So ein Urlaub ist schon eine sehr schöne Sache, also zumindest wenn die anderen alle nicht da sind; vgl. August, der – weil der kluge Bayer ja schließlich dann verreist wenn der Rest vom deutschen Pöbel schon wieder in der Schule weilt oder meinethalben auch im Büro, Schreibtisch jedenfalls, und da ist nämlich dann der Rest vom Deutschland erfreulich leer. Freibad – weite Wiesen ganz für sich alleine, wenig Kindergeschrei, dafür hört man den Autolärm auf der Hauptstraße auch gleich viel besser. Hauptstraße auch gleich viel ruhiger, sprich weniger Huperei und Posing mit der Endstufe, dafür so viel mehr Entfaltungsmöglichkeiten für Baustellen aller Art, das muss man schon auch einmal wertschätzen, dass die Arbeiter da viel entspannter arbeiten können, und dann kommst du heim nach deinem Urlaub und denkst dir „Mei ach schau wie schön, immer noch alles wie vorher“ und saust direkt hinein in so einen spannenden Spätsommerbaustellenstau. Innenstadt leergefegt und somit gleich viel mehr Platz für alle Touristen, eilig mit der Flußkreuzfahrt, noch eiliger mit dem Chinesenbus (auch wenn’s die ja nach wie vor eher heimattreu unterwegs sind) oder herdenweise weißbeinig, aber mit Kappi und Ohrhörern die von Walmart-Reisen oder wie das dann halt heißt im Amerika. Jedenfalls alle die sich’s halt auch einmal anschauen wollen, das schöne Nürni, von dem immer alle reden, und das hat es ja auch verdient, weil der Einheimische selbst sieht ja da jetzt nicht immer überall mehr soo genau hin, und außerdem kann es uns nur recht sein, wenn die Stadt voller vor allem Italiener ist, weil die fehlen denn im Heimatort und nehmen dort nicht den Platz weg auf der Piazza und am Lido und auf der Strada del Sole, alles richtig gemacht also. Und dann kann ich ganz gönnerhaft ergänzen dass es ihnen grad recht bekommt, also den Urlaubstouristen, die Stadt jetzt zu erleben in ihrer olfaktorischen Blüte, diesem ganz besonderen Etwas, das Nürnberg im Hochsommer einzigartig macht und in mir sogleich die dringende Sehnsucht nach einer Fernreise erweckt, nämlich entweder tiefstes Südeuropa oder in den höchsten Norden, genauer: das lappländische Napapiiri, wo seit den 1950er Jahren der Weihnachtsmann wohnt. Weil genau so riecht es hier. Einerseits Sizilien, wo der Müll auf den Straßen verbrennt und die Parks und Wege diesen einzigartigen Geruch aus zu viele Menschen bei zu wenigen Sanitäranlagen ausströmt, ganz zauberhaft. Andererseits die weihnachtliche Geruchsbedrohnung zahlreicher Spezialitätenfabriken, die finden, ihre Produktion im Nürnberger Aushängeschildsegment – und ich mein jetzt nicht die Bratwurst – ausgerechnet in der allgrößten Hundestagehitze richtig anzukurbeln sei eine saugute Idee. Und dann radelst du gemütlich, also gemütlich es halt geht, von A nach B atmest frische Verkehrsluft und vielleicht auch ein bisschen frischen Odl, je nachdem halt wo du grad radelst, und BÄM kommt eine braunsüßklebrige Gewürzwolke und verstopft dir noch die letzte Nasenpore mit Lebkuchengeruch … Ich glaub ich muss auch in den Urli. Mal gucken wo noch Platz ist.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen