Freitag, 13. März 2020

Gastunfreundschaft

Ich sag’s ungern, aber: Ich komm grad zurück vom Strand. So richtig in echt, mit Windfrisur und Sand zwischen den Zähnen. Das ist wundervoll, genau so hab ich’s mir gewünscht und lang geplant, Reiseführer geschmökert und Tipps geholt, weil was ich euch letzte Woche nicht verraten hab, das ist dass es noch einen sehr wichtigen Spezialtrick gibt, mit dem Geburtstagsgäste daheim vergleichsweise wenig Unordnung ersitzen und heiter umeinanderverschmutzen, nämlich indem man listig wie folgt vogeht: Man ist einfach gar nicht erst da. Das hat sich in den letzten Jahren schon bewährt. Muss man nicht putzen vorher und später auch nicht, nicht backen und auch nicht backen lassen und auch nicht für eventuelle Überraschungen mit allen Prickelwassern gewaschen sein. Hab ich mir so gedacht und mir ein schönes Land ausgesucht mit viel Kultur und Strand und Zeug und Oh und Ah. Doch anstatt das Land der Dornenkrone zu bestaunen hat sich selbiges lieber ein anderes Krönchen aufgesetzt, ein sehr winzigkleines, aber folgenschweres, und da kannst du jetzt sagen hab ich ihm allerwahrsten Sinne des Wortes die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Weil der hat nämlich gesagt: Du, hat er gesagt, kannst schon zu Besuch kommen, aber vielleicht lieber bleibst du dann erst einmal zwei Wochen in einem schönen Haus und schaust dort zum Fenster hinaus oder in einen Fernseher hinein, Hauptsache du gehst lieber nicht raus aus dem Haus, quasi Eingewöhnung wegen anderes Klima. Da hab ich gesagt: Das ist jetzt aber eine eher schwierige Idee, weil ich wollt ja eh grad nur so eine Woche bleiben, da kommen mir die zwei Wochen Zusatzzwangsferien ausnahmsweise einmal eher ungelegen. Und der Wirt hat gesagt: Du, schlag ich vor, dann lässt du das lieber gleich mit dem Besuch. Hab ich auch direkt eingesehen, weil ich kenn das ja mit dem Besuch, siehe oben. Dann hab ich den Flieger gefragt ob er vielleicht so nett sein könnte mir mein Geld zurückzugeben, und der Flieger hat gesagt: Wieso sollte ich, wir fliegen doch? Und ich: Ja, aber ich kann nicht aussteigen dann im Ferienort. Und der Flieger so: Das ist ja nun nicht mein Problem. Hab ich auch eingesehen. Und die Herberge gefragt, ob sie mir nicht vielleicht …? Und die so: Ähm nein, wieso? Und ich: Na weil die Kwarantäne dauert doppelt so lang wie meine Ferien? Und sie so: Ja du – blöd für dich. Und da hab ich dann schon gefunden: Das hab ich nicht verdient, weil mindestens wenn ein Besuch absagt bei mir, dann bin ich wirklich erstmal sehr betroffen, bevor ich mich dann heimlich freu … Als ich wieder schauen hab können durch den Tränenschleier hab ich mich ins Auto gesetzt und bin an den … naja, nicht ganz nächstbesten Strand gefahren. Dort war es auch nur ein bisschen nass, windig und verregnet, ganz ähnlich also wie der Ursprungsplan. Dafür bin ich pünktlich am Sonntag wieder zurück, um durch die Straßen zu tambourmajoren und euch aus dem Bett zur Wahl zu scheuchen. Voraussichtlich. Bayern hat ja gern einmal eine Extrawurst, was Besuchsempfang an Grenzen betrifft. Nur das mit dem Handnichtschütteln, das seh ich ein. 

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