Könnt ihr euch noch an die „Rudi Carrell Show“ erinnern? „Eben noch im Tante-Emma-Laden, und jetzt schon auf unserer Showbühne!“ Ja, echt? Oh weia, seid ihr alt. Ich kann mich an die ja nicht erinnern. Ätsch. Dafür aber an die „Mini Playback Show“ (unter anderem deswegen, weil es mir aus unerfindlichen Gründen von den Erziehungsberechtigten nicht gestattet wurde, mich dort mit einer Madonna-Imitation zu bewerben. Hart!), und das ist auch viel besser, weil: Da ging’s auch auf die Showbühne, allerdings durch eine Zaubertür. Wer soeben noch in Karotten-Jeans und Nicki-Plüsch im Turnverein herumhampelte, schritt geschwind durch den Glitzibitziwitzi-Tunnel, um unversehens auf der anderen Seite als David Hasselhoff verkleidet wieder herauszukommen und in Slimfit-Jeans und Lederweste auf der Showbühne herumzuhampeln. Mir geht’s gerade sehr ähnlich.
Was nicht daran liegt, dass ich ein „The Hoff forever“-Shirt trage und mir auch keine Cher-Gedächtnis-Lippen habe modellieren lassen, sondern schlichtweg aufgrund des Umstandes, dass ich mich nicht erinnern kann, an welchem Punkt genau diese Metamorphose stattgefunden hat, in dessen Ergebniszustand ich mich jetzt befinde. „Meine Damen und Herren, bitte begrüßen Sie mit großem Applaus Katharina Wasmeier! Gerade noch schwitzend im Freibad, durch die Zaubertür, und jetzt frierend auf unserer Herbstbühne!“ Also nicht, dass ich’s nicht prinzipiell gewohnt wäre, schließlich wohne ich in der vermutlich einzigen Stadt der Welt, in der man innerhalb weniger Minuten drei verschiedene Klimazonen durchwandern kann (zum Überprüfen empfehle ich einen flotten Spaziergang an einem beliebigen Sommerabend von der Wöhrder Wiese durch die Innenstadt hinauf zur Burg). Trotzdem.
Auf einmal ist es erforderlich, geschlossenes Schuhwerk (was sich ähnlich anfühlt wie Skistiefel) zu tragen und Socken, die ich erstmal suchen musste. Bei den diesbezüglichen Grabungen im Kleiderschrank habe ich allerlei Schätze gefunden. Tops, die, extra für die Saison erworben, einmal getragen vor sich hin modern, ungetragene Sommerkleider, bei denen ich mich fragen muss, für welche repräsentative Garten-Feier ich die gleich wieder gedacht hatte, leichte Schals und zisselige Überwürfe für laue Sommernächte, an denen sich noch die Preisschilder befinden. An deren Stelle trägt der Superstar von heute Pullis, Boots und Lederjacken.
Ich finde, da bekommt der Ausdruck „Hundstage“ doch gleich eine ganz neue Bedeutung. Immerhin kann man dem aktuellen Umstand zugutehalten, dass uns dereinst die Umstellung auf den Herbst, also, den echten dann, meine ich, nicht allzu schwer fallen dürfte. Bei der Miniplaybackshow hieß es „Alle werden siegen, auch wenn einer nur gewinnen kann!“ Gut. Wir werden auch dieses Jahr wieder alle den Herbst vorläufig besiegen. Durch Spätsommer und so. Aber wer aus dem Ganzen letztlich als Gewinner hervorgeht, wissen wir ja aus leidvoller Erfahrung. Dagegen hilft nur: tanzen!
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