Samstag, 26. April 2014

Körbediebe

So, Herrschaften. Es ist ein ernstes Wörtchen zu reden, ein Hühnchen, ach was sag ich, einen ganzen Truthahn haben wir miteinander zu rupfen. Also lehnt euch ja nicht allzu bequem zurück, denn was hier dräut, ist ein veritabler Wutanfall, den ich in HB-Männchenesker Manier und rotem Zorneskopf erleide. Nein wirklich, ich habe Verständnis für vieles, aber irgendwo sind auch mal meine Grenzen erreicht, und so werfe ich mich auf den Boden und trommle mit den Fäusten auf denselben, der Blick blind vor Tränen der Wut. Weil: Man hat mir meinen Fahrradkorb gestohlen! Das ist das allerletzte! Gemein, hinterhältig, diabolisch! Menschen, die Fahrradkörbe stehlen, machen auch Sandburgen kaputt, zerschlagen Seifenblasen und morden Einhornbabys! Nein, keine Widerrede, ich bin nicht pathetisch! 
Seit Jahren wundere ich mich über das höchst suspekte Verhältnis, das Menschen zu Fahrradkörben an den Tag legen. Anderer Leute Fahrradkörbe, wohlgemerkt. Unzählige Male schon habe ich bei der Rückkunft zu meinem Radl selbiges mit allerlei wunderlichen Dingen dekoriert vorgefunden. Gibt es da eine Krankheit, eine Schwäche, deren Namen ich nicht kenne, die macht, dass Menschen Fahrradkörbe mit Mülleimern verwechseln? Sind das Abfallkorb-Legastheniker, vielleicht? Die laufen dann so durch die Stadt, haben irgendeinen Unrat in den Griffeln und denken sich „Ach guck, wie praktisch! Ein Mülleimer auf zwei Rädern, da tut sich die SÖR halt auch leichter beim ausleeren, echt clever!“ und zack ist der Unrat im Körberl gelandet. 
Vielleicht sind das auch verkappte Ästheten, die bekorbte Räder als Kunstinstallation verkennen, als „Ach schau, also dieses Nürnberg! Dass es denen nicht zu teuer ist, extra Abfalleimer in Fahrradform zu installieren, denen muss es ja gut gehen. Bayern halt, newahr?“ und schwupps ist der Müll hineingemüllt in den hübschen Behälter. Ich habe aus diesem Korb schon gutgefüllte Cocktailgläser gezogen und, nein, mich nicht darüber gefreut, mit spitzen Fingern angeschmodderte Döner-Reste geklaubt und Leergut vom Gegenwert eines Kleinwagens entfernt. Gehabt. Perfekt, abgeschlossene Handlung in der Vergangenheit. Ist ja jetzt nicht mehr, dieser Korb, der mir so lange treue Dienste geleistet, mich zu Badeseen, Klassik-Open-Airs und Schwarzen Messen mit Voodoo-Zauber und Hühnerköpfen begleitet hat. Hörst du, garstiger Körbedieb? Verhext ist das Ding, verzaubert und verflucht, es wird beim nächsten Vollmond zum Leben erwachen und dir die räudige Hand abbeißen und du wirst als wandelndes Mahnmal für alle anderen Körbevermüllerdiebe der Stadt gebrandmarkt und für den Rest deines Lebens verspottet! Muahahahaaa … Ähm ja … Hüstel … Also, was wollte ich eigentlich sagen? 
Richtig: „Prüfungsgeil“ (Parks, Stadtpark), „Clap!“ (Stereo, Klaragasse), „Rotblau“ (Mitte, Hallplatz),„Girlz vs. Boys“ (360°, Adlerstraße), „Querbeat“ (KKK, Königstraße) sowie passend die „Frühlingsdisko der Lebenshilfe“ (MUZ, Fürther Straße). „Schallreisen“ (Resi’s, Klingenhofstraße), „Pink Indabahn“ (Bahnhofsplatz), „I love House“ (Mach1, Kaiserstraße). Samstag: „16 Jahre Jazzboutique“ (ArtiSchocken, Landgrabenstraße), „2 Jahre Marquee“ (Klingenhofstraße), „Bucovina Club“ (K4, Königstraße), „Küsse am Pier“ (MUZ), „Smith & Smart“ (Stereo), „Schwarz Tanz“ (Cult, Dooser Straße), „80er/90er Party“ (Terminal, Flughafenstraße), „3,5 Y Villa Vogelweiher“ (Rakete, Vogelweiherstraße). Übrigens auch nicht gut fürs Karma: Körbe verteilen. Also! 

