Neulich machte mir ein Mensch die Aufwartung. Um genau zu sein machte nicht er mir die Aufwartung, sondern etwas, das er vermutlich als Parfum, ich jedoch als Körperverletzung bezeichnen würde, machte allen Anwesenden die Aufwartung. Während er vorn etwas besprach, waberte ein schmierig-lilafarbener Geruch durch alle Gänge bis nach hinten, wo tränenden Auges mit Unterlagen gefächert wurde und wegen spontaner Appetitlosigkeit von einem Mittagessen Abstand genommen. Freilich hätte ein Sturmlüften Abhilfe schaffen können, doch stoben draußen dicke Flocken vom Himmel. „Lieber derstickt als derfroren“, sprach weise der Kollegenmund, und ich freute mich und beschied, ich kenne das noch als „Lieber derstunken als derfroren.“ Das nämlich hatte eine gute alte Lehrerin ins Klassenzimmer hineingesprochen, wann immer der sich darin befindliche Pöbel mal wieder weigerte, zwengs des Sauerstoffgehalts eine Lüftung durchzuführen.
Jedoch, bemerkte ich, waren, wenn ich’s mir recht überlege, das auch andere Zeiten. Nämlich solche des arg schwierigen Übergangs. Wo man nicht mehr mit dem Papa einmal in der Woche sonntags baden möchte, aber eine Notwendigkeit einer regelmäßigen Dusche noch nicht einsieht. Wo man deswegen meint, dass möglichst geruchsintensive Deodorants schon alles richten werden. Wo der Kinderkopf nicht mehr süß nach Milch und Honig duftet, sondern „goaßelt“, wie es bei mir heißt, also nach Ziege stinkt. Wo der Knabe von ihm unbemerkt einen testosteroninduzierten Körpergeruchswandel erleidet, der nicht direkt besser wird davon, sich jeden Tag in das polyesterne Trikot des Lieblingsvereins zu gewanden, das abends nicht gelüftet, sondern unters Bett zerknüllt wird.
Wo auch die Mädels zwar in den ersten beiden Stunden Sport hatten, aufgrund einer postgrundschulischen absoluten Nichtvereinbarkeit von „Turnbeutel“ und „Coolness“ zur naheliegenden Praxis greifen, morgens Sportzeug unter die Klamotte anzuziehen und hernach in vollgeschwitzt auch wieder darunter zu verpacken – womit wir wieder beim Deo angekommen wären, und falls jemand grad so ein Herangewächs daheim hat oder sich selbst peinlich berührt an eigene Verfehlungen erinnert: Mädelsdüfte zeichnen sich von Haus aus nicht durch diskrete Frische aus, sondern sind um so beliebter, je blumiger, schwerer und klebriger sie daherkommen. Weiß Gott, warum. Eine ausführliche Beschäftigung mit der Thematik „Duschen mit karamellisiertem Obstsalat“ soll an anderer Stelle mal erfolgen. So. Halb besinnungslos vor olfaktorischer Vergewaltigung musste ich dann doch zum Fenster robben und spüre jetzt bereits die Grippe nahen. Die Moral von der Geschicht: Parfum ist zum Überdecken nicht. Sondern zum flankieren eines sauberen Wohlgeruchs. Schreibt euch das hinter die speckigen Ohren!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen