Freitag, 25. Januar 2019

Höhlentier

Ich hab mir jetzt eine Höhle gebaut. Darin ist es sehr schön. Es gibt Kissen und Decken und noch mehr Kissen, große und kleine Kissen und solche zum wo man ein bisschen draufboxen kann und dann plustern die sich so auf und wenn man den Kopf hineinlegt hat man eine Kissenmütze auf, oder ein bisschen so wie ein Liegeohrensessel, und eine Decke mit Ärmeln. Hier kann man super herumliegen. Tagsüber ist es ein bisschen heller in der Höhle, da kann man dann Bilderbücher anschauen und manchmal auch welche mit Wörtern drin, aber das ist sehr anstrengend, und man kann sehr gut Mandalas ausmalen mit sehr dicken Buntstiften und Wachsmalkreiden, das geht dann zwar nicht superakkurat aber man muss dafür nicht so oft spitzern, und andere Sachen, die im Malbuch drin sind. Oder man kann auch einfach einmal nur so schauen und dann vielleicht zählt man mal zur Abwechslung diese kleinen Stoffpopel, die so eine Decke manchmal macht. Um mich herum gibt es Stapel mit Körnern und Nüssen und manchmal tropft ein bisschen Wasser von oben, das reicht dann schon, aber wenn ich genug Tropfen gesammelt habe, muss ich mich erst einmal wieder ausruhen, denn das Höhlenleben ist sehr anstrengend. Wenn es dann dunkel ist, schau ich noch ein bisschen Bilder an, aber nur so lange, bis das Streichholz fast den Finger verbrennt, man muss da aufpassen mit dem Feuer, getrocknete Früchte und Erdnussschalen überall, nicht dass da mal eine Explosion passiert. Dann kann ich mich wieder in die Kissenmütze legen und meinen Kassettenrekorder anmachen, weil da hab ich noch eine alte Michlkassette drin und Pumuckl und Dreifragezeichen hab ich auch gefunden, aber das ist nicht gut vor dem Schlafengehen, wegen so aufregend, und Aufregung passt nicht sehr gut in so ein schönes Höhlenleben … „Wann genau“, ist mir plötzlich, als ich mich grad vom linken aufs rechte Ohr gedreht hab, eine Küchenrollenrolle ans selbige gehalten worden, denn ich habe ja verfügt, dass die Höhle nicht betreten und nicht verlassen werden darf damit es schön warm bleibt darin, und schon die Frau Lateinlehrerin früher hat immer gesagt „Lieber derstunken als derfroren“, also „Wann genau“, hat es mir also ins Ohr getrompetet, „hast du eigentlich vor, unter dem Wohnzimmertisch wieder rauszukommen? Ich wart jetzt seit heut Morgen darauf, staubsaugen zu können, und hab eigentlich schon auch noch was anderes vorgehabt! Und die Arbeit hat auch schon angerufen und gefragt, wo du bleibst!“ hat der Mitbewohner sich beschwert, um sogleich den Föhn unter meiner Höhlenwand hindurchzuschieben, was erst schön war wegen warm und die Erdnussschalen waren dann auch auf einmal kein so großes Unbequemlichkeitsproblem mehr, sich dann aber zügig als methodisches Ausräuchern herausgestellt hat. Hab ich meine Höhle also verlassen und statt der angestrebten acht Wochen nur zwei Stunden Winterschlaf gehalten. Man hat’s nicht leicht. Und wenn du denkst, es geht nicht mehr, dann kommt der erste Jeck daher … Tröööt.

