Kann es eigentlich etwas Großartigeres geben als Kommunikation? Nein! Könnte ich den ganzen Tag machen. Weil: Es könnt‘ alles so einfach sein, isses aber nich. Auf der einen Seite ein Sender, auf der anderen ein Empfänger, fertig. Sollte man meinen. Wäre da aber nicht noch der böse böse Kanal – und in dem droht allerhand Ungemach. Ein bisschen muss man sich das so vorstellen wie den St.-Gotthart-Tunnel: Vorne fährt man rein und hinten wieder raus. Eigentlich. Dazwischen liegen nur leider knapp 17 Kilometer Düsternis, und man kann sich nie ganz sicher sein, ob man der heil entkommen kann (qed!). Im Gegensatz zum Straßentunnel, der sich für gewöhnlich dadurch auszeichnet, dass man sich mit spontanen Umkehr- und Abbiegemanövern eher schwer tun dürfte, birgt so ein Kommunikationskanal allerlei ersprießliche Möglichkeiten, heiter links und rechts auszuscheren.
Der Watzlawicks Paul hat das sehr hübsch in seinen fünf Axiomen zur Kommunikation beschrieben und einen Teil davon noch viel hübscher in der Geschichte verdeutlicht, in der ein Mann eigentlich nur einen Hammer vom Nachbarn leihen möchte, dann aber fatalerweise zu denken beginnt mit dem Ergebnis, dass er den Nachbarn heimsucht und ihn statt einer Begrüßung mit den Worten „Behalten Sie Ihren Hammer, Sie Rüpel!“ anschreit. Diese Mär befindet sich in einem Sachbuch namens „Anleitung zum Unglücklich sein“, und genau das passiert gern mal, wenn man nicht kommuniziert. Oder nicht nicht kommuniziert, je nachdem (kann man nämlich gar nicht, sagt der Paule. Also nicht kommunizieren). Wir meinen A, sagen B, machen dazu aber ein C-Gesicht.
Das Gegenüber, erfahrungsgemäß in den allermeisten Fällen entgegen landläufig geäußerter Stoßgebete nicht mit der so praktischen wie seltenen Gabe der Telepathie gesegnet, hatte in der vergangenen Nacht einen Traum D, dazu die kürzlich gemachte Erfahrung E nebst der Grundlaune F und versteht deswegen völlig unverschuldet Alphabetsalat. Besonders schikanenreich gestaltet sich die schriftliche Kommunikation, und die aber präferieren wir ja heutzutage meist, frei nach dem Motto: Warum fünf Minuten telefonieren, wenn wir doch über den selben Inhalt auch fünf Stunden whatsappen können? Und weil dann trotz reichhaltigen Angebots an emotionsbeschreibenden Gelbgesichtern halt der so feine wie variantenreiche Gesichtsausdruck des Echtmenschen fehlt, tja, da muss es ja schnackeln. Und deswegen ist der exemplarische St.-Gotthart-Tunnel halt einfach eher ein Spiegellabyrinth. Zum Glück – sonst hätt ich doch gleich viel weniger zu erzählen.