In meinem wahnsinnig prominenten Schaffen hat sich’s neulich
zugetragen, dass ich dem wahnsinnig prominenten Regisseur Max Färberböck
begegnen durfte. Also in Wahrheit hab ich aus Sitzreihe fünf seinen
Ausführungen gelauscht. Aber der Glanz ist bis hinter zu mir abgestrahlt. Jetzt
Moment, ihr wisst eh wieder nicht, von wem ich sprech. Der Herr Färberböck ist
der helle Geist, der beispielsweise den großartigen Film „Aimee & Jaguar“
gezaubert und zuletzt den Alptraum vieler Franken realisiert und ihn „Tatort“
genannt hat, wo man sagt, ja mei, so ein heller Regisseursgeist, der verausgabt
sich halt vielleicht auch einmal und dann kommt halt sowas dabei raus nach 20
Jahren. Der Herr Färberböck hat sich beim Vortrag aber vor allem verausgabt,
indem er episch ausgeführt hat, wie sehr er den Franken schätzt, den Liebreiz
und die Herzlichkeit und die Stärke der Frauen, die war ihm spezialwichtig, und
wie er sich hineinverliebt hat in uns hier, und da versteht man dann schon ein
bisschen, dass bei so viel Begeisterung für ein Völkchen man das Bedürfnis
entwickelt, ihm ordentlich eins vor den Latz zu knallen, also dem Volk, wegen
sonst Größenwahn, und deswegen lieber Filme zu machen, wo der Franke als
besonders deppert und unsympathisch rauskommt. Also Satire, quasi. Ganz
besonders herausgehoben hat der Herr Färberböck außerdem den
irrsinnssympathischen Zungenschlag des Mittelfranken, und das war schön, weil
da ist dir dann auf einmal klargeworden, wieso er so viel Wert darauf legt, den
irrsinnssympathischen Zungenschlag bei jeder sich nicht bietenden Gelegenheit
besonders zum Zuge kommen zu lassen. Musst ich ihn gleich einmal befragen, weil
ich das so nett find. Wie das so geht mit dem Dialekt, und wie er das so laufen
lässt, wollt ich gerne wissen, und hab gehört, dass der Herr Färberböck, der
übrigens ein Oberbayer ist und deswegen auf dem Gebiet des Fränkischen mit
seinen so hauchfeinen Unterschieden, dass ausschließlich der Eingeborene zu
hören vermag, ob er mit einem Nürnberger, Fürther oder gar gräußlichen Oberfranken
parliert, von Natur aus eh sehr firm, also dass der das immer einfach ganz
natürlich laufen lässt und deswegen weiß, dass alle Mimen immer und die ganze
Zeit ausschließlich ganz natürlich sprechen würden und deswegen alles hernach
immer ganz natürlich klingt. Und dass wenn ein Darsteller oder eine -in einmal
wie in der schönsten „Mondebuldschano-Wallbollidschella-Binogrridscho“-Übung
und dann 50 Minuten Theaterhochdeutsch und dann lieber nocheinmal etwas
einflechten muss, das klingt wie „Rrrindsbulliong“ oder „Rriffllblech“, dass
das dann alles nur ganz natürlich wär. Ganz beseelt von diesen olympischen
Worten also im Sinne von vom Olymp zu mir herabgesprochen war ich. Und umso
mehr gefreut hab ich mich jetzt, wie ich eine ganz natürlich fränkisch Sprechende
im Film dabei erwischt hab, wie sie ganz natürlich geniederbayert hat.
Freitag, 28. Juli 2017
Freitag, 21. Juli 2017
Sommerduft
An einem dieser schönen Eintagssommertage, die es hier grad
immer mal wieder im Sonderangebot gibt, war’s so, dass ich mit dem Radl
umeinanderschlawanzt bin um die Mittagszeit und nach einer Mahlzeit Ausschau
gehalten hab. Also nicht dass es mich grad schlimm verlangt hat nach einer,
aber interessiert hätt’s mich schon. Das Interesse hat aber dann bald rapide abnehmen
müssen und sich mit einem dringenden Gefühl einer bevorstehenden
Magenausstülpung konfrontiert sehen, weil je mehr ich hingeschaut hab nach da,
wo Menschen Mahlzeiten eingenommen haben, desto greißlicher ist mir geworden.
