Letzte Woche habe ich vergleichsweise viel telefoniert. Das
ist besonders, weil telefonieren ist gar nicht meine Lieblingsbeschäftigung. Nicht
freiwillig, sondern weil es noch geht auf der einen Seite und auf der anderen,
weil ungefähr niemand mehr Joghurt aus Plastikbechern schlemmt und sich aber
aus Mehrwegglas kein Joghurttelefon bauen lässt wegen keine gute Resonanz im
Glaskörper. Dabei würde das gut gehen, 100 Meter Nylonschnur braucht man, hab
ich schon nachgelesen. Nur Konferenz geht nicht, dabei stell ich mir das schön
vor: in der einen Hand das Joghurttelefon, in der anderen den Château Migraine „und
wir singen im Atomschutzbunker // hurra diese Welt geht unter“ und dann ab aufs
Kanapee statt runter vom Sofa, schön Essen bestellen (endlich mit gutem
Gewissen wegen Support your local Lokal) und im Netflix bei World War Z nochmal
nachlesen, wie das gleich wieder ging mit der Pandemie oder Naturdoku „Erde
ohne Menschen“ und dann „Huch, ist ja N24!“ … Ich mein, manch einer übt dieses
Szenario ja schon seit Jahren, kenn ich einige, die sagen: „Äh wieso
Einschränkungen im Alltag?! Bei mir ist alles ganz normal wie immer, Social
Distancing ist meine Königsdisziplin!“ Die Welt retten vom Sofa aus – ein Traum
wird endlich wahr! Und aber auch wer an Krücken geht oder am Stock, der kann
jetzt einmal zeigen, was er drauf hat, und sich einbringen für den Fortbestand
der Menschheit und mit der Gehhilfe in der Luft herumstechen und den renitenten
Wohlstandstrotteln aus der Unsterblichkeitskaste das mit den zwei Metern einmal
gescheit erklären weil vielleicht wissen sie einfach wirklich nicht, was das
bedeutet. Oder sie müssen fühlen. „Oder es ist nicht schad drum“, spricht Papa Darwin
von der Wolke runter. Und auch gut gefallen tut mir dass man endlich einmal ganz
offen Maßregelungen aussprechen kann für Händenachdemklonichtwaschen anstatt
schweigend Botschaften ins Nirwana zu schicken. Es hat also auch sein Gutes,
und das hat auch der Telefonmensch von oben schon erkannt: „Es gibt ja bereits
erste Kriegsgewinner!“ sagte er und ich, erschrocken die Hand vor den Mund,
dann erschrocken erst nochmal Hände waschen, dann erschrocken die saubere Hand
vor den Mund: „Darf man solche Witze schon machen?“ Und er: „Na klar!“ und ich
find ja heimlich auch dass alle Teenager, die sich ihre Notferien einerseits
und den akuten Babysitterbedarf andererseits teuer bezahlen lassen, großes unternehmerisches
Geschick beweisen. Trotzdem schwierig mit den Witzen grade, dabei hör ich
unablässig furchtbar gute und je weniger ich darf desto mehr fallen mir selber ein,
ganz schlimm. Aber ich weiß schon: Wir dürfen zum ersten Mal nicht
zusammenrücken, sondern gefälligst auseinander, und man muss Abstriche machen!
Oh, Verzeihung … Vielleicht singen wir lieber bald alle, wie die Italiener. Keine
Sorge, die GEMA darf ja auch nicht raus. Liedvorschlag: „Never gonna stop, give
it up, such a dirty mind // I always get it up for the touch of the younger
kind // My, my, my, ay, ah, woh! // M-m-m-my Corona“ Für weitere Ideen bin ich
offen. Und nu: Rauf aufs Sofa! Echt wahr!
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