Freitag, 2. August 2019

Stillleben

„Stillleben bezeichnet in der Geschichte der europäischen Kunsttradition die Darstellung toter bzw. regloser Gegenstände (Blumen, Früchte, tote Tiere, Gläser, Instrumente o. a.). Deren Auswahl und Gruppierung erfolgte nach inhaltlichen (oft symbolischen) und ästhetischen Aspekten. Auf gut Deutsch: Mit der Abbildung vom Saustall, der halt daheim so umeinanderliegt, verdienen Künstler seit jeher einen Haufen Geld.“ Okay okay, beim letzten Satz ist mir vielleicht ein klitzekleines Copy-Paste-Malheur passiert, was mich jedoch nicht davon abhält, von meiner kunsttraditionellen Ausgestaltung meiner Wohnung zu künden, denn hier gibt es derzeit Stillleben, soweit das UV-zerfressene Auge reicht. Mach ich sogleich mich an die Arbeit der „still-life photography“, wie das Neudeutsch heißen und aber auch Fragen aufwerfen muss, weil ein „Still Life“ glaub ich bedeutet doch, dass irgendwas grad noch so als lebendig bezeichnet werden kann, was dann wiederum sich vielleicht eher auf die Balkonpflanzen meiner mit einem savannenbraunen Daumen gesegneten Nachbarin beziehen sollte … Bei mir: Alles entweder sehr lebendig oder sehr tot, so wie das Fensterbrett im Badezimmer voller erstillter Fliegen, die sich trotz benetzter Barriere allabendlich durch Ritzen zwängen um dann ihr Leben in meiner Wanne auszuhauchen. Gleich daneben, nämlich über dem Waschbecken, findet sich das nächste Motiv, das vom Weh und Ach, Juhee und Oho des Sommers kündet, nämlich in einer Reihe säuberlich drapiert 3x Sonnenschutz (LSF 15, 30, 30, angeblich wasserfest, angeblich Light Touch, angeblich nicht rückfettend) nebst Venenaktivrosskastanienbalm (aus bekannten Gründen) und Voltaren Schmerzgel (Rucksäcke, offene Fenster – man kennt das). Weiter gehen wir gemeinsam in die gute Stube, die gleichwohl als Durchgangszimmer wie auch erweiterter Hauswirtschafts- und Lagerraum dient. Hier finden wir gleich mehrere Stillleben, so nämlich einen Haufen Handtücher, Kleider, Shirts und Hosen, der während des Schweißtrocknenes auf wundersame Weise die Form einer Couch angenommen hat, Picknickdecken und Transportmittel verschiedener Größe, von denen irgendjemand findet, sie lohnten das Aufräumen nicht, gekrönt von etwas, das einst als Esstisch angeschafft worden war, nun aber als Tableau für ein changierendes, doch variables Arrangement dient: Hier finden wir Bücher (darf & darf nicht nass werden), kleine Kleidtäschchen, kleine Ausgehgeldbeutelchen für kleine Kleidtäschchen, Zeitungen vom Juni (Nachlese!), Monatsstadtmagazine (Vorbereitung) und überhaupt alles fürs spontane-Überleben-im-Hochstadtsommer-Survival-Paket. Vor der Tür zum Schlafzimmer biegen wir aus Diskretionsgründen lieber eilig ab (ich sag mal so: Nach drei Monaten hab auch ich gecheckt, dass Strickjäkchen und leichte Püllöverchen für den Abend direkt daheim bleiben können) und vor der Küche, wenn ich’s mir recht überleg, auch. Es soll ja dann zur Ausstellung auch noch Überraschungen geben, gelt? 

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