Also jetzt mal abgesehen davon, dass „Zwaa Jägermeister, und dann lässt nochamal
bidde die Luft aus meim Bilzglas!“ womöglich nicht direkt in Einklang geht mit
den Empfehlungen des Bundesgesundheitsministers zur adäquaten Wasseraufnahme
bei großer Hitze, geht für mich mit letztgenannter einher, dass man sich von
bestimmten Nahrungsmitteln tunlichst fernzuhalten habe. Sitzen die also in der
Gluthitze und krachen sich Döner, Schäufele und Grillplatten ins Gesicht, dass
es eine wahre, also nicht natürlich, Freude ist. Aber gut, ich mein, nach
meinem wirklich stets wenn überhaupt dann nur sehr zurückhaltend geäußerten
Dafürhalten sollte es ja gesellschaftliche Konsense geben über das friedliche
Zusammenleben in einer aufgeheizten Phase über 30. Also Grad Celsius. Die
Ü30-Gesellschaft also habe bitte umgehend darauf zu verzichten,
Vanille-Duftbäume in Autos herumzufahren und mittels geöffneter Fenster neben
hipper Chartmukke einen allgegenwärtigen Geruch von Weihnachtsbackstube zu
verbreiten. Weiters ist spätestens jetzt für alle Liebhaber schwerer Parfums,
deren Produktion eigentlich seit dem Milleniumswechsel eingestellt sein sollte,
wie „Joop Homme“, „Gaultier Le Male“ sowie weibliche Varianten, die Zeit
gekommen, einzusehen, dass man sich für das Tragen dieser … Düfte … ähnlich zu
schämen hat wie beim Zahnarzt, wenns zum Frühstück noch schön Zwiebelaufschnitt
mit Aioli gab. In der U-Bahn lassen wir den Arm unten. So Zeug. Jetzt kannst du
sagen, das ist ja aber alles Zeug, was wegen Luftdings mehr Menschen betrifft
und deswegen Rücksicht, da kann dir doch sauber egal sein, ob ein Einzelmensch bei
Ü30 ein greißliches Winterfutter in sich reintut. Das ist freilich ein bisschen
richtig. Aber … Aber! Was mir eher einleuchten würde, wär, wenn einer sagen
tät: Du, das ist halt vielleicht so wie im Arabien mit dem heißen Tee, den
trinken die ja da auch wegen Abkühlung dann irgendwie, vielleicht funktioniert das
mit dem Döner und dem Schäufele auch so, und in Wahrheit bist du die
Angeschmierte. Darauf wüsst ich dann jetzt auch keine schlaue Antwort.
Freitag, 14. Juli 2017
Bamiflü
Dass der Adlatus einfach stehengeblieben war, das hab ich
erst nach ein paar Metern gemerkt. Umgedreht hab ich mich dann und irritiert in
zwei Augen geschaut, die glaub ich aber schon noch sehr viel irritierter in
mich hineingeschaut haben. „Was hast du da grade bitte gesagt?“ wollte man
wissen, und ich hab in die Drogerie gesonnen, in die ich grad hineingehen hab
wollen, und nachgedacht und wiederholt: „Na dass ich da noch schnell hab
hineingehen wollen und eine wasserfeste Wimpi kau… oh“, hab ich mich unterbrechen
müssen und bemerken, dass mir da scheint’s ein sehr seltsames Wort aus sehr
längst vergangenen Kindertagen über die Lippen gehuscht war. Eine Wimpi, das
war früher das, was wir heut elitär „Mascara“ nennen und nicht wissen, ob es
die oder der heißt, Hauptsache das erwachsene Wort benutzt. Früher, da hatten
wir viele Wörter, die sag ich heut schon auch noch aus Versehen, aber wenn dann
eigentlich nur in Verbindung mit ironischem Gelächter und den Freundinnen von
damals, die auch noch die von heute sind. Damals, da hatten wir wichtigeres zu
tun als uns mit Wörtern aufzuhalten, deswegen war’s wohl erforderlich, alles so
kurz zu schrauben wie möglich, und zudem mit einem Klang zu versehen, der den
Wörtern den Schrecken der Realität zu nehmen vermochte. Wir schrieben morgen
eine „Schulze“ und mussten dann noch „Hausi“ machen, wir wurden ins „Seki“
gerufen und wenn’s blöd lief auch zum „Direx“. Wir brauchten einen „Bleier“ und
hatten den „Ratze“ nie dabei, konnten uns an selbigem aber sehr gut morgens treffen,
und taten noch in der Kollegstufe der Lehrerin kund, „sponti“ zu entscheiden,
ob man gleich den Leistungskurs mit unserer Anwesenheit zu beehren gedachte.
Und wenn, dann um erstmal nach der „Wimpi“ der Sitznachbarin zu verlangen.
