Kaum spähen die ersten schüchternen Knösplein aus der Erde,
flattert ein früherwachter Schmetterling durch die Prärie und traut sich eine
Kneipe, einen Stuhl vor die Tür zu stellen, schon schreit’s landauf, landab
„FRÜHJAHRSPUTZ!!!“ und emsige Diener und Dienerinnen der Reinlichkeit schwärmen
aus. Niedliche Schwämme, glitzernde Lappen und Hochglanzsprays finden jetzt
reißenden Absatz, und das Internet quillt schier über vor kluger Tipps und
Ratschläge: „Frühjahrsputz: 5 einfache Tipps, die das Putzen erleichtern“ heißt
es da, „Frühjahrsputz: So gehen Sie ihn richtig an!“ oder, was mir auf eine Art
besonders gut gefällt, „Frühjahrsputz: Checkliste mit allen Tipps und Aufgaben“.
Ich nehm das mal so an: „Wir empfehlen ein Wochenende mit typisch grauem
Schmuddelwetter“, so heißt es bei „Glamour“, und schon stellt sich eine
Erleichterung ein, schließlich war ich bereits im Begriff, sämtliche
Verabredungen fürs erste schöne Frühjahrsglück zu verweigern und mich
stattdessen über den Putz herzumachen. „Viele erledigen den Frühjahrsputz rund
um den kalendarischen Frühlingsanfang. Das heißt aber natürlich nicht, dass du
den großen Frühjahrsputz nicht auch noch im April erledigen kannst.“ Die
Erleichterung wird größer, denn schon bin ich geneigt, alle Pläne fürs
Großreinemachen zu canceln und gemütlich auf sagen wir Ende April zu
verschieben. „[…] leitest du den Frühjahrsputz am besten mit einem ausgiebigen
Frühstück ein“ stand als nächstes zu lesen, und so sitz ich hier an einer
opulenten Morgentafel und beschäftige mich mit dem Frühjahrsputz vorerst nur
rein theoretisch. „Plane genug Zeit ein und lass dich nicht stressen.“ Nein
danke, mach ich nicht, ganz lieb. Was hat es wohl auf sich mit dem
Frühjahrsputz? Die Herkunft leuchtet mir durchaus ein: Habe ich die
Wintermonate tagein, tagaus mit meiner 13-köpfigen Familie nebst Vieh und
Knecht im Duster meiner Ein-Raum-Stallung verbracht, ist es vielleicht am Ende
der Saison durchaus sinnvoll, ein bisschen Ordnung in die vier Wände zu
bringen. Jetzt wohn ich zwar nicht grade herrschaftlich, aber auch nicht direkt
in einer finsteren Höhle, so dass ich durchaus in der Lage war, meine
Quadratmeter einigermaßen rein zu halten. Wie mag es da wohl den anderen gehen,
die jetzt zum großen Kehraus rufen? Immerhin einer lässt sich von meinen
Zweifeln nicht beirren: „Schatz, dein Traum vom Haustier wird endlich wahr!“
kündete der Mann, und seitdem zieht Tag für Tag ein kleiner Roboter ächzend
seine Runden und saugt und wischt, was das Zeug hält. Frühjahrsputz? Die Dame
LÄSST putzen. Dabei beherzigt sie allerdings einen weiteren Tipp sehr gerne: „Lege
deine Lieblingsmusik auf. Wenn du beim Putzen lauthals mitsingst, ist das Ganze
nur halb so schlimm.“ Ich wähle Mary Poppins: „In jeder Arbeit, merkt euch das,
steckt auch ein kleines bisschen Spaß. Versteh den Spaß und schnapp, die Arbeit
klappt.“
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