Ich war ja urlauben, gell, und da gab’s viele schöne Bilder,
eins kommt mir aber grad besonders schön wieder in die Erinnerung. Nämlich war
da so ein arg beschaulicher Hafen, in dem schaukelten sehr beschaulich sehr arg
viel kleine Boote vor sich hin. Allesamt waren sie blau und rot und
harmonierten in ganz wunderbar nicht nur mit Sonne und Funkelmeer, sondern auch
untereinander. In der Mitte des Idylls jedoch befand sich ein kleiner winziger
Stördings, nämlichst ein einzelnes schwarzes Boot, auf dessen Flanke nicht wie
über all sonst Maria, Giovanni oder Mamma zu lesen war, sondern hübsch ein
„Atipico“ als Name aufgepinselt war. Eine Situation, mit der ich mich ganz
prinzipiell gut identifizieren kann, gestern aber noch einmal spezialgut, weil
ich so: Spielplatz. Ein Ort, an dem man sich zuweilen aufzuhalten hat, um dann
sehnsüchtig über den lustigen Zaun zu linsen nach der Stelle zehn Meter weiter
weg, wo man neulich noch mit den selben Menschen Flaschen mit sommerlicher
Lustigsache kreisen lies, denen man heute zaunumringt höchstens mal beflissen ein
Feuchtigkeitstuch reicht. Jetzt passieren auf so einem Spielplatz prinzipiell
nicht unfeine Dinge. Kinder schlagen sich, defäkieren glücklich in anderer
Kinder Sandtransport-LKW, finden lustige Zuckersachen im Dreck und halten sich
nicht lang mit der Sortierung auf oder, lieb ich besonders, erleiden veritable
Wutanfälle, weil sie erfahren müssen, dass die tollste Reifenschaukel der Welt
zwar für eine halbe Stunde quasi die ihre war, in Wirklichkeit aber jetzt halt
dann doch einmal geteilt werden muss. Tobsuchtsanfall, Komplettverweigerung,
Totalspreiz in den Sand hinein, herrlich. Gut gefallen hat mir übrigens auch,
als ein Zwerg unversehens so eine Hochkulturveranstaltung um eine spontane
Performance bereichert hat, weil so eine wassersprudelnde Kunstsache sich zwar
sehr gut als Planschort eignet, der aber irgendwann halt wieder verlassen
werden muss. Die Performance war wunderbar, grad auch akustisch, und dass ich
alles hilfsbereit gefilmt hab, wird die Mutter irgendwann schon noch zu
schätzen wissen. Für gewöhnlich gelange ich an so einen Ort samt Kind + Mutter
und verlasse ihn dann auch so wieder, was wenig Aufsehen erregt, außer
vielleicht in so einem sehr schwierigen konservativen Dings, aber gut. Jetzt
gestern aber problematisch, weil ich zeitlich im Verzug und deswegen erst
nachgefolgt auf den Spielplatz. Schon draußen hab ich mich direkt selbst der
kriminellen Handlung verdächtigt weil aus Versehen ganz in Schwarz während auf
der anderen Zaunseite alles eher so Bunt und Outdoor und Selbstgefilzt und
Camouflage, will sagen: fleckenresistent. Dann hab ich auch noch suchen müssen,
sprich sehr konzentriertes Gesicht mit sonnengeblendetem Zusammenkneifen und
dann auch noch überall so nah rangehen müssen, weil in dem Gewusel sehen alle
gleich aus. Also so schwarze Mamba auf der Jagd. Quasi hab ich Sitte, Feuer-
und Mütterwehr schon tatütataten gehört, deswegen erleichterter Hechtsprung zum
Freundinnenkind und ersteinmal lautschreiend begrüßt. Erst ich, dann das Kind.
Schreiend. Auf dem Rückweg hab ich superharmlos gelächelt und mich provisorisch
mit Keksschleim beschmiert. Nächstes Mal trag ich mir den vielleicht im Vorfeld
schon auf. Nix Atipico!
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