„Ich geeeeeeh mit meiner La-teeeeeeeerne, und meeeeine Laterne mit miiiiir! Da voooorne kommt die Ta-veeeeeeeeeerne, da tausch‘ ich das Ding gegen Bieeeeer!“ Wie? Falsch? Sterne, Leuchten, Heiligkeit? Das mag ja sein, aber: Ist mir egal, denn ich bin heilfroh, wenn ich überhaupt einen Text in mir drin habe, der einigermaßen die metrischen Grundbedürfnisse befriedigt. Nachdem ich unlängst lernen musste, dass die jahrelang von mir inbrünstig jubilierten Zeilen „Das Licht geht aus, ich geh‘ nach Haus‘, rabimmel, rabammel, rabumm, bumm, bumm“ einem nicht mehr nachvollziehbaren Irrglauben zu verdanken sein und es eigentlich heißen soll „Ein Lichtermeer zu Martins Ehr, rabimmel, rabammel, rabumm, bumm, bumm“ bin ich ehrlich erschüttert, muss ich mich doch fragen, wie oft ich schon mit schockierten bis peinlich berührten Blicken ob dieses lyrischen Fauxpas bedacht worden bin. Also wo ich doch mindestens auf 17 Laternenumzügen pro Saison bin und da meine neuesten Bastelarbeiten präsentiere, lampionschwenkend.
Gut, ich habe gewissermaßen eine Entschuldigung, entstamme ich doch altem katholischen Landadel, der nur aufgrund demographisch-historischer Wirrnisse in der protestantischen Ödnis gestrandet ist, um fürderhin ein Leben in innerer Zerrissenheit zu führen, insbesondere so in der Zeit um dieses Weihnachten, die durchsetzt ist von traditioneller („Mamamamamaaama heut kommt der Pelzmärtel ich freeeeeeeeeeu mich so!“ – „Du kannst so viele Stiefel rausstellen, wie du willst, mein Kind, der NIKOLAUS kommt erst am 6. Dezember! MIT dem Krampus!“) wie liturgischer („Papa wieso holt der Mann mit dem Kleid die Lebkuchen aus der Mikrowelle?“ – „Das heißt ‚Tabernakel‘, Kind, und ‚Hostie‘!“) Verunsicherung …
Äh ja, worum ging’s? Textsicherheit, richtig. Weil ich gerne mag, wenn Menschen voller Hingabe Lieder mitsingen, ohne auch nur eine einzige Silbe des Textes zu beherrschen, was man ja ungefähr überhaupt gar nicht an den Lippenbewegungen erkennen kann, und selber zwar großmäulig die Prämisse „Nicht so gut, dafür schön laut!“ für Gesangsveranstaltungen jedweder Art ausgebe, mich dann aber nicht minder nachdrücklich vor Darbietungen drücke, die nicht von einer mindestens baustellenlauten und deswegen mich übertönenden Instrumentalbegleitung flankiert werden, bin ich hochsensibel, was Geschichten rund um die Reizworte „Gesang, Text, Lautstärke“ betrifft, halte mich für gewöhnlich sehr bedeckt und steige erst wieder ein, wenn ich mir ganz sicher bin. Also so: „Ich geeeeh mit meiner La-teeerne, und meine Laterne mit miiiir. Da oben leuchten die Steeerne, und unten lo-hoichten wiiir. Mhmmhmmmmhmh, mhmhmmmmhmhm, RABIMMELRBAMMELRABUMMBUMMBUMM!“
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