Es gibt so Tage. In deren Verlauf man von Minute zu Minute weiter schrumpft, bis man am Ende ein so kleiner Haufen Elend ist, dass man sich nichts sehnlicher wünscht, als dass der Tag bittebitte nur endlich vorbei sein möge. Diese Tage kommen mit relativer Häufigkeit im November vor, was erstens naheliegend ist und zweitens insofern äußerst günstig, als so ein Novembertag doch vergleichsweise frühzeitig vorbei geht, was man immer dann merkt, wenn man sich bei finsterster Dunkelheit im fertigen Abenddress, bestehend aus einem flauschigen Strampelanzug, Fleecesocken und Privatfrisur auf der Couch für die Tagesschau einfindet, um dann festzustellen, dass es eigentlich erst 17 Uhr und bei genauer Betrachtung eigentlich noch gar nicht wirklich zu spät für Erledigungen und gesellschaftliche Betätigungen ist. Es stellt sich alsgleich eine Enttäuschung ein, und damit endet der Tag, wie er sich gestaltet hat: enttäuschend. Morgens sieht man dabei zu, wie sich die Frühstücksleinsamen den gleichen eigenwilligen Weg suchen wie später die ölige Salatsoße: statt ins vorgesehene Gefäß hinein nämlich lieber daneben, vorzugsweise in mit Lappen schwer zugängliche Regionen wie Arbeitsplattenritzen. Man stellt fest, dass die Gangschaltung des Fahrrads eingefroren ist, verpasst den Bus, darf im nächsten Knaben beim Dönerfrühstück beiwohnen. Im Büro gibt’s statt Schwarzem oder Grünem Tee nur Kaminzauber und Vanilla Cheesecake, aus dem daraus resultierenden nervösen Jucken auf der Oberlippe entwickelt sich ein Mordsherpes, denn die Rettungssalbe liegt daheim. Dass Schuhekaufen immer eine gute Idee ist, stellt sich spätestens dann heraus, wenn man statt zehn Minuten Weg 45 Minuten Stau hinter sich gebracht hat und dann auch die dritte Verkäuferin erklärt, es gebe dieses eine Wunschmodell wirklich in allen Farben des Regenbogens, nur nicht der gewünschten, und die nächste, dass es urplötzlich beim fünften Mal leider nicht mehr geht, ein bestimmtes Teil ohne Quittung zu reklamieren und durch ein neues zu ersetzen. Eine Email teilt mit, dass die heißersehnte Taschenbestellung sich erneut in der Lieferung verspätet, vor der Haustür haben Elefanten defäkiert, beim Bäcker gibt es nur noch Dinge mit Rosinen, der Mediathekfilm darf erst ab 22 Uhr angeschaut werden, und im fortfolgenden scheint die einzige Rettung darin zu liegen, endlich Omas Sauerkrautsuppe zu kochen. Um viel Aufwand später zu erkennen, dass die Maßeinheit „1 Glas“ für Weinbrand in der Spezifizierung vielleicht noch verbesserungswürdig wäre. Immerhin: Mit einem winzigkleinen Schwips trägt sich so ein Tag der Enttäuschungen gleich viel wohliger zu Grabe. Also Bette. Da bleib ich am besten auch gleich, weil schließlich ist dieses Wochenende eh schon wieder alles sehr traurig.
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