Auto, das ist ja auch nichts anderes als so ein Mensch: Je älter er wird, desto ungerner geht er zum Arzt und wenn doch, dann muss er sich bei einer Diagnoseverkündung ganz feste die Ohren zuhalten und lalala machen. Und das Autolein muss halt auch manchmal zum Onkel Doktor, zum Beispiel, wenn es die Hufbeschläge von Winter- auf Sommermontur gewechselt bekommen soll und selbst-ist-die-Frau-Wasmeier ums Kreuzdonnerwetterzefixhallelujanocheins die Reifen nicht runterzementiert bekommt. Vom Adlaten, versteht sich, ich selbst hatte grad die Nägel frisch lackiert. Nachdem der Adlatus also schweißgebadet die ganze Straße zusammengewutbrüllt hat, hab ich um Aufgabe gebeten, will sagen: betteln müssen, wegen adlatösem Ehrgeiz, und gesagt, da tät ich halt einmal tief in den Sparstrumpf greifen und jemand anderen fürs Umeinanderärgern bezahlen. Gesagt, getan, Einfahrt beim Fachmann, Zeitüberbrückungsratsch nebenan, nach einer Stunde hochmodern Kunde erhalten von wegen Auto ist fertig. Bin ich rüber gewackelt und als ich grad gezahlt hab und türmen wollt wegen totaler Erleichterung wegen niemand hat angerufen und gesagt, Sie, Ihr Auto, das könnten wir auch direkt von hier auf den Schrott, sagt der Fachmann: „Und dann kommen S‘ bitte noch einmal zu mir, gell?“ Hab ich schwer geschluckt und schon einmal kurz infarktiert wegen schlechtem Gewissen wegen „Wenn Sie mir noch einmal so ein dermaßen verkantetes Reifengebilde herstellen, dann setzt’s was!“ und mich ganz klein gemacht. „Ich hab Angst!“, hab ich blinkernd kindchenschematiert. „Neinnein“, sprachs diabolisch-milde, und da hab ich schon das letzte Stündlein schlagen hören. „Also Ihre Bremsen“, erfolgte sogleich die Belehrung, und ich schloss gedanklich: „… sind tippitoppi, wie machen Sie das nur, Sie scheinen ja eine ganz umsichtige Fahrerin zu sein?“ Doch weit gefehlt: „… sind dermaßen runtergerostet, das hab ich selten gesehen. Sie fahren wohl nicht so oft?“ – „Doch, aber halt vorausschauend, wie man’s gelernt hat“, hab ich wutgeschnaubt und dem Weltbild sich beim einmal umstülpen zugeschaut. Da hakelst dich seit Jahr und Tag mit Tempomat 70 dynamisch in den Stadtverkehr ein um dann effektiv die Lücken zu nutzen, querst Ampeln altruistisch bei dunkelorange statt Vollbremsung und Auffahrunfall, kündest von deiner Ankunft auf der Autobahn durch vorausschauendes Linksblinken und Lichthupen anstatt dann lästiger Bremsmanöver wegen Mittelspurgeschleiche und fährst beim Überholen bremsschonend bis auf den letzten Zentimeter auf ... „... und das soll jetzt alles falsch gewesen sein?!“, hab ich über den Tresen geschluchzt und kräftig in den Kostenvoranschlag geschnäuzt. Und gelernt: künftig bei allen Gelegenheiten nur noch spontan ruckartiges Bremsen. Und weiterer Schritt in Richtung nervige Alte.
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