Freitag, 18. Januar 2019

Schneeengeln


Dass der Winter nicht zeigen würde, wie der Schneehase läuft, kann man ihm dieser Tage wirklich nicht nachsagen. Der Süden verwandelt sich in eine unersprießliche Mischung aus Pompeij und Atlantis, während im Norden der Bürger nur noch mit kleinen Eispickelchen bewaffnet das Haus verlässt, um kleine Löcher in Benzintank und To-Go-Kaffee zu meißeln und noch ein bisschen teilhaben zu können am Leben. Man ächzt, stöhnt und ist gefährdet, Hilfstruppen werden rohrpostgleich durchs Königreich entsandt, Spendengelder generiert, das Erste macht mehr Brennpunkt als Tagesschau. Wenn der Alex noch durchs Weltall flitzen würde, dann könnt er jetzt mit einer Wärmebildkamera schöne Sachen machen überm GottmitdirduLandderBayern, nämlich hat es endlich seinen wahren Urzustand erreicht und strahlt in schönstem Königeisblau umeinander. Er tät aber noch etwas entdecken, unser Häwelmann, nämlich innenmittendrin im Blau einen Hitzefleck in schönstem mittelfränkischen Feuerrot. Denn wie immer ist die Insel der Glückseligen von der gewaltigen Gewalt der Witter- und Wetterung weitestgehend verschont, lächelt Unwetterwarnungen und Schneestürme nonchalant ins Reich des Gossip und feilt weiter an der Petition, Biergärten verpflichtend ganzjährig zu öffnen. Um so größer die Aufregung vergangene Woche. „Mei, wie sie sich freut, dass es schneit!“ hat’s unablässig neben mir gehämt, was einen nicht weiter wundern muss, wenn man hört, dass der Hämer dem allerschlimmsten bayerisch‘ Sibirien entstammt und da die Kinder noch mit einem Fell das trübe Licht der Welt erblicken und zur Einkindergartung Rentiergeweihe bekommen, aus denen sie sich gemeinsam singend Schlittschuhkufen drechseln, um der Unbill des ewigen Winters zu trotzen. Ich hingegen: sofortige innere Dauerschleife Zukowski, Schnee, gepudert, hinaus, rodeln, alle, und so hab ich mit dem größten Vergnügen wie ein Eisbärjunges im Pulverweiß getobt und die Reise einmal um die Altstadt per pedes nicht nur zu gern, sondern direkt zweimal auf mich genommen, obwohl diese sich als nicht nur beschwerlich sondern sogar ausgesprochen gefährlich herausgestellt hat, weil der SÖR womöglich noch beschäftigt ist mit Silvesterkracherräumen, was eigentlich schad ist, könnten doch die unzähligen Glassplitter auf allen Gehwegen das Streugut vorzüglich ersetzen. Es macht auch beim Hinfallen fast keinen Unterschied. Aber gut, der Spuk ist eh vorbei, hat der Winter einmal kurz die Orientierung verloren, in die Sonnenstadt hineinflatuliert, quasi Erleichterung im Nebenzimmer, man kennt das, und sich wieder der Hauptaufgabe zugewandt. Mir soll’s recht sein, ich hab alles erledigt: schneegeengelt auf der Verkehrsinsel, Stiefelspuren auf der unbefleckten Hundewiese bestaunt, Frisur ruiniert mit Flockenflatschen, mehrfach Beinahegenickbrüche erlitten und elegante Eiskunstlauffiguren vor Publikum vollführt sowie, das allerwichtigste, entlang und dank der Stadtmauer zentnerschwere Schneeteppichkugeln gerollt. Winter ade, scheiden tut weh! Aber ich hab Stärke, deswegen bin ich bereit. En garde! 
... Ja, ich weiß, dass der Winter grad erst angefangen hat. Lasst mich in Ruhe!

Freitag, 11. Januar 2019

Mützenshaming

Man geht ja grad vergleichsweise gern schlafen, und da kann man gern einmal vorher ein bisschen Radio hören, wegen Beruhigung. Sehr gut eignet sich da Radio Mikro, das ist sozusagen der Sandmann für Bildungsbürgerkinder im Bayern2, und da liegt man dann sehr schläfrig spätabends um 18.30 Uhr umeinander und bildet eine gewisse Fäule aus und sich dabei aber weiter. Neulich über das Forscherleben am Südpol, das war schön, keine Eisbären weil Pinguine und aus Abwasser kann man frisches machen, und dann hat der Südpolforschermann gesagt, er wünscht sich eine Mütze, weil auf der Polarstation haben alle die gleiche Mütze und da käme man manchmal ein wenig durcheinander, weil alle rote Kopfverhüllung. Der hat Sorgen, hab ich mir gedacht. Ich hingegen, ich hab ja immer gesagt, Mütze geht nicht, weil erstens sofortige Verwechslungsgefahr mit Michl aus Lönneberga beim Aufsetzen und nachher beim Absetzen mit altem Wischmopp. Und dann gibt’s ja da Leut, die kennen gar nichts! Ich mein, erwachsene Frauen mit so einem Bommel auf dem Schädel, wo man sich fragt, ob der eigentlich größer ist als die darunter verborgene Denkstruktur oder da in Wahrheit eine kleine Brotzeit drin verpackt ist. Oder andere, wo du denkst, da muss man es vielleicht mit der Liebe und Sehnsucht nach Lappland auch nicht übertreiben, nur weil’s jetzt grad einmal nur noch fünfzehn Grad hier hat. Oder diese Kerle, denen du pfeilgrad ansiehst, dass der mit der Wollumhüllung auch nur versucht, von der frühzeitigen Alopezie abzulenken, und dann hörst du da Geschichten von Frauen und morgendlichen Überraschungen, hör mir auf! Von den saulustigen Rentiergeweihblinkbaummützen, die da grad am Abend wieder in der Innenstadt umeinanderbegeistert haben, gar nicht zu sprechen. Ich also immer ohne. Warum? Weil ich’s kann, und überhaupt Beauty first, Safety second! Gesundheit auch. Bisher. Weil jetzt stellt sich da anscheinend eine schwierige Situation im Stirn- und vor allem auch Ohrensegment ein, wo man sagt: Drei Stunden Ohrenschmerz und abends immer mit der Wärmflasche auf den Kopf gebunden, ist es das wirklich wert? Und nach vielen Stunden innerer Einkehr und Zwiegespräch hab ich mir gedacht, das ist es eigentlich nicht. In der Folge hab ich mir fünf Mützen und acht Stirnbänder gekauft, immer erst so „Jetzt stell dich nicht so an!“ und dann zum würdelosen Brezngesicht im Spiegel: „So geh ich keinesfalls aus dem Haus!!“ Krise. Jetzt hat aber eine Freundin einen guten Vorschlag entwickelt, nämlich dass man die Frisurenproblematik vielleicht lösen könnte, wenn man unter die Mütze so eine Art Reifrockgestell basteln würde. Das sieht dann vielleicht nur ein bisschen aus wie Rastafari, hätte aber den irren Vorteil, dass die sorgsam ondulierte Frisur darunter nicht zu einem erbärmlichen Gatsch gepresst würde. Oder ich mützl was Blaues drüber und dann sag ich einfach immer, ich bin Marge Simpson und auf dem Weg zu einer geheimen Spezialfaschingsfeier. Und der Vorwurf, man tät mich nicht mehr erkennen, wenn ich eine Mütze aufhab, weil dann der weißhaarige Orientierungspunkt fehlt, der güldet dann auch nicht mehr! Man könnt auch vielleicht statt des Bommels einen Meisenknödel dranheften an die Mütze und dann hoffen, dass so arg viele Vögel kommen, dass die einen über die mordsgefährliche Winterlandschaft, wegen der man sich jetzt so viel aufregen muss, einfach hinforttragen. Oder halt einfach weil Vögel und Tierliebe und so. 

