Bis grade eben stand an dieser Stelle ein Opus beachtlicher Qualität. Es ging um Toilettenpapier, Konservendosen und von mit Totenköpfen und ACAB-Poemen bemalte Wohnwagen, vor die ein Q7 gespannt ist. Das Werk war spritzig, pfiffig, ausgefeilt und versehen mit deliziösen Ergebnissen gewaltsamer Sprachverdrehungen. Dann jedoch fiel mir eine Zahl ins Auge: 150. „150?!“ rief ich aus und erstellte eine rasche und vornehmlich von Gefühlen geleitete Kopfrechnung mit dem Ergebnis 2,88. Jahre. Vielleicht auch doch eher drei, wenn man berücksichtigt, dass ich ein, zwei winzigkleine Male aufgrund eines feiertagsinduzierten kommunikativen Fehlgriffs zugunsten einer wichtigen Meldung gönnerhaft von meinem Stammplatz zurückgetreten bin. Das ist jetzt nicht direkt ein Grund zum Feiern, wohl aber diese herrlich runde Zahl, die besagt, dass ich soeben dabei bin, das 150. von meinen redaktionseigenen Lieblingssklaventreiberinnen liebevoll „Sofa“ genannte Textlein sorgsam wieder auszuradieren und stattdessen eine feinziselierte Dankesrede zu verfassen. An mich selbst.
Na gut, und vielleicht auch an ein, zwei weitere. Sachen. Im Gegensatz zu anderen Personen nicht näher zu definierender Couleur bin ja ich nämlich weder im Besitz eines Kindes noch eines Hundes oder einer, sagen wir mal frei ins Blaue hinein erfunden: Katze, die mich tagaus, tagein, Woche für Woche mit Absonderlichkeiten versorgt, so dass ich mich entspannt zurücklehnen kann und mich drauf verlassen, dass der Mitbewohner schon irgendeinen Schabernack treiben wird, den ich dann zu Papier bringe. Bin ich also angewiesen auf die Spirenzchen des Lebens oder meiner selbst, und beiden Positionen spreche ich hiermit meinen größten Dank aus.
Danke an die Fruchtfliege und die Anflutungsphase, an den Grüßaugust und die Forsüzie, an Gute-Laune-Feen und Naziferkel, an Angsttanz und Herzschmerz, an Parship und Ohrwürmer. Danke an meine Freunde, die mich zu Tode nervend inspirieren und danke an meine Nichtfreunde, die eigentlich das gleiche tun. Moment, Taschentuch … So. Danke an alle Menschen, denen „Diskretion“, „Anstand“ und „Freundlichkeit“ ein Fremdwort ist. Danke an alle Spießer, Streber, Kleingeister und unerzogenen Köter. Danke an das Leben und die Liebe sowie die dazugehörigen Briefe, die meist voller Freude, oft auch voller Empörung mich erheitern und mittels wüster Beschimpfungen und Beschwerden zum weitermachen zu animieren wissen. Ja, ich bin „eine frustrierende Mittvierzigerin“ und nein, ich möchte nicht „auch mal morgens um 4 am Großmarkt stehen“. Danke. Und danke an die weltbesten Rabeneltern, natürlich.
Jetzt schnür ich mein Regenbündel und such mir neue Spaßmenschen. Und ihr? Weitermachen, bitte!
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