Dass es immer wieder an ein Wunder grenzt, dass diese Glosse Woche für Woche pünktlich erscheint, ist eigentlich müßig zu erwähnen, versetzt mich selbst jedoch stets in so großes Staunen, dass ich mich dann eben doch wieder mitteilen muss. An dieser Stelle grüße ich meinen Zahnarzt, der unlängst kundtat, ihm seien meine Sätze morgens um 7 viel zu lang. Hallo Jürgen! Jedenfalls ist es so, dass ich mich grad sauber selbst in eine Fisimatente hineinmanövriert habe, nämlich, indem ich mir eine Gerätschaft zulegte, die direkt aus der Hölle, oder: dem Paradies der Prokrastination entsprungen ist. Seitdem bin ich kaum mehr lebensfähig, steh morgens auf und dann ist schon wieder abends, und ich habe nichts getan. Na stimmt nicht, hab ich schon, aber halt mit dem Gerät. Es handelt sich hierbei um eine wahre Büchse der Pandora: einmal geöffnet, kommen ununterbrochen lauter Übel zum Vorschein.
Das kam so, dass ich im Drogeriefachgeschäft lustwandelte, und dann flanierte ich am Zubehörregal vorbei und an den Handspiegeln und dann dachte ich mir „Mensch“, dachte ich, „deiner daheim, der ist schon gescheit dreckig“, und schon lag ein neuer im Körbchen. Was ich aber nicht bedacht hatte, war die miterworbene Spezialfunktion, winzig vermerkt als Aufkleber. „10x“, steht da. Jetzt ist es so, dass ich bislang durchs Leben ging und mich meines Antlitzes in der Tendenz mehr erfreute als grämte. Hier und da ein bisschen tricksen, ansonsten Wasser, Kernseife und Nivea, fertig. „Poren“, was soll das sein, wunderte ich mich immer, und das Problem des Gesichtsplissés, das haben bei Gott wirklich nur die anderen, und Augenbrauen hab ich von Natur aus zwei wohlgeformte statt nur eine über dem Nasenrücken thronende Haarwurst. Doch weh, welch ein Irrtum, ach! Plötzlich liegt meine Haut in Falten, die einen jeden Origamikünstler vor Neid erblassen ließen. Plötzlich schreien mich Poren an, in denen eine halbe Grundschulklasse locker Platz fände.
Und am allerschlimmsten ist: Plötzlich lerne ich, dass ich einen ganzen Tag ganz wunderbar damit verbringen kann, Augenbrauen zu zupfen. Kaum schaut man mal zwei Minuten nicht hin, schon sprießen baumstammdicke Borsten aus Gesichtsstellen, die man bislang haar- und einwandfrei erachtet hatte. „Den Spiegel“, schrie ich nach einem zerzupften Tag, „den bring ich sofort wieder zurück!“, und wendete mich wieder meinem neuen Hobby zu. Ein Gutes hat das aber, bringt es mich doch einen gewaltigen Schritt näher an eine meiner ohnehin längst besten Freundinnen. Die nämlich zeichnet sich seit Jahren dadurch aus, mit einem solchen Lupenspiegel + einer taschenbelampten (!) Pinzette verwachsen zu sein, um in jeder möglichen wie unmöglichen Situation (eine meiner liebsten: bei 180 auf der Autobahn) in der Augenfrisurgegend nach dem Rechten zu sehen. Ich hingegen werde das Hexenwerk demnächst rituell verbrennen, um fürderhin faltenlos und glücklich durch die Welt zu hüpfen.