Freitag, 4. Januar 2019

Zorbing gegen Grippe

Ihr Lieben, nachdem ich soeben aus einer weiteren Einheit komatösen Tiefschlafs erwacht bin und einmal forsch davon ausgehe, dass wir immer noch das Jahr 2019 schreiben, komm ich endlich dazu, euch ein erquickliches solches zu wünschen und es auch so meinen zu können, deswegen auch gleich noch nachträglich frohe Weihnachten und Halleluja sowieso. Weil es war ja nämlich so dass ich als braver Bestandteil der bruttoinlandsproduzierenden Bevölkerung mich grad so über die Ziellinie getapfert hab und aber auf dieser zusammengebrochen und einer mittelschlimmen Malaise anheimgefallen bin. Weihnachtskrippe darum mit Weihnachtsgrippe, und wie das Jesulein hätt ich mich auch gern auf ein Stroh gebettet und in Frieden geruht, doch wie schon dem Messias war die Einsamkeit auch mir nicht vergönnt und sind stattdessen aufgeregte Männer mit Bart umeinandergerannt und haben einen Duft von Crémant, Blaukraut und Eau de Cologne verströmt, immerhin auch Geschenke dargebracht und zugeschaut dass mein Kreislauf in Schwung bleibt. Zugegebenermaßen hat’s immerhin keine Rindviecher gegeben, aber wo die abgeblieben sind hab ich dann jetzt auch entdeckt, nämlich eh schon am ungefähr Sonntag- bis Mittwochabend bei der großen Taschengeldverbrennung allgemein und in spezial haben nicht solchene Rindviecher bei mir vor der Haustür die Gullideckel gesprengt, wo du nur sagen kannst: Hoffentlich ist auch ein bisschen was von der Hand mit herumgeflogen. Naja, also jedenfalls vorher noch, während ich das übliche Spiel aus „Komm mir bloß nicht zu nah mit deiner Pest!“-Geschrei und mildem „Soll ich dir das noch einmal erklären, wie das geht mit dem Immunsystem und dem kaltfußigen Umeinanderstehen am Hauptmarkt und der Erkältung“-Lächeln meinerseits vollzogen, da hat sich heimlich hintenrum noch ein anderer Spezl mit auf die Silvesterpartygästeliste hineinsigniert. Nämlich hat der Herr Noro sich angekündigt und seine, wie soll ich’s sagen, sprudelnd gute Laune. Und jetzt muss ich zugeben: Da bin ich dann auch nicht mehr ganz so tolerant was Ansteckungsgefahr angeht, und so hat man dann bei der allerersten peristaltischen Intestinalbewegung sofort Ungemach ge…naja: wittert und den Doktor Google nach Übertragungswegen und Inkubationszeiten befragt. Nach der intensiven Wissenserweiterung über Tröpfcheninfektion, Händewaschen & Co. kam man zu dem Ergebnis, dass es nur eine einzige Möglichkeit gibt, sich zu schützen, und die lautet natürlich: Zorbing! Während der Forschungsteilnehmer also schon dabei war, für alle Personen im näheren und weiteren Umfeld selbstaufblasende Ganzkörperplastikbälle zu erwerben, um in den kommenden Wochen derart formschön gewandet durch die Stadt zu rollen, sich statt eines Händedrucks freundlich anzurempeln und dann dabei zuzuschauen, wie der Gegrüßte mit einem Mordseffet den nächsten Hügel hinabbollert, was die Folgekommunikation mit peinlichem Smalltalk empfindlich gestört hätte, hab ich spielverderbend einen Einwand erheben und darauf hinweisen müssen, dass man vielleicht lieber ersteinmal zwengs des Bauchgrimmens mit der Festtagsernährung ins Gericht gehen könnt. Im Ergebnis hat er dann Zorbing-Bälle und Magenbitter bestellt, damit man beim Stärke-Antrinken nicht so friert. Bis dahin ist aber überall eine schöne Schwäche. Gsunds Neues miteinander!