Es gibt ein T-Shirt, auf dem steht „Ich bin voller Gedanken und äußere daher nicht immer den richten“. Ich muss jetzt aber ganz dringend was äußern. Nämlich: Mich treibt seit Tagen eine Fragestellung um, die zu beantworten ich bislang noch keine Möglichkeit gefunden habe – dahingegen aber sehr viele Gelegenheiten, Gesprächsrunden behutsam in eine diesbezüglich lösungsorientierte Debatte zu führen. Also. Man kennt das: Es richtet sich eine Kamera auf einen Menschen, und der Mensch, zumal weiblicher Natur, kreischt sofort laut „NICHT VON UNTEN!“ Ungefragt folgt die Erläuterung, die vermaledeite Perspektive verzerre die Leibesfülle des Abzulichtenden in unakzeptabler Weise, ließe Doppelkinne sprießen und Körbchengrößen explodieren. Man möge doch, bitteschön, das Gerät anheben und, so die Argumentation, den Menschen solcherart optisch strecken. Dieser Gedankengang ist durchaus nachvollziehbar und das Internet voller anschaulicher Beispiele.
Und jetzt kommt mein Problem, das mir schlaflose Nächte bereitet und einen argen Denkschmerz. Gilt das mit der Leibesfülle und der Perspektive nur für Fotos? Oder ist es vielmehr so, dass auch ein Auge dieser arglistigen Täuschung anheimfällt? Hieße das dann folgerichtig, dass alle Menschen, die sich um eine sehr großgewachsene Person tummeln, entsprechend anders erscheinen als die, von denen ein eher klein geratener umgeben ist? Lebt der Große in einer Welt der Schlanken, der Kleine in einer der Pummligen? Kann ich meine eigene Wahrnehmung manipulieren, indem ich mich nur noch auf Stelzen fortbewege oder einer Liegekonstruktion? Um das herauszufinden, hilft vermutlich nur eines: Mich an frequentierter Stelle platzieren. Hochstuhl vom Waidmann meines Vertrauens leihen, Liegestuhl von irgendwem. Versuchsteilnehmer in großer Anzahl finden, die mehrfach an mir vorbeiflanieren. Ergebnisse gewissenhaft notieren. Möglicherweise vorher lieber doch noch Rücksprache mit Lehrstuhl für Soziologie über Validität des Versuchsaufbaus halten. Daraufhin von Feldforschung vielleicht besser doch Abstand nehmen. Enttäuscht Kopf zermartern, wie jetzt zum Wochenende überzuleiten sei. Wieder scheitern. Naja. Dann halt ohne.
Wobei, vielleicht gibt’s noch eine Chance im 360° (Adlerstraße), da sind nämlich die „Girls on Top“ und im Mach (Kaiserstraße) immerhin die „Hands up for Arty“ (gute Foto-Perspektive!). In der Rakete (Vogelweiherstraße) wird – „Abrakadabra“ – gezaubert, das Parks (Berliner Platz) ist „Prüfungsgeil“, das Stereo (Klaragasse) im „Plattenrausch“ und der „Lui loves Hip Hop“ (Luitpoldgasse), derweil nebenan die Bar77 Jungvolk zu „Prinzessinnen & Superhelden“ lockt und die KK (Königstraße) Altvolk zu „Querbeat“. Am Samstag gibt’s zwei Möglichkeiten: Zu „Nürnberg.Pop“ (südl. Altstadt) zu gehen. Oder nicht. Dann aber am besten gleich weit weg. „80er/90er Party“ im Terminal (Flughafenstraße), „Hafenschänke“ in der MUZ (Fürther Straße), verschiedenste Kombinationen von „Club/Klub/Nacht/Night“ in Marquee (Klingenhofstraße), Mach und 360° oder „Tune in“ in der Desi (Brückenstraße) bieten Asyl. Oder ganz raus zu Charivaris „Discomania“ in die Westvorstadt (Fürther Stadthalle). Aber man muss es vielleicht auch nicht übertreiben. Egal aus welcher Perspektive.