Samstag, 5. Oktober 2013

Pflasterversuche

Liebe Kinder, ihr müsst jetzt ganz stark sein. Ich habe in den vergangenen Monaten in selbstloser Aufopferungsbereitschaft eine großangelegte Feldstudie zum Thema „Pflaster“ durchgeführt. Im Zuge dessen gelang es mir, zweifelsfrei zu belegen, dass Pflaster die schlechtestentwickelte Erfindung seit Menschengedenken sind. Ich habe z.B. quer durch Europa Blasenpflaster getestet. Das sind die, die man behutsam auf die leidende Stelle klebt, dann in einen Schuh schlüpft und das Haus verlässt, nur um die Plastikschicht drei Minuten später sonstwo wieder zu finden. Wasserfeste Wundpflaster sind die, die sich bereits beim bloßen Aufdrehen des Duschhahns vom Acker machen oder nach einer Minute Abspülen an der Untertasse kleben – dort jedoch ganz ausgezeichnet, was auch für großflächige, extra stark haftende Schutzpflaster gilt, die man übers Knie legt und über kurz oder lang aus irgendwo in der Hose herauszureißen versucht, wo sie fälschlicherweise, dafür sehr hartnäckig verbleiben.

Über „absolut unsichtbare Herpes-Pads“ und den damit erlangten Anschein einer Lepra-Erkrankung wollen wir gar nicht erst sprechen. Gesprochen werden muss aber dringend über Fingerpflaster. Hierfür habe ich mir extra die Kuppe des linken Daumens entfernt. Das ging ganz schnell, und nebenbei war auch noch der erste Kürbis der Saison gescheibelt. Während der vor sich hin köchelte, begann die letzte Etappe meiner Studien, nach deren Abschluss eindeutig bewiesen war, dass egal welche Art Pflaster in egal welcher Konstruktion angebracht für Daumen nicht geeignet und einzig ein mordsmäßig eindrucksvoller Verband halbwegs akzeptabel ist. Da hab ich ganz zufällig, und jetzt kommt eingangs erwähnte Jugend ins Spiel, noch einen Beweis erbracht. 

Nämlich: So ein Daumen IST gar nicht nur zum SMS-Schreiben und PS3-Zocken da! Das muss man sich mal vorstellen! Mit so einem Daumen macht der Mensch permanent irgendwas, dessen er sich rein gar nicht bewusst ist; nachgerade ignoriert wird dieser Finger, der treu ergeben seine Aufgaben verrichtet, einem kleinen Dackel gleich, der nur das Herrchen froh machen will und sich über unter den Tisch fallende Essensreste als größte Liebesbekundung schier kringeln könnte vor Glück. Das nimmt mich aber nicht weiter Wunder, wird doch dem Daumen schon im Kinderreim mit den Pflaumen als einzigem keine Aufgabe zuteil. Das müssen wir ändern! Wir läuten das Daumen-Wochenende ein, und wer mir jetzt nicht glauben mag, der geht direkt auf die Fürther Kärwa und versucht, ohne Daumen einen Maßkrug zu heben. Jawoll! 

Oder im 360° (Adlerstraße) das „Studentenfutter“ zu greifen. Oder im King Lui (Luitpoldstraße) den „Lipstick“ nachzuziehen, das Alter von „Einfach einfach“ im Nano (Königstraße) zu zeigen, die Ausgabe vom „Dubtings Special“ im K4 (edb.) oder den Raketen-Gast (Vogelweiherstraße) bei „Kabbala ft. A.N.A.L.“. Am Samstag dürfen wieder alle Finger ran. Bei der „Maximum Rock Night“ im Hirsch (Vogelweiherstraße) zum Metal-Gruß, bei der „Disko2000“ im Stereo (Klaragasse) zum Musik-Wunsch-Betteln, bei „Beats & Style“ im Marquee (Klingenhofstraße) zum gucken, ob Föhnwelle und Push-Up noch sitzen, in der Mitte (Hallplatz), um bei „You & Me“ beständig auf Menschen und sich selbst zu zeigen und in der Indabahn (Bahnhofplatz) bei der „Lovenight“ … Ach, das will ich gar nicht wissen. Studien sind eh beendet.

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