Ich führe mit meiner Mama ein wirklich ausgezeichnetes Mutter-Tochter-Verhältnis, das auf großem Respekt, gegenseitigem Verständnis und Interesse füreinander basiert und geprägt ist von regem Austausch und tiefen Gesprächen. Zum Beispiel so: (Mama) „Ich weiß wirklich überhaupt nicht, wie dir da jeden Freitag irgendwas einfällt, ich wüsste da ja immer nicht, was ich schreiben sollten.“ – (Ich): „Ja du, ich um ehrlich zu sein ja auch nicht.“ (Mama): „Sollen wir was kochen?“ (Ich): „Ja ok.“ Umso größer war selbstverständlich die Verlockung, diesen schlauen Textroboter auszutesten, über den sich momentan so viel gefreut, vor dem sich aber auch gefürchtet wird, weil wenn ein Roboter künftig Texte schreibt, haben Textmenschen auf lange Sicht bald außerplanmäßig viel Zeit für die schönen Dinge des Lebens. Morgens lang im Bett bleiben bis ungefähr am Nachmittag, dann ein paar Briefe von Ämtern ungeöffnet wegwerfen und Ravioli warmmachen. Auf kurze Sicht könnten sie aber auch viel Stress ersparen und wie in meinem Fall viel Geld, weil ich dann keine Praktikanten mehr dafür bezahlen müsste, sich Kolumnen aus den Fingern zu saugen, während ich lang im Bett liegen bleib und .. naja. Ich also: „Hallo lieber Chatroboter, schreibe lustige Glosse über Geburtstage im Sommer und im Winter.“ Es hat dann ein bisschen gedauert und gerattert, dann schrieb der Roboter eine dialektische Erörterung über das vorgegebene Thema von Qualität und Unterhaltungswert wie Durchschnitt 5. Klasse. Ich: „Das ist nicht lustig.“ Chat: „Tut mir furchtbar leid, ich versuch’s gleich nochmal.“ Drei Versuche später, in denen meine Anweisungen so konkret wurden, dass die Glosse eigentlich fertig war, und die exakt eine sinnvolle Roboter-Idee hervorgebracht hatte („Es gibt jedoch auch Menschen, die eine andere Lösung gefunden haben – sie feiern ihren Geburtstag einfach zweimal im Jahr! … So haben sie das Beste aus beiden Welten und auch doppelt so viele Geschenke.“) schrieb ich enttäuscht: „Du bist nicht lustig. Du kannst keine Glosse schreiben.“, was den Roboter in digitale Tränen ausbrechen und um Verzeihung betteln ließ – was ich zu gewähren gewillt gewesen wäre, hätte er mir zu Beginn unserer netten Unterhaltung nicht meine eigene Existenz verleugnet und einen Anruf bei der Chefredaktion erforderlich gemacht („Wer ist Katharina Wasmeier?“ – „Es gibt keine Katharina Wasmeier.“ – „Äh doch. Katharina Wasmeier lebt in Nürnberg, ist Journalistin und schreibt für die Nürnberger Nachrichten.“ – „Kann schon sein, dass das früher mal so war, jetzt jedenfalls nicht mehr.“). Bleibt die Frage: Wie komm ich an meine Ideen? An dieser Stelle möchte ich die sendungsbewusste Dame freundlich grüßen, die letzte Woche mit mir beim Frisör war und deren Gesichtsfarbe so nett gewechselt hat, als ich mit den Worten „Na, hast du jetzt genug gehört für deine nächste Kolumne?“ von der Chefin verabschiedet worden bin. Danke!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen