Freitag, 5. September 2025

Strada del Sole

 

Ach Leute, ich sag’s euch: Es könnte wirklich schlimmer sein … Ich fläze elegant auf einer höchst bequemen Liege, es herrschen äußerst angenehme Temperaturen; gerade warm genug, um im Pailletten-Bikini nicht zu frösteln, aber auch nicht zu heiß, dass mein extrahübsches Makeup verlaufen oder ich gar ins Schwitzen geraten würde. Wenn ich die Augen schließe, höre ich nichts als plätscherndes Wasser und gelegentlich ein glockenhelles Kinderlachen. Gelegentlich kommt ein schöner Mann vorbei und befragt mich nach meinen Wünschen: ein kleines Sandwich, kühle Getränke oder gar eine Massage? Mal sehen, ob ich den Tag morgen wieder so verbringe oder lieber einen kulturell ansprechenden Ausflug mache, aber ich denke, ich komme einfach wieder an diesen wunderbar entspannenden Platz – im Hallenbad vom TSV Dingens, also jedenfalls dem Sportverein um die Ecke … Stimmt doch gar nicht? Ja richtig, stimmt eventuell gar nicht, und blitzgescheit, wie ihr seid, habt ihr natürlich auch schon ausgerechnet, dass ich ja noch gar nicht weg sein kann. Erwischt! Aber es gab diesen Moment, in dem ich mit hoher Sicherheit befunden habe, eben dieses Hallenbad sei DIE Lösung für meine Sorgen hinsichtlich der Urlaubsdestination. Es könnte sich bei diesem Moment um denjenigen gehandelt haben, in dem ich den 187. Booking.com-Tab am Laptop öffnen wollte, um eine weitere potenzielle FeWo einem kritischen Vergleich zu unterziehen, sich aber statt den neuen Tab zu öffnen mein Rechner mit einem vernehmlichen Seufzen geschlossen und weitere Dienstleistung verweigert hat. War es aber nicht. Sondern ein anderer. „WIR MÜSSEN ZU HAUSE BLEIBEN, DAS GEHT SO ALLES NICHT!“ hab ich geschrien und mich dabei auf dem Boden gewälzt – so gut wie es ging, denn da wo zuvor ein Boden war, liegt jetzt mein gesamter Hausstand in thematisch passenden Haufen sortiert und wartet darauf, in thematisch sinnvolle Taschen, Koffer und 37 Jutebeutel gepackt zu werden. In dem wahnwitzigen Irrglauben, am Urlaubsort angekommen nur noch zielgerichtet lässig in die passende Tasche greifen zu müssen und dort genau das eine Trum zu fassen zu kriegen, nach dem mir grad der Sinn steht; anstatt wie sonst üblich sämtliches Gepäck dreimal zu durchwühlen, anschließend mies gelaunt ins nächste Geschäft zu fahren und dort mit Todesverachtung einen scheußlichen und zu kleinen Bikini zu erwerben, da der eigene offenkundig daheim vergessen wurde (und sich dann aber beim Auspacken nach Urlaubsende daheim natürlich in der Thementasche „Baden“ wiederfindet) … Was soll ich sagen? Urlaub ist eben der blanke Stress. Aber für den Rückzug ist es jetzt zu spät. Morgen früh geht’s los. Jetzt: Reisesemmeln schmieren, die spätestens hinter Greding komplett verspeist sind. Arrivederci! Strada del sole – ich komme!