Ach Leute, ich sag’s euch: Es könnte wirklich schlimmer sein
… Ich fläze ohne jede Körperspannung in der Hängematte, es herrschen äußerst
angenehme Temperaturen; gerade warm genug, um im Bikini nicht zu frösteln, aber
auch nicht so heiß, dass die Sonnencreme in die Augen laufen oder ich gar ins
Schwitzen geraten würde. Wenn ich die Augen schließe, höre ich nichts als
plätscherndes Wasser und haufenweise Kindergeschrei. Gelegentlich kommt mein
schöner Mann vorbei und befragt mich nach meinen Wünschen: ein kleines
Sandwich, kühle Getränke oder eine Runde Karteln? Mal sehen, ob ich den Tag
morgen wieder so verbringen darf oder lieber einen kulturell ansprechenden
Ausflug machen muss … Was ich möchte, denn schließlich ward mir versprochen:
zwei Wochen „La dolce far niente“ – das sprichwörtlich italienische süße
Nichtstun: schlendern, bummeln, hier ein Spritzchen, dort ein Gelato,
dazwischen sehr viel liegen und lesen und dabei wahnsinnig gut ausschauen. Ok,
letzteres gelingt mir freilich mit links. Ansonsten herrscht hier ein strenges
Regime. Von wegen süßes Nichtstun: „la dure far tutti“ lautet die Parole – das
harte Allesmachen! „Und hast du dir schon einen Plan überlegt für
Unternehmungen?“ frug der Mann kaum dass die Strada del Sole, sprich A9,
betreten worden war und wedelte drohend mit dem im euphorischen Überschwang
(oder schwachen Moment) erworbenen Reiseführer. Berge wollen bestiegen werden
und Schiffe auch, Museen durchstriffen und Gässchen erkundet, und über allem
(mir) schwebt das Damoklesschwert eines Freizeitparkbesuchs, um eine gewisse
Attraktion dort zu betreten und per Konfrontationstherapie zu erkunden, ob ich
die Nahtoderfahrung von vor einigen Jahren wiederholen oder mich heiter in den
Wind des Schreckens stellen kann und dort heiter mit den Ohren flattern. Das
ist also dieses „Urli“, von dem immer alle reden, und das einzige, was sich
grad dem süßen Nichtstun hingibt, ist meine Verdauung nach einer knappen Woche
monothematischer Ernährung mit Stangenweißbrot und Grissini … Immerhin:
Langweilig wird mir schon allein darum nicht, weil ich mir die
tätigkeitsreichste Art der Unterbringung ausgesucht habe. Camping. Schön im Igluzelt
auf Luftmatratzen und Dreibeinhockern? Natürlich nicht, aber auch im
festinstallierten Mobilheim hat man zwar ein Dach über dem Kopf, dafür aber
auch immer was zu tun. Allem voran, sich einer reduzierten und entschleunigten
Lebensweise rückzubesinnen – etwas, das einem im vollausgestatteten Luxus des
Eigenheims gelegentlich abhandenkommt. Die minimalistische Ausstattung sowie
der überschaubare Wohnraum machen’s möglich, und so mach ich zwar nicht niente,
dafür aber tutti in großer Langsamkeit und mit Bedacht, um nicht mehrfach
täglich einen kleinen Wutanfall zu erleiden, weil wichtiges Küchengerät nicht
zur Hand ist oder Kleidungsstücke im Klamottenchaos verschollen sind. Alles in
allem: tutto bene! Ciao!
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