Zum beinahe täglichen Ritual meines Frühstücks gehören Bananen. Und beinahe täglich muss ich mich vor denen ganz furchtbar ekeln. In Abhängigkeit von deren Reifegrad mal mehr, mal weniger. Ich meine, es geht schon damit los, dass die, wenn man sie schälen will, nicht einfach aus ihrer Schale schlüpfen können, sondern zaudernd und sich zierend Federn lassen müssen, in Form dieser scheußlichen Fäden, die da immer noch so drankleben. Die muss ich dann akribisch hinfortoperieren – nicht auszudenken, es verliebe ein Fadenrest an dem Ding, da könnte ja sonstwas passieren. Je reifer die Banane wird, desto größer die Gefahr des Ekelhaftigkeitsnonplusultras. Nämlich: der Moment, in dem sich das Palmengemüse unten von der Schale löst. Wo „unten“ ist, ist eh klar, oder?
Da kommt nämlich, wenn man alles richtig macht, plötzlich so ein Stachel aus der Banane. Dazu vorstellen kann man sich so ein „Plopp!“ Wenn man nicht alles richtig macht, bleibt der Stachel in der Frucht und mir nur die Möglichkeit, den Bananenarsch großflächig zu guillotinieren. Wi-der-lich! Warum ich’s nicht einfach lasse? Keine Ahnung. Vielleicht ist das meine tägliche Portion Grusel, weil der Rest meines Lebens sonst so eintönig Regenbogen-Einhorn-mäßig wär. Äh wobei … nein, eher nicht. Ich bin sonst auch eigentlich nicht sonderlich, wie sagt man, ziepfig. Gut, manche Dinge (Schäufele, Spaghetti alle putanesca, Romanesco) sind optisch attraktiver als andere (Schweinskopfsülze, Spaghetti al nero di seppia, Blumenkohl), stimmt schon. Aber da sollte ich wohl ergänzend erwähnen, dass mein persönlicher Aggressor sich in der Kaper manifestiert hat.
Da muss man gar nicht mal allzu genau hinschauen, muss man da. Kapern sind ganz eindeutig kleine, widerwärtige Asseln, die sich ihres natürlichen Lebensraums (stehende, stinkige Gewässer; vgl. Wöhrder See, der) beraubt ähnlich einem Gürteltier sofort zu einer Kugel zusammenrollen und in dieser Stellung verharrend auf ihre Erlösung hoffen. Die tritt dann zumeist in Form eines Vitello Tonnatos oder Königsberger Klopse ein. Wenn man da also hineinbeißt, kann man die Viecher quieken hören. Dagegen hilft scheints lautes Schmatzen (hab ich zumindest so beobachtet). Das Muttertier, das die Kapernbabys legt, heißt im hiesigen Sprachraum euphemistischerweise „Kapernapfel“. Nja genau. Apfel. Wie Granatapfel, und wenn man den aufmacht, dann sind da auch unzählige Knirpse drin, nur das die nicht schreiend auseinanderstieben, wenn man sie herausholt. Wann immer ich so ein Glas voll Asseln sehe, verspüre ich den dringenden Drang, damit das nächstbeste Gewässer aufzusuchen und die Tierchen zu befreien. Was zuweilen zu Unmut der Kapern-Besitzer führt, aber da kann man nichts machen. Free Kaper!
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