Tja Mädels, ich sag’s nur ungern, aber wir können hier ja ganz offen sprechen. So von Frau zu Frau. Ins Gesicht schauen muss man der Wahrheit, und die lautet: Das erste Mal tut immer weh. Da kann man sich drauf vorbereiten, so viel man will, sowohl körperlich als auch rein mental, vorher drüber sprechen mit anderen Betroffenen und sich der Unbill (vermeintlich) völlig im Klaren sein. Es. Gibt. Schmerzen. Aber muss es einen wundern? Nö, eigentlich nicht. Ich mein, was hat denn so ein Fuß schon für Möglichkeiten?
Da wird er monatelang dick eingepackt, in Watte und Polster und Lammfell gehüllt, mit Gummi umgeben, warm gebadet und eingesalbt und führt ein Dasein sozusagen als Neugeborenes. Nein falsch. Als Fötus. Nomnom, schön kuschlig warm hier, um nichts muss ich mich kümmern, alles so hübsch schallgedämmt hier, ein ewiges Treiben in der Solegrotte. Bleiben wir doch in der Analogie. Eines Tages tut es einen Schlag. Und der Fuß wird hinausgerissen aus dem GoreTex, entfernt aus der Stricksocke und hineingehalten in die (mutmaßlich noch zu) kalte, (auf jeden Fall) grausame und (insbesondere) sehr helle Welt. Da ist der Fuß freilich erschrocken, einem Gürteltier gleich möcht‘ er sich zusammenrollen und einen Panzer bilden. Was er tun würde, wenn man ihn ließe.
Lässt man aber (hoffentlich, bittebitte!) meistens eher doch nicht. Stattdessen muss der rosige, zarte – und irgendwie hab ich da grade das Wort „gepökelte“ im Kopf, warum auch immer – Fuß als nächstes hinein in ein Mieder, ein Korsett aus Riemchen und Bändchen und Nähtchen. Plötzlich soll er Stege mögen, die zwischen den Zehen reiben, und Lederstränge, die ihn einschnüren, und vorne zwickt der Ballen und hinten die Ferse und alles ist ganz scheußlich.
Hilft aber nichts. Alle Jahre wieder das gleiche Theater. Kolleginnen suchen verzweifelt nach Blasenpflaster, weil der Ballerina sich über den Winter wundersamerweise um eine Größe verkleinert hat, Freundinnen müssen den Stadtbummel abbrechen, weil das mit den Riemchen-Wedges irgendwie im letzten September noch besser geklappt hatte, und dass selbst der bequemste Schlappen nach fünf Stunden Städtetourismus die äußerste Hautschicht vollständig abgeschliffen hat – eigentlich müsste man’s wissen. Tun wir aber halt nicht. So ist die Stadt jedes Jahr aufs Neue erfüllt vom Ächzen und Stöhnen und Leiden, und nur ein bisschen lindern können den Schmerz die verständnisvollen Blicke, die durch die Prärie geschickt werden und einander aufmunternd zu verstehen geben „Ich kenn das. Erstes Mal. Schlimm.“, während man versucht, sich die Muster der Zehensandale aus dem Fuß zu massieren. Bis zu den Hundstagen herrscht aber noch weitgehend sandalenfreie Zone, und ansonsten: Lasst euch bloß nicht einreden, irgendwo die Füße stillzuhalten. Tänzeln, immer schön tänzeln!
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