Eine Woche ist vergangen und nichts hat sich geändert. Um
sieben Uhr morgens ist es dunkel, um halb elf mittags auch und um fünf am
Nachmittag schon wieder, man lässt den Schlafanzug am besten durchgängig an.
Funktioniert gut, wenn man sich eine Mordsgrippe eingefangen hat, dank derer
man den November weitestgehend im Bett verbracht hat. Miniwinterschlaf,
sozusagen. Leider ist man dann etwas überraschend plötzlich wieder gesund und
ergo aufgefordert, am täglichen Leben aktiv teilzunehmen. Dabei ist das
Spannendste, was zwischen der ganzen Enttäuschung passiert, dass mir immer noch
Menschen zur Schwangerschaft (Stichwort „Tomate“) gratulieren, was beim
Zahnarzt noch irgendwie verständlich ist, spektakulär hingegen, wenn der
Frauenarzt einem jovial auf die Schulter haut und sich erkundigt, ob der
Nachwuchs wohlauf ist. Gottlob erscheint bald ein Licht am Ende des Tunnels
dieser Düsternis, um nicht zu sagen ein Scheinwerfer, der mit Myriaden Lumen den
Weg zum einzigen, wahren Nabel der Welt weist. Weil da kann der
gesamtrestdeutsche Großkapitalist seinen Weihnachtsmarkt wegen verkürztem
Advent so früh aufmachen wie er will, im zuchtundordentlichen Nürnberg wird
prologisiert am Freitag vor dem ersten, basta und adveniat! Nachdem wir uns
alle als Dosenheringe verkleidet und in Senf und Glühwein gebadet sowie die
Hälse verrenkt und den ein oder anderen Kindergummistiefel sorgsam aus dem
eigenen Auge geklaubt haben, statt ganz entspannt im Seitengasserl oder gar BR
eifrig darauf zu warten, ob uns bittebittenichtendlicheinmal so ein
Christkindlein ein klitzeklitzekleines minibisserl Verhaspler gönnen könnt, man
tät’s ihm wirklich nachsehen, dem Engerl, und in die Annalen eingehen tät’s
doch auch sogleich, hat das Leben des Nürnbergers endlich wieder einen Sinn.
Urplötzlich zum Leben erweckt wünschelrutet er sich nämlich nach vollbrachtem
Tagwerk hinein in den Hauptmarkt anstatt mit letzter Kraft auf ein Kanapee, wobei
den Klugen die über den Straßen schwebenden, zu bizarren Leuchtformen
gewundenen Kunstmose den Weg weisen, den ganz Gewitzten die Schilder für die
Busse, die den Touri fröhlich jauchzend mittenhineinkarren ins heilige Bohei.
Ach das klingt jetzt problematisch. Pardon. Dort angekommen widmet er sich dem
Studium des Glühweinzyklus, der weit weniger kompliziert ist als der der
Zitronensäue, dafür ungleich kostspieliger. Wie genau die Wunderformel
aussieht, erklär ich gerne nach der nächsten Maus, jetzt findet ihr’s mal
selber raus. Und was sich reimt, ist immer gut. Kleine Anleitung zum Beliebtmachen am Rande: Prolog auf dem
Hauptmarkt im Beisein möglichst vieler Freunde delizieren. Sicherstellen, dass
um 17.30 jeder eine volle Tasse in der Hand hat. Diese bei jedem von der Empore
tönenden „Ihr Herren und Frauen“ glücklich prostend aneinanderstoßen. Motzenden
Touristen mitteilen, sie hätten ja nicht herkommen brauchen. Einheimischen
auch. Toi toi toi!
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