Samstag, 19. April 2014

Nachbarn

Ich liebe meine Nachbarn sehr. Insbesondere liebe ich die im Nebenhaus. Dort nämlich führt eine große Menge Menschen mit höchst undurchsichtigen Familienstrukturen unter der Anleitung zweier Patriarchen ein heiteres Dasein. Die Frauen kann ich wegen erstens ewiger Jugend und zweitens konsequenter Kopfbedeckung nicht immer unterscheiden, die Kinder hingegen schon, schließlich sehe ich sie seit Jahren wachsen und gedeihen und sich vom Sonntagmorgen um 7 Uhr im Garten lauthals nach der Mutter verlangenden Racker zum Sonntagmorgen um 5 Uhr lauthals auf der Straße singenden Knaben gar prächtig entwickeln. Den Nachbarn habe ich ein schönes Auto zu verdanken, denn den Vorgänger hat ein zu den Nachbarn gehörender LKW mal im Vorbeigehen plattgewalzt, sowie eine ausgesprochen ersprießliche Aussicht auf sattes Gartengrün in Form allerlei Salaten, darüber hinaus höchst interessante Einblicke in die abendländische Kultur, die nicht nur köstliche Grillgerüche hervorbringt sondern auch nächtlichen Gesang. 

Doch am meisten liebe ich die Nachbarn dafür, dass sie mir in Bälde einen direkten Zugang nach Australien verschaffen werden. Oder wo auch immer man herauskommt, wenn man sich einmal quer durch den Erdkern gebohrt hat. Das kann ja Vorteile haben hinsichtlich frischem Obst und Gemüse der Saison und CO2-Bilanz. Als ich hier einzog, sprach die Vormieterin bei der Schlüsselübergabe milde (oder war es verzweifelt und ich habs verkannt?): „Die renovieren jetzt seit ein paar Jahren, die müssten bald mal fertig sein.“ Das ist lange her. Sehr lange. Seitdem beglücken mich die Nachbarn mit wohldosierten heimwerkerischen Unterfangen und erinnern mich dezent daran, dass auch am Wochenende morgens manche Leute arbeiten (müssen), während andere womöglich schlafen wollen. Der fleißige Ameisenstaat im Nebenhaus jedoch ruhet nie, sondern schafft und schafft und benimmt sich ausgesprochen schwäbisch. 

Es nimmt mich nur wunder, dass man von außen praktisch nichts sieht, abgesehen von einem kleinen Steinschlag hier und da, doch das verleiht der Straße doch nur alpines Flair. Einmal war ich mutig und erfrug die voraussichtliche Dauer der Manöver (hinter meinem gebetteten Kopf war samstagmorgens etwas von der Größe ungefähr der Berliner Mauer eingerissen worden), woraufhin aufgeregtes Geschnatter erklang, aus dem ich in meiner Verlegenheit herauszuhören glaubte, man überzöge das Haus von Innen mit einer Schallschutzwand, weil ich so laut sei. Seitdem traue ich mich nicht mehr, sondern hoffe inständig, dass die Stollenarbeiter auch über Kernkompetenzen in puncto Abstützungsvorrichtungen verfügen, sonst ist’s aus mit dem alpinen Flair und statt im Hochwasser stecken dann die Autos hier in Lava fest. Wobei derlei Gestein ja fruchtbar und ergo gut für den Salat-Anbau sein soll. 

Hoffe also ausnahmsweise auf die Stillen Feiertage und schick euch in die Lauten Feiernächte: „90s Trashgalore“ (Hirsch, Vogelweiherstraße), „Why so serious“ (Rakete, ebd.), „Fruityman Special“ (360°, Adlerstraße), „17 Jahre Wildstyle“ (Stereo, Klaragasse), „Kings Clubbing“ (King Lui, Luitpoldstraße), „Samstag Nacht“ (Mach1, Kaiserstraße), Kniebeugen, Eiersuchen, Lammbraten, „Education in Dub“ (Resi’s, Klingenhofstraße), „Stereo FM“ (Stereo), „Single Party“ (Terminal, Flughafenstraße), „80er Parks“ (Stadtpark), „Music for devoted People“ (Mississippi Queen, Donaustraße), „Eieiei!“ (Mitte, Hallplatz), „We love RNB“ (Indabahn, Bahnhofsplatz), „Tonkonzum“ (KKK, Königstraße). Am Montag kann man sich dann immer noch überlegen, ob man sich lieber an Osterbrunnen oder Volksfestbesuchern ergötzen möchte.

