Freitag, 15. Dezember 2017

Schenkertypologie

So, Herrschaften. Zu meinem und hoffentlich auch eurem Entsetzen muss festgehalten werden, dass wir uns bereits im Endspurt auf die Weihnachtszielgerade befinden. Das kam auch für mich etwas überraschend, ist aber an und für sich nicht weiter verwunderlich, weil nachdem der November, wir erinnern uns, ein tiefes und vor allem endloses Tal der Tränen war, das wir gemeinsam durchwandern mussten, ist der Dezember sozusagen ratzofatzovollesrohrmäßig am Start. Folgerichtig müssen wir jetzt das wichtige Stichwort anbringen: Geschenke. Wer an dieser Stelle einen kleinen Schlaganfall, mindestens jedoch einen mittelschweren Schluckauf erleidet, dicht gefolgt von einem stroboskopartigen Heißkaltschauer, dem kann ich beruhigend den Kopf tätscheln und wohlmeinende Worte sprechen: Jetzt ist’s auch schon wurscht. Denn wir alle wissen, dass wer jetzt noch nicht mal eine Idee hat, der zaubert halt auch bis zum 24. eher keinen weißen Hasen aus dem Zylinder. Wovon dringend abgesehen werden sollte, sind Internetbestellungen jedweder außer gutscheinlicher Art. Nicht, weil der Paketbote als solcher derzeit eine gefährdete Spezies ist, sondern schlichtweg eine überarbeitet, weswegen jetzt eher eine gute Gelegenheit wäre, sich um ein pünktlich erscheinendes Ostergeschenk zu bemühen. Was sich in der Vergangenheit dafür als vergleichsweise erfolgversprechend herausgestellt hat, ist die Taktik, sich mit irgendjemandem gegen Mittag in der Innenstadt tapfer „auf einen Glühwein und dann Shopping“ zu verabreden, um zehn Glühwein später bester Laune in irgendein Ladengeschäft zu ausfallschritten, kurzerhand „einmalalles“ zu erstehen und die Verteilung auf zu beschenkende Personen hernach einfach auszuwürfeln. Weitere Glühweine nicht ausgeschlossen. Ich für meinen Teil habe zumindest mich selbst bereits beschenkt. Zum einen mit dem nunmehr dritten und bis dato herausragendsten Foto von mir und einer gewissen Dame mit Rauschgoldlocken und monströser Goldkrone, dessen Unheiligkeit vielleicht im nächsten Jahr noch getoppt werden kann, wenn ich sie huckepack oder endgültig auf den Arm nehme. Ach und die vorsorglich vor sechs Wochen bestellte Tasche kommt ganz vielleicht auch mal an zu Weihnachten. Und sonst? Eine Typologie: der Pragmatische („Ach, es gibt grad USB-Sticks / Kofferwaagen / Spielesammlung im Angebot. Nehm ich doch mal je fünf mit.“), die Resignierte („Bitte nimm das Geld und kauf dir einfach selber was!“), der Sparsame („Ich hab euch allen mal das neue Album von XY gebrannt.“), der Charmante („Ich hatte so viele Ideen und konnte mich nicht entscheiden. Jetzt hab ich nix – aber dich soooo lieb!“), der Unverbesserliche („Ich hab von 23. bis 24.12. keine Zeit weil da muss ich Fotokalender basteln.“). Ach. Jetzt hab ich auch schon eine Geschenkidee: Ich bastle ein Heilig-Abend-Bingo! Das wird super! 

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