Ich komm grade von einer Veranstaltung im Park.
Festivalfreunden werden hier sogleich die Ohren aufgehen: Rock, Hiphop, schön
auf einer Insel? Weit gefehlt, also um genau zu sein: diametral gefehlt. Im
Gegensatz zu gängigen Events auf Grünflächen handelte es sich in diesem Fall um
eine ausgesprochen leise Variante, und mit fünf Teilnehmenden war das Ganze
auch nicht direkt so gut besucht wie gängige Park-Veranstaltungen. Dafür hat es
bloß drei Euro gekostet und nicht wie der große Bruder am Dutzendteich 500 Euro
(250 Euro Ticket + 200 Euro Getränke + 50 Euro Speisen zweifelhafter Qualität)
und auch nur 90 Minuten gedauert (sonst: zwei Tage Vorbereitung, drei Tage
Festival, je nach Alter und Trainingszustand ein bis sieben Tage
Rekonvaleszenz) und keine größeren Opfer (Geldbeutel, Gesundheit, Beziehung)
gefordert außer dass ich recht gefröstelt hab und dann auch noch nasse Füße
bekommen. Dafür kann ich jetzt sehr gut Bauch-, Brust- und Wechselatmung und
hab mich mal wieder unter meinesgleichen getummelt (Frauen ü40, die mal „was
Neues ausprobieren“ möchten). Ich hatte mir also gedacht: Probier doch mal was
Neues aus!, und mich für einen „Spaziergang mit Yoga-Atemtechniken“, der zu
meiner großen Freude vom Seniorenzentrum ausgerufen worden war (meinesgleichen),
wo sich bekanntermaßen nicht nur Menschen meiner Haarfarbe tummeln, sondern
auch solche zu erwarten sind, die in einer ähnlichen Konditionsklasse wie ich
spielen und mich nicht in den sonst üblichen Konkurrenzdruck mit den gängigen
Yoga-Powergirls in Uniform (weiße Tennissocken, schwarze Leggins,
dorthineingestopftes lässiges Oberteil, aus dem ironische Tattoos blitzen,
Goldschmuck, Knödel auf dem Kopf und irgendwo irgendwas mit Leo-Print) zu
setzen drohte. „Heiterkeit, Lachen und viel Bewegung an der frischen Luft“
wurden mir versprochen und lediglich bequeme Kleidung vorausgesetzt – und hey,
wenn ich eins kann, dann „bequem gekleidet“. Also bin ich in der weltbequemsten
Klamotte (leider nicht der weltwärmsten) in den Park geschlurft, um mich dort
einer Gruppe gleichaltriger Damen zwischen 60 und 80 Jahren anzuschließen, die
bereits nach den ersten 100 Meter „gehen und ein- sowie ausatmen“ (ein häufiges
Kommando, das den altbekannten Blondinenwitz ad absurdum führt) erste
Ausfallerscheinungen zu beklagen hatte und eine der Damen wegen akuten
Schwindels auf eine Bank niederstreckte … Ich habe mich also gestreckt und
gedreht, meine Verdauung angeregt und mein Bewusstsein erweitert und sehr viel
geatmet. Die gute staubige Baustellenluft tief ein und den lieblichen
Gartenpflegearbeitslärm tieeeef wieder aus. Heitre war ich auch, und womöglich
ist mir mal ein kleines Lachen durchgerutscht. Jetzt bin ich sehr entspannt.
Und zum Glück nicht von einem bis sieben Tagen Kater bedroht.