Freitag, 15. Mai 2015

Einhornhintern

Neulich habe ich mit einer Zwölfährigen ein wichtiges Gespräch geführt. Es ging darum, dass ihr mangels väterlicher Toleranz der Besitz eines Haustiers verwehrt würde, wegen Geruchs-, Haar- sowie Verantwortungsbelästigung. Ich hörte die Klagen, musste aber zu meinem aufrichtigen Bedauern dem erzieherischen Plädoyer stattgeben. Bis zu dem Punkt, an dem mein weltschmerzgeplagtes Gegenüber mit weidwundem Blick sprach: „Nicht mal ein Einhorn darf ich!“ „WAS?“, empörte ich mich, „das ist ja unerhört!“, und es erfolgte ein hurtiges Einverständnis darüber, den ignoranten Vater fürderhin mit Verachtung zu strafen, um sich über das gemeinsame Sorgerecht des fabulösen Huftiers zu einigen. 

Nach einem kurzen Streit, wer denn bei den täglichen Ausritten vorne sitzen dürfe – weil vorne muss man, vorne kommt die regenbogenglitzernde Einhornkotze raus, das weiß ja wohl jeder – und ich listig vorschlug, man könne dem Wesenhintern vielleicht eine Hornattrappe aufsetzen, der Unterschied fiele doch nun wirklich kaum auf, besänftigte mich das kluge Kind, indem es mich in Kenntnis setzte darüber, Einhörner defäkierten schließlich in Pinkglitzerknödeln, und das sei doch sehr praktisch, wenn ich die direkt auffangen und meine Umwelt damit bewerfen könne. Weil das Tier jedoch auch in derselben Farbe niese, wandte ich ein, sei doch bitte vom Felltyp „Pinkglitzer“ abzusehen und sich auf „Weißglitzer“ zu einigen, sonst sehe man ja gar nicht, wenn sich das Einhorn vollgerotzt habe und fasse dann immer in den Schleim. 

Folgerichtig herrschte eine Zweidrittelmehrheit über die Haustierwahl, man besiegelte den Vertrag mit einer Limo, um sich dann darüber zu verständigen, dass Haggard, der vermeintlich garstige König aus dem Achtzigerjahretrickfilm, gar nicht so böse sein könne, wolle er doch schließlich die Einhörner nur für sich haben, weil er sie so liebe, und wie könne ein solcher Mensch nur böse … Mein dezidiertes Wissen über diese Fabelwesen beziehe ich nun nicht nur aus dem intensiven Studium besagten Films, sondern dem Umstand, dass in meiner kompletten, zumal erwachsenen Umwelt ein Konsens darüber besteht, Einhörner seien derjenige Nonplusultrakitsch, der auch in einem Alter jenseits der zwölf zulässig ist. 

Was mich wundert, sehe ich mich doch mit ungläubigen Blicken konfrontiert, sobald ich zu Protokoll gebe, in meiner Wohnung habe sich hier und da die ein oder andere rosabeschleifte Asiatenkatze versteckt. Nimmt mich nicht mehr Wunder, reduziere ich „Einhorn“ auf primitive Schlüsselreize: Kombination aus Pony und Prinzessin plus eindeutiges Phallussymbol. Was jetzt vielleicht die Väter dieser Welt nicht unbedingt vergegenwärtigen sollten, sonst ist’s gleich wieder vorbei mit dem Haustier …  

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