„Ich glaube, es ist so“, hob das Schatzi zu einem in jedem Sinne gewichtigen Referat an. „Ich bin zu fett für meinen Körper. Ich passe nicht mehr in mich selbst hinein.“ – „Und was machen wir jetzt da?“, hab ich mich besorgt erkundigt. „Weiteressen!“, sprach’s und griff beherzt in die Plätzchendose, zu deren Inhalt ich zuvor angemerkt hatte, es sei womöglich eine kalorienarme Alternative, statt Spitzbuben zu vertilgen sich lieber ein Stück Butter mit Marmelade zu bestreichen. Anlass des Leidens war der Weihnachtsmarktbesuch am Vorabend gewesen, im Zuge dessen sich in Windeseile flüssige Kalorien vom Gegenwert eines fränkischen acht-Gänge-Menüs einverleibt worden waren, was zur Folge hatte, dass der solcherart geschundene Leib sich anschickte, ähnlich eines auf die Heizung gestellten Hefeteiges prächtig aufzugehen. Jetzt wissen wir alle: Das ist nichts Neues. Böses Weihnachten, böses Essen, böses Sitzen, alles böse. Aber jetzt Akutproblematik „Festgewand“, weil man weiß zwar, dass man später am Heiligabend eh in der vorsorglich mitgebrachten Bequemhose mit weitem Bund auf dem Elternsofa brach liegt, möchte aber doch vorher wenigstens beim Eintreffen zum Fest ein bisschen ausschauen. Wegen Fotos. Das führt mich zu einem Erlebnis vor nicht allzu langer Zeit, als ich schon mal dachte „Mensch du, das Kleid ist toll für eine Hochzeit, aber halt schon auch ein bisschen Körper und so.“ Klare Sache, hab ich dann befunden, wozu gibt es „Shapewear“, der Schummelfummel für untendrunter. Reinpfriemeln, wahnsinnsausschauen, daheim wieder rausschuhlöffeln aus dem Gummischlauch, fertig. Bin ich also losgezogen und hab dann eine Demütigung sondersgleichen durchmachen müssen, die ich bis heut nicht recht verkraftet habe. Weil es geht schon damit los, dass diese Schlankmachwurstgewänder nur in Größen vorhanden sind für Frauen, wo man sagt, „wozu braucht jetzt die eine Shapewear? Aber wenn ich mir zwei von den Unterkleidern jeweils um ein Bein wickle, könnte das klappen.“ Und dann zwängt man sich hinein in das Kondom und weiß nicht ob lachen oder weinen, weil Wampe hat man immer noch, dafür aber keinen Busen mehr. Stimmt nicht ganz, weil der Busen ist irgendwie schon noch da, nur jetzt halt am Rücken, weil irgendwo muss der Speck ja hin und irgendwo muss so eine Body Shapewear ja auch aufhören, und der Körper denkt sich „Nicht mit mir!“ und schiebt den Hüftspeck kurzerhand auf die Schultern hinauf, wo er dir dann fröhlich aus dem Spiegel entgegenwinkt. Atmen auch nur noch so mittel, aber da weißt du dann schon auch, warum es früher in war für Frauen, andauernd in Ohnmacht zu fallen. Hab ich mich also wieder rausgewunden aus dem Fummel, der meines Körpers entledigt auf die Größe einer Walnuss zusammengeschrumpft ist und der Frau Fachgeschäft gesagt, dass das bitte umbenannt werden muss in „Body Shamewear“. So. Für’s gesparte Geld gibt’s jetzt erstmal Glühwein. Oder eine neue Jogginghose.
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