Samstag, 12. April 2014

Selbstverstümmelungstriathlon

Ich habe mir soeben in einer intimen Zeremonie (Teilnehmer: ich) feierlich einen Weltmeister-Titel verliehen. Und zwar den in der Disziplin „Selbstverstümmelung“. Konkurrenzlos. Das war schön, rührend – und vor allem zwingend erforderlich, denn unter gar keinen Umständen ist es denkbar, dass mich in diesem Bereich irgendjemand schlagen könnte. Die Preisübergabe erfolgte in Form eines besonders hübschen Kühl-Akkus sowie dem mit Grandessa abgenommenen Versprechen, mir selber einen Gutschein für die Dämmmaterialabteilung irgendeines Baumarktes zu schenken. Ausschlaggebend war die nach Art eines Triathlons absolvierte glorreiche Niederreißung sämtlicher Hindernisse und Schikanen, die so ein Haushalt bieten kann, und zwar so: 
Nachdem ich erst mit einem überraschend scharfen Messer statt in die Kiwi in den das Obst fixierenden Halteapparat geschnitten hatte, zog ich es vor, beim schwungvollen Schließen einer Tür die rechte Hand im Rahmen zu belassen. Zu Zwecken der Geräuschminderung vermutlich, ich bin ja so umsichtig. Der Schmerz, der sich hierauf ereignete, kommt einer Nahtoderfahrung. Stelle mir Geburtsschmerz ähnlich vor. Blind vor Qual habe ich im Anschluss nicht rechtzeitig dem Bett ausweichen können, das sich mir mit einer Boshaftigkeit und Hinterlist, die ihresgleichen sucht, zum wiederholten Male in den Weg warf, um sich dann hämisch die spitze Kante zu reiben, die sich tief in meinem Schienbein versenkt hatte. Das alles ereignete sich innerhalb zweier Minuten, und wenn man das jetzt mal auf 24 Stunden hochrechnet, kann man sich in etwa vorstellen, womit ich so den ganzen Tag schwer beschäftigt bin. 
Es gelingt mir ohne Probleme, mit bei Sitzen auf einer Couch einen Wirbel auszurenken, der mich dann tagelang auf Trab hält, ich kann sehr effektvoll kochendheißes Wasser direkt über meine Hand statt in eine Teekanne schütten, fürchte mich vor kritischen Blicken im Sommer, weil die Leute nicht wissen, dass ich keinen prügelnden Ehemann sondern lediglich sehr viele Türklinken daheim wohnen habe und würde mich wahnsinnig gerne viel öfter von der Polizei abführen lassen, weil dann wenigstens irgendjemand dafür sorgt, dass ich mir den Kopf beim Einsteigen ins Auto nicht stoße. Ich glaube, ich weiß auch, woher das kommt. Das darf ich aber nicht öffentlich sagen, sonst werde ich enterbt. Ups … Schnell weg! 
Rein onomatopoetisch kommt mir „Booom“ am gelegensten (Stereo, Klaragasse). Fürderhin: „N-Dorphin!“ (KKK, Königstraße) & „Beat that thing“ (drüber), „Einfach einfach“ (Nano, nebenan), „Optms Mxms“ (Mitte, Hallplatz), „We love 90s“ (Bar77, Luitpoldstraße), „Studentenfutter“ (360°, Adlerstraße), „Best Friday“ & „First Friday“ (das Ratespiel der Woche für euch zum auf Bahnhofsplatz und Kaiserstraße verteilen) sowie nicht zu vergessen: „Die große Schlagernacht“ (Marquee, Klingenhofstraße). Wer hier Samstagmittag wieder zu sich kommt kann direkt für die „St. Pauli Nacht“ bleiben (Resi’s) oder meinetwegen auch für „Planet liebt dich“. Ansonsten: „Hände hoch!“ (Desi, Brückenstraße),  „Riverside“ (Mississippi Queen, Donaustraße), „Chili’s swingin‘ beats & sweets“ (Opera, Ostermayerpassage), „Rigorös“ (Rakete, Vogelweiherstraße), „Maximum Rock Night“ (nebenan) und „Take off 90s & more“ (Terminal, Flughafenstraße). Coolpacks im Verleih gibt’s dann am Sonntag bei mir. 

