„Nach dem Essen sollst du ruhen …“ sind ungefähr die letzten Worte, die mir durch den Kopf blitzen, bevor ich mich auf das als Sterbebett auserkorene Sofa sinken lasse. Schwer atmend, drückt doch das just einverleibte Drei-Gänge-Menü nicht nur von innen gegen den Rippenbogen, sondern schränkt auch die Lungenfunktion massiv ein. Da können zwei Meter weit sein. An tausend Schritte ist nicht zu denken. Es ist der erste Advent, und ich frage mich, wie das die kommenden vier Wochen weitergehen soll. Und wie viele Schritte man eigentlich gemeinhin so tun müsste, um halbwegs zu vermeiden, dass am zweiten Januar selbst die dehnbarste Jogginghose nur unter maximaler Spannung und flach auf dem Rücken liegend an Ort und Stelle gebracht werden kann. Ach, hätt‘ ich’s mich doch lieber nicht gefragt! Aber jetzt kann ich leider nicht mehr sagen, ich hätt‘ von all dem nichts gewusst, und sehe keinen anderen moralischen Ausweg als den, euch teilhaben zu lassen an meinen dezidierten mathematischen Überlegungen.
Also: Besagte tausend Schritte entsprechen einer Strecke von 750 Metern und dienen laut Sprichwort freilich eher dazu, die leidgeplagte Peristaltik aus der Schreckensstarre zu erwecken. Egal. 750 Meter „gehen, moderates Tempo (5 km/h)“ entsprechen einem durchschnittlichen Verbrauch von rund 35 Kalorien. So. Laut verschiedener semi- bis unseriöser Nachschlagewerke birgt so ein niedliches, winzigkleines, im Vorbeischlendern zur Erquickung eingeatmetes Tässchen Glühwein 200 Kalorien. Alle fortfolgenden Rechnungen bis hin zum Gänsebraten möchte ich lieber euch selbst überlassen. Jetzt stellt sich nur die Frage des Umgangs mit dem kulinarischen Sündenfall der kommenden vier Wochen. „14 Tipps schlank durch den Advent“ schlagen gewiefte Alternativen wie Maronen statt Mandeln, Fleischfondue statt Raclette oder Früchtebrot statt Stollen vor. Kann man machen. Schwer unter spielverderberischen Verdacht gerät man aber schnell, wenn man sich auf dem Betriebsweihnachtsfest heimlich in die Küche drückt, um mit dem Koch darüber zu verhandeln, Blaukraut und Vogel ohne Soße zu liefern, um letzteren anschließend unterm Tisch zu häuten und zu hoffen, dass der nächstbeste Vorgesetzte nicht auf dem Speiserest bananenschalengleich von dannen rutscht (Oder auch grade, dass er’s tut!). Nervig ist auch, wer die vorbereitenden Diskussionen fürs Festtagsmahl ausschließlich um Wortbeiträge wie „Muss das jetzt sein mit dem Butterschmalz?“ oder „Könnten wir nicht vielleicht getrocknete Selleriescheiben statt des Gratins als Beilage machen?“ ergänzt. Es hilft nichts. Wir müssen da jetzt einfach alle durch.
Was aber auf jeden Fall begünstigend wirkt, ist ein mit Hingabe absolvierter Ausdruckstanz hier und da. Machen wir! Pflichtveranstaltung für alle Schwofer ist definitiv der „Soulweekender“ im KuKuQ (Königstraße) – erfreulicherweise zweitägig. Wer’s schneller mag: „Optimus Maximus“ sind mal wieder in der Mitte (Hallplatz), „Bada Bing!“ nebenan im Stereo, und einmal um die Ecke zu „Lui Lipstick“ (Luitpoldstraße) getanzt, stolpert man unweigerlich über „We love 90s“ in der Bar 77. Am Samstag geht’s raus aus der City in die Vogelweiherallee mit „Rigorös“ in der Rakete oder der „Maximum Rock Night“ im Hirsch, weiter im Zickzack zu„Body Rock“ im Marquee (Klingenhofstraße), „Anne will tanzen“ in der Desi (Brückenstraße) oder der Notveranstaltung für „Ich bin Ü30 und weiß nicht wohin mit mir“ im Löwensaal (Schmausenbuckstraße). Die 14 Tipps nennen übrigens Glühwein als bessere Alternative zu Eierpunsch! Damit komm ich klar.
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