Neulich so im Restaurant. Während ich versuchte, im Kampf gegen die Szechuan-Küche und eine relative Häufigkeit von Chili-Schoten eine einigermaßen gute Performance zu liefern, saß am Nebentisch einer, der versuchte, seiner Einsamkeit zum Trotz eine coole Haltung zu bewahren. Eigentlich würde ich mich jetzt gern dem Thema „Alleine irgendwo sitzen“ widmen. Das geht aber nicht, weil ich dauernd lachen muss. Weil das war dann so: Der Nebenmann beendete hurtig sein Mahl, um nicht minder hurtig und mit geradem Kreuz zum Ausgang zu schreiten. An dieser Stelle sollte vermutlich (auch in seinem Kopf) irgendwas von einer mit großer Geste schwungvoll aufgestoßenen Saloon-Tür kommen, durch die man breitbeinig hinausjohnwaynen kann. Jedoch kam stattdessen ein schwerer Samtvorhang.
Gut sichtbar mittig: ein Spalt, den der Nebenmann selbstbewusst anvisierte. Um dann so sehr zurückzuprallen, wie man von einem Vorhang halt zurückprallen kann. Der Spalt war nämlich in Wahrheit eine Naht und der Nebenmann urplötzlich gezwungen, mit gar nicht mal so cooler Haltung, dafür umso uncooleren intensiven Wisch- und Rührbewegungen zu versuchen, sich aus dem Textil irgendwie hinauszuwurschteln. Da hab ich sehr lachen müssen, hab ich da. Und lernen, dass Szechuan-Küche und Lachanfall sich gar nicht gut vertragen. Dabei hätt ich gar nicht so gestraft zu werden brauchen, verfüge ich doch über mindestens eine nicht weniger indignierende Vorhang-Erfahrung. Nämlich: In so einem Kino hier geruht man, Filme, die eigentlich wegen unzulänglicher Blockbuster-Tauglichkeit aus dem Programm geschmissen gehören, noch eine Zeit lang großherzig weiter laufen zu lassen. Jedoch nicht in einem Saal, sondern irgendwo im hintersten Winkel des Komplexes, der so tut, als wär‘ er ein Raum, weil um eine Leinwand und um Kinosessel von der Kapazität meiner Couch einfach ein Vorhang gespannt ist.
Euphemistischerweise heißt das dann „Studio“, klingt ja auch sehr intellektuell, gleich, und allemal besser als „Gnadenhof“. War ich da also in so einem Gnaden-Film – der wenige Monate später übrigens mit einem Oscar versehen wurde, kann also so falsch nicht gewesen sein. So ganz genau weiß ich’s allerdings nicht mehr, weil das war dann so, dass ich in eine Not geriet. Dergestalt, dass ein Verlassen des Studios dringend erforderlich gewesen wäre, doch das Studio ist in Wahrheit ein Kerker mit einer undurchdringlichen Mauer, der man sich gegenübersieht, frei von Fluchtwegen oder wenigstens Markierungen, die den Pfad ins Licht anzeigen würden. Und will man sich von ganz vorne links an zig rollbekragten, wichtig dreinschauenden Personen vorbeistolpern, „Entschuldigung, pardon, tut mir leid, Verzeihung!“, um dann wie der Vorhangmann an der Kerkermauer entlang zu paddeln, nur dass der Kino-Vorhang nicht einen sondern 15 Meter breit ist? Nein, das will man nicht. Man will aber auch nicht den Popcorn-Eimer zweckentfremden. Das waren dann ganz schwierige 120 Minuten, sag ich euch, die mich wieder in meiner Meinung bestätigt haben, dass Vorhänge wenn überhaupt dann an Fenster gehören, oder Theaterbühnen oder Krankenbetten.
Nja und ganz vielleicht an Diskothekeneingängen, da isses ja manchmal besser, wenn die Gäste nicht mehr rauskommen. Wie z.B. bei der „Hüttengaudi“ (Marquee, Klingenhofstraße). Sonst: „Highfive“ (Bar77, Luitpoldstraße), „Lui we tone (daneben), „Prüfungsgeil“ (Indabahn, Bahnhofsplatz), „Triple X“ (Desi, Brückenstraße), „Loving Ibiza“ (Mach1, Kaiserstraße), „Moonlight“ (Mitte, Halleplatz), „F**K Forever Maskenball“ (Stereo, Klaragasse) und die „Sonic Space Disco“ (Zentralcafé, Königstraße). Am Samstag „Villa Vogelweiher“ (Rakete, Vogelweiherstraße) und der „Rosa Hirsch“ (daneben) sowie „Orchid“ (Zentralcafé), „Funk Soul Brother“ (KKK, ebd.) und „Flashbacks“ (Nano, nebenan), ein „Frühlingsfest“ (Terminal, Flughafenstraße), „Goa Party“ (ArtiSchocken, Landgrabenstraße) und die „Mosher’s Night“ (Cult, Dooser Straße). Und jetzt: Vorhang, bitte!
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