Neuerdings gehe ich wieder intensiv meiner Lieblingsehrenamtlichentätigkeit nach. Ehrenamt, das haben wir schon gelernt, ist toll, weil zwar schlecht für Konto, aber gut für Karma und Gesellschaft. Jetzt spreche ich aber natürlich nicht vom Verfassen dieser Glosse, iwo, das mach ich ja dauernd. Sondern vielmehr sieht es so aus, dass das Tätigkeitsfeld sich rund um den Wöhrder See und entlang unseres geliebten Flüsschens befindet. Da bewege ich mich also – vorzugsweise in den Abendstunden, vorzugsweiserer mit dem Fahrrad, wegen mehr Flächenabdeckung in weniger Zeit. Wenn ich das ein bisschen getan habe, lasse ich mich nieder am Söderstrand – der heißt so, weil den seinerzeit der Maggus gewaltsam aus dem Seeboden hat stampfen lassen, um sich anschließend käsezehenpanierend als repräsentatives Fotomodell zu Propagandazwecken anzudienen – und die Fledermäuse in meinem Haar herumpicken. Die freuen sich, bekommen sie doch ihr Abendmahl kompakt und auf Rädern geliefert, anstatt sich im wabernden Shishadunst zu verirren. Und ich freu mich, weil ich einer Reuse gleich mit wenig Aufwand sehr viel eingefangen habe.
Mein Bestreben ist es fürderhin, bei dieser Tätigkeit möglichst viel den Mund möglichst weit offen zu haben – das erhöht die Fangquote beinahe exponentiell, und hinterher sieht das Gebiss zwar ähnlich verdächtig nach Klaviertastatur aus wie nach dem Genuss eines Mohnkuchens, aber ein weiteres Merkmal des Ehrenamtes ist ja die selbstlose Hingabe und Aufopferung, und für den Proteinhaushalt ist auch gleich was getan. Der Nonplusultratrick, der neben der Bekleidung mit möglichst hellen, möglichst gelbtönigen Farben angewendet werden kann, ist jedoch einer, den ich mir auf dem Bauernhof, der neben dem Haus meiner Oma aufgewachsen ist, und in dem ich naturgemäß viel zu Gast war, um zu schauen, woher eigentlich diese Chicken McNuggets kommen, die es an Zeugnistagen immer gab, abgeschaut habe, und in dessen Kuhställen so lange, gelbe Klebebänder von der Decke baumelten, auf dass das Geschmeiß dort eine letzte, ewige Ruhestätte finden möge.
Was so gut funktioniert hat, dass auch bei der Oma überall so hängende Gräber zu finden waren. Und was ein Kuhstall – quod licet bovis, licet katharinae! – kann, kann ich schon lange, deswegen schmier ich mir, wenn ich besonders frivoler Gesinnung bin, vor meiner Jagd möglichst dick Wetlipgloss um den Mund. Nach einer großen Runde um den See sieht man dann ungefähr so aus wie ein Nadelkissen, nur dass die Nadeln nicht in Bestandteile wie Flügel, Beine und Körperflüssigkeit zerfallen sind, wenn man sie vom Kissen entfernen wollte. Ach, ja, falls das noch einer Erläuterung bedürfen sollte: Die Rede ist hier natürlich von den Fliegenschwärmen, die das für die Region typische Sumpfgebiet umwölken. Muss ich wirklich immer alles erklären? Auch meine Nächstenliebe hat Grenzen. Also ksch!, weg mit euch!