Achtung Achtung, tempus fugit! Oder halt eigentlich: tempora fugiunt! Die Uhren ticken. In acht Minuten klingelt mein Wecker, dann muss ich fünf Minuten konzentriert Pause machen, um mich im Anschluss 25 Minuten meiner nächsten Aufgabe zu widmen, dann wieder fünf Minuten zu pausieren und so weiter und so fort. Diese Technik nennt sich „Pomodoro“ und soll mir zu strukturiertem, effizientem Arbeiten verhelfen sowie zu geistiger Beweglichkeit. Ich weiß noch nicht. Momentan verhilft sie mir dazu, meine Wohnung in ein Zirkeltraining verwandelt zu haben. Noch drei Minuten Sofa, dann geht es in der Küche weiter. Hier warten mehrere Kilo Datteln, Nüsse und Kerne darauf, zu einer sehr gesunden Süßigkeit verarbeitet zu werden, leider kam der Weckerton etwas ungünstig, weswegen wahrscheinlich die Hälfte des Muses in der Schüssel ausgehärtet ist. Falls nicht, hat es noch Gelegenheit zum Durchtrocknen, während ich im Badezimmer eine zweite Schicht Reiniger aufs Emaille verstreiche, denn mitten in den schönsten Schaum hinein hat das Signal mich zur Pause gezwungen, dabei war ich grad so schön im Flow und glücklich, den Inhalt des Kleiderschrankes, den ich heute Morgen zu Beginn der neuen Disziplin zu Sortierungszwecken auf dem Bett verteilt hatte, vier Stunden später fast vollständig wieder eingeräumt sowie heimlich den PC hochgefahren zu haben, dessen hektisch blinkenden Posteingang ich mit Verachtung strafen und auf die überüberüberüberübernächsten 25 Pomodorominuten vertrösten musste. Wenn bis dahin irgendwas zu spät ist, zum Beispiel die Info „Wasmeierin, uns ist leider grad das Zeitungspapier ausgegangen, deswegen morgen keine Kultur und darum auch kein Sofa!“ – Pech gehabt. Von Glück reden kann ich, dass die Pomodoro-Task „Morgentoilette“ ordnungsgemäß nach 25 Minuten unterbrochen wurde, blieb mir doch so eine weitere unziemliche Begegnung mit dem Paketboten der Herzen erspart, aber ich hab auch so genug Stress. Ob das so stimmt? Hmm …: „Die Technik besteht aus fünf Schritten: die Aufgabe schriftlich formulieren; den Kurzzeitwecker auf 25 Minuten stellen; die Aufgabe bearbeiten, bis der Wecker klingelt; mit einem X markieren; kurze Pause machen (5 Minuten); nach jeweils vier pomodori eine längere Pause machen (15–20 Minuten).“ Mich beschleicht eine kleine Ahnung, ich könnte da was ganz grundsätzlich falsch verstanden haben. Immerhin eins ist passiert: schriftliche Formulierungen gibt es jetzt. Und ob es bei der geistigen Beweglichkeit um die meine oder eure ging, war eh nie klar. RRRRRINGRING!
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