Freitag, 5. Januar 2018

Apotheken-Umschau

Back to life, back to reality! Herzlich Willkommen im neuen Jahr, dessen Beginn ich wider Erwarten tatsächlich erlebt habe. Wie wir uns erinnern, hatte ich mich auf den Weg gemacht, um auf einer sehr einsamen Hütte mitten im bayerischen Nirgendwo gemeinsam mit vielen anderen Menschen auf eine Art Klausur zu gehen. Es war dann vieles anders als gedacht, beispielsweise die Hütte gar nicht direkt so einsam, sondern eher eine von 200 auf der Fläche eines mittleren Fußballfeldes und vom Ding her so wie am Gardasee-Campingplatz. Inklusive Partypeople nebenan. Es gab Schnee und Bären, zumindest einen glücklichen Tag lang. Die restliche Zeit gab es Schmelze und Regen, die man am ersten Tag noch gern durchwandert wegen Ach ist das eine gute Luft hier, die Motivation dann aber rapide ab-, der Einfallsreichtum dafür zunimmt und Überlegungen angestellt werden, ob es fürs Gewissen nicht völlig ausreicht, wenn immer nur eine Person statt der ganzen Gruppe ein bisschen draußen herumhatscht, diese eine Person aber sämtliche Handys mit den darauf befindlichen Schrittzählern bei sich trägt und so für das verschriftlichte Wohle aller sorgt. Dieser liederliche Versuch, das Schicksal zu foppen, hat freilich Konsequenzen, und deswegen verbringe ich für meinen Teil die ersten Tage des Jahres in strenger Askese, die ich nicht selbst gewählt habe, sondern mir aus Hamburg habe importieren lassen. „Wir hatten so eine Magen-Geschichte“, hatte es geheißen, „aber jetzt ist alles wieder voll gut!“ und ich kurze Berechnungen hinsichtlich variabler Inkubationszeiten von Viruserkrankungen angestellt. Und siehe da: Der vorliegende möchte exakt eine Woche ruhen, bevor er zur Tat schreitet. Deswegen lieg ich jetzt, fei echt wahr, mit Flachatmung auf dem Kanapee und bete, dass der Tag schnell ein Ende nehmen möge. „Du sollst keine Symptome googeln!“ bin ich gescholten worden, nachdem eine eingehende Internetrecherche eine schwere Krankheit ergeben hatte, die mein zeitnahes Ableben zur Folge haben würde, was mir, um ehrlich zu sein, grad gar nicht so ungelegen käme, weil dann wär das mit Magen vermutlich auch vorbei. „Apotheken Umschau darf man aber schon lesen, ja?“ hab ich klug zurückgegeben und sogleich die „Lesen, was krank macht“-Unterzeile rezitiert. Weil dieses hübsche Blatt ist ja wohl auch nichts anderes als der berühmte Doktor Google. Nur halt eben für Rentner. Verspürt der ein Zipperlein, so schlägt er im großen Apotheken-Umschau-Almanach kurz nach, und schon hat er die Gewissheit, Träger eines weiteren Leidens zu sein, das zwingend einen Besuch in einer Apotheke und dortigem Kauf von Zeug im Gegenwert eines Kleinwagens erforderlich macht. Andersrum erhellt das Lesen der neusten Ausgabe eines jeden Geist, finden sich doch dort immer ein bis fünf Symptome, die man bei genauerer Betrachtung eigentlich schon länger und ihnen nun endlich einen Namen zu geben hat. Zu meinem größten Entzücken bietet der Online-Auftritt des Blattes zielgerichtet Hilfe. Nämlich den Symptome-Finder. Ich bin zuversichtlich, hinterher eine so korrekte wie folgenschwere Diagnose stellen zu können und verbleibe in diesem Sinne mit den besten Wünschen. 

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