Auf besagter Schule mit Herz gab es wie es sich gehört natürlich einen veritablen Geheimbund, dessen Mitglieder sich schmerzlich ihrer eigenen Genialität bewusst waren, das nach außen durch eigene Abzeichen, Sprache und Stundenpläne transportierten und den exklusiven Status so verinnerlicht hatten, dass sich die meisten von ihnen bis heute für etwas Besonderes halten – zumindest machen heut stufenübergreifend alle Teilnehmer des nur aus niederen Gründen der Beamtendeutschelei zum „Schulspiel“ degradierten Theatergruppe irgendwas mit Medien. Die Theatergruppe machte Kunst und Kultur im dünkelhaftesten Sinne, fuhr im Gegensatz zum Pöbel auf Probenwochenenden, war vor den jährlichen Aufführungen – ein Ereignis mindestens pausenhofweiter Bedeutung – nur schwarzgewandet in Fluren und danke Spezialsonderausnahmestundenplan niemals mehr im Klassenzimmer zu sehen und zelebrierte in der mit allen zur Verfügung stehenden (und bekannten) Merkmalen der Bohème umfunktionierten Turnhalle irgendwas zwischen Alchemie, Homer und Sybille Berg, angeführt vom von allen inbrünstig vergötterten Lehrer, der an einem Wochenende mehr vermittelt hat als der restliche Lehrkörper an 200 Tagen und klassenübergreifende Bänder schmieden half, die bis heute ungebrochen sind. So wie aber auch das Schultheaterjahr einem Zyklus folgte, war für uns alle eine schwere Depression vorgesehen, ein schwarzes Loch voll Zweifel, Müdigkeit und Verleugnung, voll Tränen und Sinnsuche. Ein Zustand, in den man sich nicht absichtlich und wertherisch begab, sondern in den uns der Vorhang schubste, während er zur Jahresvorstellung letztmals fiel und stehender Applaus uns aus dem Allerheiligsten hinaus in eine graue Welt der Beliebigkeit entließ, die Primi, Primae und Prima inter Pares zurück ins Glied. Eine grauenhafte Zeit, wäre da nicht unser fränkischer John „Storbi“ Keating gewesen, der uns herzlich zur Besinnung brachte: „Des is doch scheiße so! Hobb etz!“ So und nicht anders wird es uns hier auch ergehen. Der rettende Rand der tiefen Grube, in dem die Kulturwelt grade sitzt, scheint fern, doch sehen wir eine rettende Hand durch gleißendes Licht in regennasser Trübnis. Die blonde Gloriole spricht „Ich verspreche Ihnen im Namen aller KulturakteurInnen: Wir machen weiter! Wir werden niemanden alleine lassen. Wir bleiben zusammen.“ Tränen der Erleichterung verschleiern den Blick. In ihnen bricht das Licht der Gloriole: ein Regenbogen klingt im Augenwinkel, im Ohrenwinkel das Präludium. Alles wird. Vielleicht ja gut.
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