Freitag, 26. November 2021

Das Whiskind lädt zu seinem Markte ein

 In einem Interview mit einer Autorin hat diese Dame mir neulich davon erzählt, dass sie im letzten Jahr eine Geschichte geschrieben hatte vom Christkind und einem Bett, die ihr sehr viel Applaus, doch auch einiges an Buh eingebracht hätte, wegen der Blasphemie und weil das geht doch nicht. „I feel you“ hab ich gesagt und das genau so gemeint, also vollumfänglich. Ich finde die Geschichte ausgesprochen naheliegend, weil schließlich ist das Christkind jetzt auch schon im zweiten Jahr arbeitslos und, siehe Rubrikennamen, was willst du machen, wenn dir einfach schon wieder die Lebensgrundlage entzogen wird: auf dem Kanapee bleiben, richtig, alternativ im Bett, oder naja ich stell mir schon auch gern vor, wie das Christkind beim Jobcenter sitzt und ein bisschen verzweifelt schaut weil der Arbeitsmarkt in dem Berufsfeld eher überschaubar, der Christkindergarten hat geschlossen, und dann soll es widerwillig ankreuzeln, dass es prinzipiell verfügbar ist. Dann hat es die Krone an den Nagel gehängt, gewartet dass ein Jobangebot kommt und in der Zeit nach Lebenssinn gesucht, erst in Hefezöpfen (Unsinn), dann in Bananenbrot (auch) und schließlich in Makramee (um Gottes Willen!), und dann erst einmal die Locken zum Kurzhaarschnitt frisiert weil praktischer, und das Gewand zur Latzhose umgenäht, weil es hat dann einen Kurs zum Wrestlen gegeben und das wollt das Christkind ausprobieren, wegen Frustkanalisation und Weg zur Mitte, auch wenn sein Zwetschgenmännla da ein gewisses Unverständnis geäußert und weiter durchs TV gezappt hat. Zwischendurch Anruf vom Jobcenter, man hätt da was also entweder könnt das Christkind zweimal wöchentlich als Testimonial für ein tolles neues Restaurant mit dem irre freshen Namen „Burg-mas“ in der Fußgängerz… nein? Ah, verstehe, also und dann hat das Christkind, das sich mittlerweile nur noch Chrissy rufen hat lassen eine Stelle beim Servusbetrieb Öffentlicher Raum inne- und auch schnell wieder losgehabt, nachdem es den Hauptmarkt mit Weihnachtssternen, Nelken und Zimtbäumen in Penisform bepflanzen wollte, und sowas macht man hier nicht, also da könnt ja jeder kommen mit seinem Kräutergarten. Dann hat Chrissy im Youtube gelernt, wie man ausm Gerstackervollrath den reinen Alkohol destilliert und daraus was Gutes macht. Der „Whiskind“ ging prima aber dann spätestens als Chrissy im August dabei erwischt worden ist, wie sie sich Schlag 13 Uhr beim Charly IV. huckepack im Kreis hat tragen lassen und dabei gesungen „DAS WHISKIND LÄDT SSU SSEINEM MAAKDE EIN!“ war’s damit auch vorbei weil nicht angemeldet beim Ordnungsamt. Liegt sie jetzt also im Bett, hegt umstürzlerische Gedanken und tät gern irgendwas anzünden. Immerhin: eine Kerze ist jetzt schon erlaubt.

Freitag, 19. November 2021

Ein Funzelmeer zu Martins Ehr'