Heute haben wir eigentlich auch keine Zeit mehr, um ordentlich zu sprechen, nur
ist uns der Sinn für die Weichheit und Sympathie der Akronyme verlorengegangen.
Voller Härte und Verachtung spucken wir Brocken wie „Arge“ in die Welt, anstatt
freundlich „Agemei“ zu sagen, „Ich hab Post vom Agemei“, da geh ich doch gleich
viel lieber hin, und dass ein „Bamf“ nun wirklich keine herzliche Einrichtung
sein kann, das hört wohl jedes Kind. Bamf. Pampf. Matsch. Quatsch. Ein
„Bamiflü“ hingegen, da würde man doch gern einmal vorbeiradeln und vielleicht
ein paar Hors d'œuvre dabei haben für alle oder Schnitten mit freundlicher
Clownwurst. Vor einiger Zeit hab ich mit dem Bürgermeisteramt telefoniert wegen
meiner Überlegung, einen kommunalen Außendienst zu installieren, die von der
Stadtspitze freundlicherweise geteilt wird. Wegen proaktiv hab ich auch gleich
eine gute Bezeichnung parat gehabt, mittels derer die Institution dem Volksmund
geläufig gemacht werden könnte. Da war das Bürgermeisteramt dann doch gar nicht
mehr so begeistert. Aber gut. Vielleicht wäre „Komadi“ wirklich freundlicher
als „KomA“.
Freitag, 7. Juli 2017
Bühnenoutfitwechsel
„Bei ihren Auftritten kann es vorkommen, dass sie ihre
Outfits bis zu neun Mal wechselt“, hab ich einen jubilierenden Satz in einem
eben solchen Artikel gelesen, wohlwollend nickend mich zurückgelehnt und mir
gedacht: „Ja, so ist das manchmal“ und wieder ein bisschen mehr gefunden, dass
die Helene Fischer und ich schon wirklich sehr viel gemeinsam haben. Wenn man
nämlich von den Übereinstimmungen hinsichtlich Frisur und Gesangstalent absieht
bleibt noch das mit den Klamotten. Und hey – easy. Früher, als ich noch in der
schrecklichen Straße gewohnt hab, da hab ich mir oft wegen schwerem Narzissmus
vorstellen müssen, dass also wenn an jedem Fenster ein sagen wir mal ohne
diskriminierend werden zu wollen Rentner sitzt und hinausblickt wegen
beispielsweise Verkehrsversündigung, dann kriegt der quasi inklusive einen
ausgewachsenen Bühnenoutfitswechsel von mir zu sehen. Weil es gibt schon Tage,
die sind so: Frühmorgens Haus verlassen wegen Arztbesuch; Kleidung: irgendwas.
Heimkommen, Haus verlassen zum Sport; Kleidung: passend. Heimkommen, wieder
raus kommen; Kleidung: Interviewtermin. Merken, dass zwischenzeitlich seit
morgens Temperaturerhöhung um 15 Grad, also heim und kurz darauf wieder raus; Kleidung:
Interviewtermin sommerlich. Rückkunft, später erneut Haus verlassen; Kleidung:
casual sommerlich, sprich kurze Hose & Schlappen. Dann wieder heim weil
wieder erinnert dass wenn Sonne weg dann frisch, also kurz darauf wieder raus
und Kleidung: casual sommerlich-bedacht, sprich kurze Hose, Schlappen, Pulli
und Beutel mit Socken. Voila! Jetzt war’s früher immer ein einsamer Spaß, weil
hab ich mich nur mit mir alleine auslachen können wegen keine Balkone weit und
breit und in die Fenster reinschauen schwierig. Jetzt müssen der Narzissmus und
ich uns aber einer völlig neuen Situation stellen. Nämlich der, dass ich mich
unversehens in einer Gegend wiederfinde, in der außer mir völlig unerwartet
ausschließlich Privatiers zu wohnen scheinen, auf die bei Gelegenheit noch
genauer eingegangen werden muss. Die Privatiers sind schwer damit beschäftigt,
entweder zu balkonieren oder auf Bänken vor Häusern Meetings abzuhalten, um
nächste unternehmerische Schritte zu besprechen. Kannst jetzt sagen: Ja,
Wasmeierin, werden die schon anderes zu tun haben als dich in deiner
Helenefischerei zu beobachten. Ich pariere: Neulich Zuruf vom Balkon auf mich
herab von einem Menschen, ich schwör, mit dem ich noch nie ein Wort gesprochen
hab geschweige denn mich vorgestellt. Er so: „Mensch Kati, du kommst auch nicht
zur Ruhe, ha?“ Nee …
Abonnieren
Posts (Atom)