Schwups, schon ist der 390. März 2020, und wer irgendwas nicht mitbekommen haben sollte, der schaut am besten einfach einmal kurz aus dem Fenster oder noch besser schiebt seinen Rüssel hinterher oder den kleinen Zeh und schon merken wir: Puh, so ein Glück, immer noch Winter, wenigstens eine Sache, an der man sich orientieren kann. Weil wenn du in eine gewisse Parkanlage gehst, die grad noch für ihre aufgeräumte Leere berühmt und geliebt war, und jetzt auf einmal von heut auf morgen also da geht’s zu!! Da wo neulich noch destinguiert um Beetpflanzen herumdefiliert wurde, aus der Ferne kluge Schilder gelesen und gerufen „Nein, Finn-Augustin, jetzt tust du der Marianne-Wasabi den Dinkelkeks zurück und den Filzbagger auch!“, da wird jetzt auf einmal aus kleinwagengroßen Lautsprechern geravet und lange Speisetafeln bauen wir uns auf weil man muss ja ein Picknick im Blizzard, na freilich, und der Goho-Boho so „Ah schon auch ganz geil hier so See und Schörlchen!“ und aus den schönen Zeitungslesefaulenzliegen muss man jetzt Fußballtore bauen, ja sag einmal!, und besonders dramatisch: Um jedes einzelne Gänseblümchen wickelt sich eine andere Weibsperson in voller Kriegsmontur und posiert für ein Foto, das niemals auch nur ein Mensch sehen wird, also so: „AAAH *kreisch* eine Holzbank, das ist soooo instagrammable!“, und schon liegt wieder irgendwo eins umeinander und du als Einwohner musst aufpassen dass du’s nicht zertrittst beim Powerwalk. Bimbam! Zu außerordentlichen Klumpungen muss es natürlich an der, pardon: DER Magnolie kommen, also ich glaub dass es eine ist, weil sehen tut man sie ja nicht mehr vor lauter Scheinwerfern und Schaukeln und Schleiern und Konfirmationsanzügen. Wobei man sagen muss: Vielleicht sind die Leute gar nicht so superselbstschuld dran, dass sie akkurat an der Stelle ein bisschen verrückt werden. Weil gleich nebendran ist so ein schönes Beet, da tut der Stadtgärtner allerweil mordsumeinander, immer Blume und Blüte und Duft und Hui. Und immer was Neues. Jetzt hatter sich in diesem Jahr was besonders Schönes einfallen lassen oder gar sich einen Scherz erlaubt, wobei glaub ich nicht, da ist der Oberstadtgärtner eigentlich unverdächtig. Jedenfalls wenn du da vorbeigehst, dann bleibst du unweigerlich stehen und witterst: Oh, ein Raubtier hat sich angesiedelt? Oder nein, das muss doch! Also das ist doch! Und noch während du begreifst, was dein Hirn längst wusste, entspannst du dich und alles wird ganz easymobeasy und du atmest ein und aus und schon ist der Winter egal und das Wahlkapserltheater auch und dass du jetzt immer ein pinkes Kotbeutelchen dabeihaben sollst eh und Pandemie, ach, was ist schon dieses Pandemie? Du umarmst ein Gänseblümchen. Bleibst liegen. Alles ist gut. Danke, SÖR.
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