 „Ich geeh mit meiner Lateernö, und meine Laterne mit miir. Zu Hause wäre zwar Wäärmö, doch draußen frie-hie-ren wiir!“ Das Geheimnis einer guten Beziehung ist, dass man die Bedürfnisse des Partners kennt und erfüllt. „KATHAINA moagen is Lateanö kannstu komm?“ – „Was denn für eine Laterne, Schatz?“ – „Na wegen Pelzmäatl!“ – „Ach ja richtig, der unaufgefordert seine Meinung teilt!“ – „Neeein du Dumme, den MANTÖL!“ – „Stimmt, das mit der Meinung waren andere. Und der bringt dann Geschenke?“ – „Neeein du Dumme deawaschonim Kindagatn unhatwas gebacht!“ – „Plätzchen und Lebkuchen?“ – „Neeein Mandaine und Obstigel!“ – „Bitte?“ – „OBSTIGÖL!“ – „Also spinnt jetzt der auch schon ich kenn das nur mit Mett, also …“ – „NEEEIN du Dumme ein FUCHTIGÖL!! Und ich hab schon meine Lateanö nämlich die Mama hat mir eine AKETÖ gebastelt! Kommst du BÜTTÖ?“ Tja, was willst du machen? In meiner Erinnerung geht Laternenumzug so: Kinder haben Scheußlichkeiten aus Glanzpapier, Eltern Punsch. Es gibt Lieder, vielleicht ein Pferd. Gelegentlich brennt etwas, das tritt man aus und schenkt sich nach. Später sind die Eltern laut und lustig, Pferd und Kinder verschwunden, aber egal, die kommen schon wieder wenn ihnen kalt wird, machmaldieluftausdertasse! Wird also witzig, hab ich gedacht. War’s dann auch. Aber anders. 16:45 Anreise zum Treffpunkt, im gleißenden Licht der Rushhour funzeln vereinzelt schwache Lichter, wusste gar nicht, dass es hier Glühwürmchen gibt. 17:05 Aus Glühwürmchen werden -birnchen, manche blinken. 17:08 Kein Punschausschank wegen bösem C, na toll. 17:10 30 Kinder sammeln sich auf der Kirchentreppe, 300 Erwachsene davor. Ein Erzieher nippt an seiner Teekanne, plötzlich Punschgeruch. 17:15 Alle Kinder schreien. Ich dachte, die sollen sing…? Ach so. 17:20 Auf zu Station 2! 17:25 Funzelkinder spreißeln über die Wiese, Eltern jagen hinterher. 17:30 Fang und Beifang wird gesammelt, ein engmaschiger Elternzaun zur Fluchtverhinderung gebildet. 17:33 funzelnde Stimmchen blicken ängstlich ins gleißende Flutlicht der 300 Dokumentarfilmer. 17:34 Vereinzelt blinken Büsche und Mülleimer. 17:40 Auf zu Station 3! 17:41 Siehe Station 2; irgendjemand weint. 17:48 Der Erzieher wringt seine Kanne aus; lächelt irgendwie seltsam. 17:45 Wieso untersuchen alle ihre Schuhsohl… ? O verdammt! Alles Hundeklo! 17:53 Im Gebüsch nippt der Erzieher verstohlen am Flachmann. 17:55 Kind 1 nuckelt am Obstigel, Kind 2 möchte auch. 17:56 Kind 2 möchte doch nicht. 17:57: Kind 2 möchte doch. 17:58 Kind 2 klaut Kind 1 den Obstigel. Kind 1 wehrt sich mit Laternenhieben. 18:00 Kind 2 erbricht sich vor Zorn. Aus dem Gebüsch riecht es nach Schnaps. Über den Kirchenvorplatz wehen Fetzen von Glanzpapier. Rabimmel, rabammel, Rabumm-bumm-bumm.

Freitag, 12. November 2021

Queen of Commonhealth

 Schönen guten Morgen zusammen! Sollte hier irgendjemand unsinnigerweise gleich geistige Höhenflüge und Bonmots von mir erwarten, kann ich gleichmal zu Beginn enttäuschen, denn in meiner Nase sowie weiten Teilen meines Gehirns befindet sich ausschließlich Rotz, und ich meine ausnahmsweise den mit Taschentuch, Nasenspray und dicker Schicht Penatencreme. Jaa genau, die Herren kennen das Spiel, danke. Sogleich eine Zwischenfrage, die mich sehr beschäftigt: Können Elefanten eigentlich Schnupfen bekommen und wenn ja, wie viel? Wir wollen aber bitte hier nicht über große Zahlen sprechen, von denen hör ich wirklich genug in den letzten Tagen. Viel schöner ist, dass der Sonnenkönig endlich meine prekäre Lage auch erkannt und den K-Fall ausgerufen hat, weil das hab ich nämlich schon letzte Woche gemacht, aber auf mich hört ja keiner. Im K-Fall müssen sofortige Maßnahmen ergriffen werden, es gelten andere Regeln. Zum Beispiel gilt, dass man a) nicht mehr morgens duschen muss, sondern mit Fug und Recht den ganzen Tag 1. Schlafanzug, 2. Filzpantoffeln, 3. Mütze tragen darf (die je nach Dauer von a) unterschiedliche Funktionen erfüllt). Weiters besagt der K-Fall, dass es ok ist, vormittags mit Schnuffeltuch und Heißermilchmithonig auf dem Kanapee zu liegen und sehr, sehr laut „Elsa Eiskönigin“ zu schauen, obwohl weit und breit kein Minderjähriger zu sehen ist, sowie sich vom einzigen Menschen, der sich verlässlich immer und in jedem Zustand um dich kümmert und dir alles bringt, was du so dringend brauchst, also: dem DHL-Mann deines Urvertrauens, einen Kassettenrecorder ans Bett stellen zu lassen, denn du weißt: Das einzige, was dir jetzt hilft, sind die Original Pumuckl-MCs mit dem ewig schönen Geräusch einer sich selbst auf Seite B drehenden Tonspur. Dass der Lieblingsbote dann auch noch eine große Kiste teuren Wein unterm Arm hat, den irgendwer im Fieberwahn fälschlicherweise bestellt zu haben scheint – Schwamm drüber. Im K-Fall ist alles erlaubt, schließlich sollt ihr froh sein, dass es nicht der C-Fall ist: Du sollst Gott für alles danken, auch für einen Mittelkranken! Katarrhina, her Pestilency the Queen of Commonhealth, bleibt darum auch brav daheim, weil erstens wegen dem Allgemeinwohl und zweitens will niemand dauernd auf der Straße mit „PFUI DEIFI BLEIB BLOß WEG VON MIR!!!“ angeschrien werden. Jedoch eine Ausnahme tät ich vielleicht machen: Mich heut spätabends um 17 Uhr auf meinem Rekonvaleszenzspaziergang zum Laternenzug schleichen um mich mit meiner leuchtenden Nase unters rabimmelrabammelnde Zwergenvolk zu mischen und es mit meinem blutrotgenießten Auge ein bisschen erschrecken. Lachen ist gesund,  und vielleicht lässt eins ja eine Mandarine fallen. Oder Schokolade. Ich denke, das wäre in Ordnung. Im K-Fall ist alles erlaubt. 

