Freitag, 9. Juni 2017

Trennungsschmerz

Ich bin furchtbar aufgeregt. Mein Herz klopft, ich schlafe schlecht. Man darf intensive emotionale Bindungen einfach nicht eingehen, das hab ich schon immer gewusst, sonst droht über kurz oder lang ein großer Schmerz. Und obwohl ich mir das schon dauernd vormantraisiere, kann ich einfach nichts dagegen tun, dass mich die bevorstehende Trennung von meinen Babys aufs Äußerste beutelt. Eigens hab ich eine Pflegerin installiert, die muss sogar zum Probekümmern kommen und ist eigentlich eine Vertrauensperson, aber es hilft nicht, sie ist halt nicht ich. Nicht die Mama. Als winzige kleine, hilf- und schutzlose Würmchen hatte ich vor vier Wochen sechs zarte Pflänzlein zu mir nach Hause transportiert. Schon länger bin ich hauptberuflich Balkonière, habe ein karges Rechteck in einen grünen Dschungel verwandelt, auf dem alles wächst und gedeiht, was gleißende Hitze mag. Die Auswahl an Kräutern und „Ich pflanz einfach mal alles ein, was ich so finde, und gucke, was passiert“, wird ergänzt von meiner eigenen Minihecke, für die ich im festen Glauben, darüber, dass das eh nichts wird, und nach dem Motto „Viel hilft viel“ in einen Pflanzkasten Sämereien für circa 30 Quadratmeter Wiesenfläche ausgebracht habe und nun nicht nur einen sehr hübschen, einmeterhohen Sichtschutz, sondern bald auch einen Nebenverdienst als Floristin habe und meine eigenen Blumen zu pittoresken Sträußen winde. Und als wär ich nicht eh schon genug beschäftigt mit der Gärtnerei hab ich jetzt also auch noch eine Gemüseplantage: Tomaten und Paprika leben an der Stelle, an der vormals ein Besucherstuhl stand. Den ich aber nicht mehr brauche, weil ich keine Zeit mehr habe für Besuch. Muss nämlich pflegen. Und hätte ohnehin keine finanziellen Möglichkeiten mehr, den Gast zu verköstigen, geht doch alles Geld jetzt in die Pflege derjenigen Pflanzen, die ich dereinst in Gold aufzuwiegen gedenke. Allein der Ankauf aller Töpfe und Untertöpfe hat fast mich ein Monatsgehalt gekostet, mindestens jedenfalls so viel, dass ich mir dafür zwei Jahre lang fertige Tomaten hätte kaufen können. Dazu nur feinste Bio-Erde, eh klar, die so öko ist, dass es mich wundert, dass noch kein olfaktorisch aufmerksamer Nachbar die Polizei geschickt hat, um sich nach meinem Wohlergehen zu erkunden. Mein erster Gedanke morgens gilt den Kindern – haben sie die Nacht gut überstanden? – abends bring ich sie ins Bett. Singend. Meine Nebenkostenabrechnung hat sich mutmaßlich verzehnfacht im letzten Monat – für das, was die Kleinen saufen, nehmen andere dreimal täglich ein Vollbad. Ich hingegen dusche – einmal wöchentlich mit dem Wasser, das die Süßen übriglassen. Aber gell, es geht ja um das Erlebnis statt Ergebnis. Und jetzt erstmal das Überlebnis meiner Abwesenheit. Puh … „Tanz.Indie.Nacht“ (Stereo, Klaragasse), „Querbeat“ (KK, Königstraße), „Xylotrip W/Perel“ (Z-Bau, Frankenstraße), „Offset“ (Rakete, Vogelweiherstraße) und am Samstag „MUZ Sommerfest“ (Fürther Straße), „Scratch BBQ Open Air“ (Hirsch, Vogelweiherstraße), „4 Jahre Singleparty“ (T90, Flughafen), „Next Generation Bass“ (KK), „Not Another Saxo Beat“ (Desi, Brückenstraße), „King Kong Kicks“ (Stereo). Wenn’s von einem Balkon herzzerreißend runterschluchzt, bitte stehenbleiben und trösten. Im Zweifel ist’s ein Trennungsschmerz.

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