Freitag, 11. Juli 2025

Yoga im Park

 

Ich komm grade von einer Veranstaltung im Park. Festivalfreunden werden hier sogleich die Ohren aufgehen: Rock, Hiphop, schön auf einer Insel? Weit gefehlt, also um genau zu sein: diametral gefehlt. Im Gegensatz zu gängigen Events auf Grünflächen handelte es sich in diesem Fall um eine ausgesprochen leise Variante, und mit fünf Teilnehmenden war das Ganze auch nicht direkt so gut besucht wie gängige Park-Veranstaltungen. Dafür hat es bloß drei Euro gekostet und nicht wie der große Bruder am Dutzendteich 500 Euro (250 Euro Ticket + 200 Euro Getränke + 50 Euro Speisen zweifelhafter Qualität) und auch nur 90 Minuten gedauert (sonst: zwei Tage Vorbereitung, drei Tage Festival, je nach Alter und Trainingszustand ein bis sieben Tage Rekonvaleszenz) und keine größeren Opfer (Geldbeutel, Gesundheit, Beziehung) gefordert außer dass ich recht gefröstelt hab und dann auch noch nasse Füße bekommen. Dafür kann ich jetzt sehr gut Bauch-, Brust- und Wechselatmung und hab mich mal wieder unter meinesgleichen getummelt (Frauen ü40, die mal „was Neues ausprobieren“ möchten). Ich hatte mir also gedacht: Probier doch mal was Neues aus!, und mich für einen „Spaziergang mit Yoga-Atemtechniken“, der zu meiner großen Freude vom Seniorenzentrum ausgerufen worden war (meinesgleichen), wo sich bekanntermaßen nicht nur Menschen meiner Haarfarbe tummeln, sondern auch solche zu erwarten sind, die in einer ähnlichen Konditionsklasse wie ich spielen und mich nicht in den sonst üblichen Konkurrenzdruck mit den gängigen Yoga-Powergirls in Uniform (weiße Tennissocken, schwarze Leggins, dorthineingestopftes lässiges Oberteil, aus dem ironische Tattoos blitzen, Goldschmuck, Knödel auf dem Kopf und irgendwo irgendwas mit Leo-Print) zu setzen drohte. „Heiterkeit, Lachen und viel Bewegung an der frischen Luft“ wurden mir versprochen und lediglich bequeme Kleidung vorausgesetzt – und hey, wenn ich eins kann, dann „bequem gekleidet“. Also bin ich in der weltbequemsten Klamotte (leider nicht der weltwärmsten) in den Park geschlurft, um mich dort einer Gruppe gleichaltriger Damen zwischen 60 und 80 Jahren anzuschließen, die bereits nach den ersten 100 Meter „gehen und ein- sowie ausatmen“ (ein häufiges Kommando, das den altbekannten Blondinenwitz ad absurdum führt) erste Ausfallerscheinungen zu beklagen hatte und eine der Damen wegen akuten Schwindels auf eine Bank niederstreckte … Ich habe mich also gestreckt und gedreht, meine Verdauung angeregt und mein Bewusstsein erweitert und sehr viel geatmet. Die gute staubige Baustellenluft tief ein und den lieblichen Gartenpflegearbeitslärm tieeeef wieder aus. Heitre war ich auch, und womöglich ist mir mal ein kleines Lachen durchgerutscht. Jetzt bin ich sehr entspannt. Und zum Glück nicht von einem bis sieben Tagen Kater bedroht.

Freitag, 4. Juli 2025

Mehr Omelette als Mensch

 

Zustandsbeshcvipvfäd … Huch. Entschuldigt bitte, aber ich bin grade auf meiner Tastatur abgerutscht, ganz ähnlich irgendwie wie damals, als ich in der fünften Klasse zum ersten Mal bei der Talent Night auftreten sollte und vor Aufregung so geschwitzt habe, dass ich dauernd von den Gitarrensaiten abgerutscht bin, dabei saß doch in der ersten Reihe mein großer Schwarm und … naja. Also: schwitzen, genau. Zustandsbeschreibung: Es ist Mittwoch, 2. Juli, 12 Uhr 26. Vor meinem Fenster ist ein savannenbraungerösteter Glutofen, drinnen sitzt ein Omelette am Schreibtisch und versucht, irgendwo im blubbernden Eintopf unter der Schädeldecke einen halbwegs klaren Gedanken zu fassen. Hab ich „Decke“ geschrieben? Pfui Deifi, kein Mensch braucht eine Decke, höchstens in kaltes Wasser getauchte leichte Leinen- oder Baumwollware. Im Nacken hab ich einen kalten Waschlappen, auf den Beinen die zur Kühlflasche umfunktionierte Wärmi und über meinen Wasserhaushalt hab ich den Überblick und womöglich auch die Kontrolle verloren wie über meine restlichen Körperfunktionen auch. Manchmal, wenn ich denke, drin ist’s mir zu warm, geh ich kurz auf den Balkon, um nach dem Schock der dort herrschenden 39° schnell wieder in die angenehme Frische der 26° Innentemperatur zu flüchten. Dass ich als echte Südländerin durchgehe (weißblondes Haar, blaue Augen, Alabaster-Haut), erkennt man derzeit gut an meinem Tagesrhythmus: spätabends putzmunter, morgens irgendwie auch, und tagsüber rette ich mich von einer Siesta zur nächsten, die ich nur ungern unterbreche zur Aufnahme von sogenannter Nahrung (Wasser, Gurke, Wassermelone). Die Siesta kann ich absolut beliebig an beinahe jedem Ort und Unort abhalten und es ist nur eine Frage der Zeit, bis ich unsanft geweckt werde vom Sicherheitsdienst eines Supermarktes, wo ich mich erschöpft und willenlos zwischen Mozzarella und Kefir ins Kühlregal in einen tiefen Schlaf werde fallengelassen haben … „Erinnerst du dich an dieses Level aus Super Mario 3, in dem die Sonne versucht dich zu töten? Dieser Tag ist heute!“ whatsappte mir heut ein Freund, und das ist ja im Prinzip das gleiche wie der Satz, den Friedrich Nietzsche 1887 seinem Kumpel schrieb: „Lieber Freund! Was für ein Sommer! Ich denke Sie mir im Zimmer sitzend, mehr Omelette als Mensch!“ … Wer Zweifel hat am unglaublichen Nutzen von Bäumen in der Stadt ist herzlich eingeladen, mich zu besuchen und den Unterschied zwischen Südseite (verdorrte Welt, schmelzende Straßen, Mad Max) und Nordseite (kühler Baumschatten, frische Luft, Ronja Räubertochter) zu fühlen. Insofern: Kümmert euch um die Bäume – und um alle anderen, die das selbst nicht so gut können, auch! Puh, war das jetzt ein anstrengendes Denken. Ich glaub, ich muss sofort wieder schlafbmrööööö …