noch hinterher nachholen. Im Oktober. Wofür hingegen sie bestens geeignet sind, ist zum Dolce Vita-Zelebrieren. Das findet freilich auch eher außen statt, auf dem Bardentreffen und dem ganzen Außenrum und Hinterher zum Beispiel, aber es sollen ja nicht alle so gegen Sauna allergisch sein wie ich.
Elektronische Aufgüsse gibt’s am Freitag bei „Laute feine Sachen“ im Nano (Königstraße), „Abrakadabra“ in der Rakete (Vogelweiherstraße) sowie „Wildstyle“ im Stereo (Klaragasse). Einer namens „Hit the Billy“ steigt im Zentralcafé (Königstraße) empor und definitiv zum letzten Mal aufgegossen wird die „Disco 25“ im Stars (Engelhardsgasse). Gießen muss man die derzeitige Steppenlandschaft, die einst Grünanlage war, womöglich, noch viel dringender aber eure Schlünder. Mit Wasser, natürlich, aber wenn sich da mal ein Schnapserl hinzuverirrt, da kann man dann auch nichts machen. Wer am Samstag tagsüber nicht ba(r)den mag, der fahre ins Gärtla (Beuthener Straße) und erfreue sich am „Soul BBQ“. Das Terminal (Flughafenstraße) macht „80er/90er“, der Hirsch (Vogelweiherstraße) begießt sein 19-jährigen Bestehen und die Indabahn (Bahnhofsplatz) ein „Sommerfest“. Und im Cult (Dooser Straße) wird gänzlich unbeeindruckt von der Witterung zum guten alten, fröhlich-bunten „Schwarz Tanz“ geladen. Alles ganz freiwillig. Immerhin.