„Ja Kreuzdonnerwetter!“ hat es aus mir heraus
rambazambaniert. „Meinst du, ich sag nur zum dich ärgern die ganze Zeit, dass
du jetzt einmal ein bisschen Gas geben und dich von deiner romantisch
verklärten Vorstellung vom gemütlich-fröhlichen Plätzchenbacken gefälligst
verabschieden sollst? Es wird sich hier nicht süß Mehl auf die Nase gestäubt,
sondern schwerst gearbeitet, zefix!“ hab ich weiterschimpfen müssen und auf
einen Knopf drücken, der den Zuckowskis Rolf ausgestellt hat, weil der seit
knapp zwei Stunden dauerschleifend von der Weihnachtsbäckerei gesülzt und mir
die Ohren zum Bluten gebracht hat. Ob man gemeinsam backen möchte, hatte ich
die Knaben befragt und dabei mich kopfschüttelnd selbst betrachtet. „Jaa juhu!“
haben diese nämlich ausgerufen und dann schon bei der Aufforderung, Wunschkekse
zu äußern, Verzweiflung in mir geweckt. Wo man jetzt Rezepte herbekäme, ob man
da extra ins Elternhaus fahren müsse, man sei ja eher so der Salatesser und
hätte aber gerne am Sonntag so drei, vier Stündchen Zeit. Ob es sein könne,
dass keiner der beiden jemals Plätzchen gebacken hätte, hab ich gefragt und
geantwortet bekommen, dochdoch, man habe hier und da schonmal was ausgestanzt.
Nun denn, hab ich geseufzt und eine gute Fee bestellt sowie eine Kompanie
Heinzelmännchen, die dann ein paar Stunden für uns vorbereitet haben. Rezepte
suchen und Zutaten besorgen und vermengen und kalt stellen und was man halt so
macht am Samstagabend und Sonntagmorgen. „Ich weiß auch nicht, was das ist,
aber ich bekomm ja vom Backen immer so eine Gänsehaut“, hat dann eins direkt
zum Arbeitsantritt verkündet, als es des mehligen Schlachtfeldes ersichtig
wurde, und wollte schon davonspazieren. Hab ich ihn am Schlaffitchen gepackt
und zum Kipferlrollen verdonnert, was jedoch zur Folge hatte, dass der
Inschenör meine Arbeitsanweisungen infrage stellen und erst einmal den Workflow
optimieren hat müssen. Derweil der andere Spezialist seine Energie darauf
verwendet hat, Ausstechformen möglichst adrett auf einem Teigfladen zu drapieren,
Lampen umeinanderzuverstellen und akribisch einen followerkompatiblen
Insta-Post zu komponieren. Hab ich meine Konditorenhaube zurechtgerückt, zum
17. Mal die „Weihnachtsbäckerei“ zum Schweigen gebracht, mich kurz ins klebrige
Küchenbodenbett fallen lassen und durchgeatmet. „Weißt“, hab ich mir gedacht,
„eigentlich ist’s ja gleich, dass du bis heut Nacht noch allein alles fertig
machen wirst. Alle sind wir beieinander, noch niemand hat sich gestritten oder
gar verprügelt, und das ist doch die Hauptsache“, bin ich direkt wieder
aufgesprungen und hab röstaromatisierte Lebkuchen aus dem qualmenden Backofen
gerettet, was von den Knaben nicht bemerkt wurde wegen gegenseitig Mehl auf die
Nase stupsen ... Und jetzt entzünd’ ich dann ein drittes Kerzlein und bewundere in glänzenden Dosen
lagernde Kilojoule, mit denen man eine Kleinstadt eine Woche lang weihnachtlich
erleuchten könnte. Das wird schön!
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