Samstag, 5. April 2014

Vorhänge


Neulich so im Restaurant. Während ich versuchte, im Kampf gegen die Szechuan-Küche und eine relative Häufigkeit von Chili-Schoten eine einigermaßen gute Performance zu liefern, saß am Nebentisch einer, der versuchte, seiner Einsamkeit zum Trotz eine coole Haltung zu bewahren. Eigentlich würde ich mich jetzt gern dem Thema „Alleine irgendwo sitzen“ widmen. Das geht aber nicht, weil ich dauernd lachen muss. Weil das war dann so: Der Nebenmann beendete hurtig sein Mahl, um nicht minder hurtig und mit geradem Kreuz zum Ausgang zu schreiten. An dieser Stelle sollte vermutlich (auch in seinem Kopf) irgendwas von einer mit großer Geste schwungvoll aufgestoßenen Saloon-Tür kommen, durch die man breitbeinig hinausjohnwaynen kann. Jedoch kam stattdessen ein schwerer Samtvorhang. 

Gut sichtbar mittig: ein Spalt, den der Nebenmann selbstbewusst anvisierte. Um dann so sehr zurückzuprallen, wie man von einem Vorhang halt zurückprallen kann. Der Spalt war nämlich in Wahrheit eine Naht und der Nebenmann urplötzlich gezwungen, mit gar nicht mal so cooler Haltung, dafür umso uncooleren intensiven Wisch- und Rührbewegungen zu versuchen, sich aus dem Textil irgendwie hinauszuwurschteln. Da hab ich sehr lachen müssen, hab ich da. Und lernen, dass Szechuan-Küche und Lachanfall sich gar nicht gut vertragen. Dabei hätt ich gar nicht so gestraft zu werden brauchen, verfüge ich doch über mindestens eine nicht weniger indignierende Vorhang-Erfahrung. Nämlich: In so einem Kino hier geruht man, Filme, die eigentlich wegen unzulänglicher Blockbuster-Tauglichkeit aus dem Programm geschmissen gehören, noch eine Zeit lang großherzig weiter laufen zu lassen. Jedoch nicht in einem Saal, sondern irgendwo im hintersten Winkel des Komplexes, der so tut, als wär‘ er ein Raum, weil um eine Leinwand und um Kinosessel von der Kapazität meiner Couch einfach ein Vorhang gespannt ist. 

Euphemistischerweise heißt das dann „Studio“, klingt ja auch sehr intellektuell, gleich, und allemal besser als „Gnadenhof“. War ich da also in so einem Gnaden-Film – der wenige Monate später übrigens mit einem Oscar versehen wurde, kann also so falsch nicht gewesen sein. So ganz genau weiß ich’s allerdings nicht mehr, weil das war dann so, dass ich in eine Not geriet. Dergestalt, dass ein Verlassen des Studios dringend erforderlich gewesen wäre, doch das Studio ist in Wahrheit ein Kerker mit einer undurchdringlichen Mauer, der man sich gegenübersieht, frei von Fluchtwegen oder wenigstens Markierungen, die den Pfad ins Licht anzeigen würden. Und will man sich von ganz vorne links an zig rollbekragten, wichtig dreinschauenden Personen vorbeistolpern, „Entschuldigung, pardon, tut mir leid, Verzeihung!“, um dann wie der Vorhangmann an der Kerkermauer entlang zu paddeln, nur dass der Kino-Vorhang nicht einen sondern 15 Meter breit ist? Nein, das will man nicht. Man will aber auch nicht den Popcorn-Eimer zweckentfremden. Das waren dann ganz schwierige 120 Minuten, sag ich euch, die mich wieder in meiner Meinung bestätigt haben, dass Vorhänge wenn überhaupt dann an Fenster gehören, oder Theaterbühnen oder Krankenbetten. 

Nja und ganz vielleicht an Diskothekeneingängen, da isses ja manchmal besser, wenn die Gäste nicht mehr rauskommen. Wie z.B. bei der „Hüttengaudi“ (Marquee, Klingenhofstraße). Sonst: „Highfive“ (Bar77, Luitpoldstraße), „Lui we tone (daneben), „Prüfungsgeil“ (Indabahn, Bahnhofsplatz), „Triple X“ (Desi, Brückenstraße), „Loving Ibiza“ (Mach1, Kaiserstraße), „Moonlight“ (Mitte, Halleplatz), „F**K Forever Maskenball“ (Stereo, Klaragasse) und die „Sonic Space Disco“ (Zentralcafé, Königstraße). Am Samstag „Villa Vogelweiher“ (Rakete, Vogelweiherstraße) und der „Rosa Hirsch“ (daneben) sowie „Orchid“ (Zentralcafé), „Funk Soul Brother“ (KKK, ebd.) und „Flashbacks“ (Nano, nebenan), ein „Frühlingsfest“ (Terminal, Flughafenstraße), „Goa Party“ (ArtiSchocken, Landgrabenstraße) und die „Mosher’s Night“ (Cult, Dooser Straße). Und jetzt: Vorhang, bitte!