Freitag, 5. November 2021

Umweltbundesamt

 Also. Wenn wir dann jetzt bitte alle unsere Blutpflaster wieder aus dem Gesicht gehobelt und die Vampirzähne vom Gebiss gemeißelt haben, die letzten Brösel weißer Farbe auf dem Kopfkissen verteilt und die letzten Reste Gruselschokolade in den Hosentaschen vergessen und darob als braune Gatsche zweifelhaften Ursprungs in der Waschmaschine wiedergefunden, kurzum, wenn wir uns jetzt alle wieder beruhigt sowie ausreichend über die Zeitumstellung gemosert haben, dann können wir uns jetzt doch bitte endlich einmal mit dieser sehr wichtigen Sache beschäftigen, die mir schon seit drei Wochen auf dem Herzen liegt: Winterreifen! Nee Scherz: Heizen natürlich. Hier scheiden sich die Geister, denn während die einen sich ihr eigenes Tropenhaus zu bauen wissen (Merksatz: Innentemperatur = Außentemperatur x gewünschte Temperatur : [Socken – Kurzärmelig] + Fake-Kamin³), trotzen die anderen der Kälte und sich selbst das Letzte ab (Merksatz: Innentemperatur = Außentemperatur + Anzahl der Fleecejacken : [Sparfuchs x Weichei] – Stolz²). Folgerichtig gibt es bei gegenseitigen Hausbesuchen nurmehr zwei Begrüßungsformeln, die das wohlgesonnene „Schön dich zu sehen!“ fortan ersetzen: „Scheiße isses bei dir kalt!“ und „Um Gottes Willen, hast du a Hitz!“ Das führt zu Unsicherheiten, weil kannst du halt nicht lustig ratschen, wenn du grad in deiner Skifahrkombi samt Strickrollkragen und Wollstrumpfhose zu ersticken drohst, derweil die Besuchte sich in Shorts und Trägertop tropisch angemessen räkelt und auf deine schüchterne Nachfrage versichert, „grade erst gelüftet“ zu haben. Auch nicht, wenn jedes Wort von weißem Dampf umwölkt deinen Mund verlässt und du damit beschäftigt bist, heimlich unterm Tisch deine Eisfüße zu massieren und versehentlich hier und da ein Bierfilz zu entzünden, weil der Besuchte heizt halt nicht vor Januar, weil wegen dem Immunsystem. Was willst du also machen? a) Besuche(r) fortan vermeiden, b) den Besuchten mit der Genfer Konvention bedrohen oder c) das Umweltbundesamt zu Rate ziehen, denn das gibt gute Hilfestellung: „Die Raumtemperatur sollte […] nicht mehr als 20°C betragen“, rät es erst beflissen, doch ergänzt dann schelmisch „sofern diese Temperatur als behaglich empfunden wird.“ Mit dieser Regel kann ich mich nicht nur hervorragend arrangieren, sondern adaptiere sie auf weitere Bereiche winterlichen Alltags: Die verzehrte Menge Schokolade sollte maximal 1 Riegel pro Tag betragen, sofern dies als ausreichend empfunden wird. Die wöchentliche Menge Rotwein sollte maximal 0,75 Liter betragen, sofern dies als angemessen empfunden wird. Die tägliche Arbeitszeit sollte acht Stunden betragen, sofern dies als zumutbar empfunden wird. Einwandfrei. Ich denk, das kriegen wir hin.