Ich wollte einen Kuchen backen. Um genau zu sein ein „Brot“,
denn so haben wir das alle vor ziemlich genau fünf Jahren gelernt: Lasse
Bananen so lange wie möglich liegen und vor sich hingammeln, ignoriere den
Prozess absichtlich und überrasche dich nach einiger Zeit selbst mit dem Reifegrad
deutlich über dem Verfallsdatum. Zermatsche die Bananen, füge allerlei einschlägige
Zutaten aus dem Segment „Backen“ hinzu samt einer ordentlichen, für „Brot“
genannte Erzeugnisse üblichen Portion Zucker, und fertig ist ein formidables Gebäck,
das nur Unwürdige als „Kuchen“ bezeichnen. Wahre Connaisseure hingegen sagen „Bananenbrot“
und schieben sich stündlich ein bis zwei dicke Ranken davon zwischen die
Kiemen, weil Brot ist gesund, und außerdem haben wir fünf Prozent des Weißmehls
durch Vollkorn ersetzt! Hätten wir. Denn dann haben wir eines der großen Gläser
geöffnet, in denen wir zum Schutze vor Befall durch Viecherkram alles, was
Nudel, Mehl, Reis & Co. heißt, aufbewahren, und hatten gottlob die gute
neue Brille auf und die Ruhe weg. Dank diesen (Ruhe und Brille) konnte nämlich
ein genauer, sehr genauer Blick ins Glas geworfen werden, und bei dieser
genauen Betrachtung begannen sich einzelne Mehlstäube plötzlich zu bewegen.
Gut, hab ich gedacht, es ist noch früh am Morgen, du hast vorhin auch einmal
heftig geatmet und draußen weht ein rechter Wind, da kann so ein Mehl schon
einmal in Bewegung geraten. Aber dass das Mehl von heftigen Luftstößen auch
kleine Beinchen und Köpfchen bekommen könnte, war mir dann doch ein bisschen
rätselhaft. Eilig hab ich das Glas geschlossen und es unschlüssig zur Seite
gestellt, wo es jetzt seit Tagen steht und seine mikroskopisch kleinen Bewohner
munter weiter Gräben und Tunnel ins Getreide bohren. Unerwünschten Tierbefall
im Lebensmittel – es ist ja nichts Neues. Regelmäßig hört man von Menschen, die
zum Großreinemachen in Küchen gezwungen werden, weil sich irgendwo ein feiner
Nistplatz aufgetan hat, aus dem sich dann die Viecher tummeln. Als besonders eindrücklich
habe ich einen Sesam in Erinnerung, der bei einem gemeinsamen Sushi-Event genau
so lange köstlich schmeckte, bis das Ursprungsglas zum Zwecke des Nachschlages
angereicht und darin nebst den schmackhaften Saaten noch allerlei schleimiges
Fadenzeugs gefunden wurde. Bon appetit! Dann kam eine Frage auf: Wenn doch
jetzt eh Insektenmehl & Co. en vogue sind, weil nachhaltig und Proteine,
wieso soll ich dann teuer kaufen, was eine Industrie erzeugt, wo ich doch
offenbar selbst sehr gut Insekten produzieren kann? Wie viel bleibt übrig von
der Milbe nach 60 Minuten bei 175 Grad (Umluft)? Und warum also soll ich also das
gute Mehl in den Müll schütten anstatt in die Rührschüssel? „Beim Menschen
konnten nach Verzehr [mit Mehlmilben] befallener Lebensmittel
Magen-Darmprobleme, asthmatische Erkrankungen der Atemwege und ekzemartige
Hauterkrankungen beobachtet werden“, sagt das Umweltbundesamt. Na gut.
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