Neulich shoppen. Ein Spülmittel hab ich gebraucht, fast 50 Euro hab ich dann gezahlt. Was dazwischen liegt, weiß ich nicht mehr. Rauschzustand vermutlich. Ausgelöst durch ein Überangebot an Möglichkeiten zur Ersatzbefriedigung. Reihen um Reihen voller Obst – für jemanden, der Früchte liebt, diese aber ärztlich verbrieft nicht zu sich nehmen darf, ein Fest. Weil hab ich jetzt Handcreme „Apfel und Limette“, Spülmittel „Granatapfel“, Duschgel „Gurke-Erdbeere“, Küchenseife „Granatapfel“, Lippenpflege „Granatapfel“ und Essigreiniger „Himbeere“, wobei ich vor allem auf letztgenannten stolz bin und vor lauter Beerenfreude gierig an der Essenz schnüffle. Jedoch fällt mir spätestens jetzt eine gewisse Häufung des Granatapfels auf, der ganz offensichtlich grad als der neustes heiße Scheiß im Kosmetik- und Hausmittelsektor gehandelt wird. Gut, muss man sagen: Kann ich mir schon vorstellen, wie das gelaufen ist. Hat halt so ein Erfindulin zum x-ten Mal seine Küche oder das weiße Designersofa pink bespritzt beim Versuch, das ach so gesunde Gefrücht ordnungsgemäß zum Verzehr zu zerteilen und dann Wutanfall und dann so „Kreuzdonnerwetter, für irgendwas müssen die Dinger doch gut sein!?“ und dann so putzen und dann so „Ach schau, der ganze Küchenkalk weg und die Couch ist auch wieder schön aufgeraut …“ – bähm, Modeobst. Und farblich ja auch gut wegen pink voll in. Steig ich diesmal voll drauf ein, wegen vorgenannter Gründe, obgleich ich mit Essensmode in der Tendenz ja eher schwierig bin. Hab ich aber halt eine gute Anlage dafür in die Wiege gelegt bekommen, weil die Oma hat nämlich im Naturkoststüberl gearbeitet, selbst geschrotet und angebaut und Kräuterbücher gewälzt und Schwedenbitter angesetzt, um es auf Verletzungen aller Art zu träufeln und bei Bedarf auch mal ein Stamperl zu schlucken. Bei der Oma gab’s also Körner und Gesäme, überhaupt eh alles nur sehr gesund und Demeter, und da hab ich also schon als Kleinkind was verweigert, was damals „Rauke“ hieß und mir später teuer als „Ruccola“ präsentiert worden ist, so wie auch immer gern im Frühjahr der ganze Clan grün umwölkt nach Knoblauch gestunken und mit „Das riecht morgen nimmer!“ die Vorzüge eines büschelweise aus dem Garten geholten Unkrauts gepriesen hat, das dann vor wenigen Jahren erst plötzlich in Plastik verpackt in Feinkostregalen lag zu fünf Euro pro vierblättriges Büschel. Seitdem ist der Bärlauch ja aus eigentlich ungefähr gar nichts mehr wegzudenken, vom Knödel über die Kalbsleberne und Öl bis hin zur grüngesprenkelten Nudel – überall isser drin. Schade nur, dass er’s nicht auch in die Kosmetik geschafft hat. Bärlauch-Duschgel, Bärlauch-Deo, Bärlauch-Gesichtscremefürdiereifehautabvierzig – ein Traum. Und alle Menschen täten den ganzen Tag sagen: „Das riecht morgen nimmer!“ So halt leider nur Granatapfel.
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