„Viel hilft viel“, hat die Oma immer gesagt. Eine Spitzenregel, der zwar nachdrücklich Folge zu leisten war bei der Verabreichung des Hildegard-von-Bingen’schen Wundermittels „Schwedenbitter“ (man lege bekannte sowie vermeintliche Heil- und Gartenkräuter in großen Gefäßen über mehrere Monate in Alkohol, destilliere daraus in der naturköstlichen Alchemistenküche eine Zauberessenz zur sowohl äußerlichen als auch innerlichen Anwendung kurativ wie präventiv, Widerstand zwecklos), merkwürdigerweise nicht aber bei Schlagsahne, Knödeln oder Nussecken, wie mir grade auffällt. Naja, jedenfalls: Spitzenregel, an die ich mich zu halten pflege. Geht auch ganz leicht. Viel Schlaf hilft gut gegen Müdigkeit, alternativ viel Concealer gegen Augenringe. Viel Essigreiniger ist gut für Grünspan und gegen Emaillebeschichtung, viel Wollstrick gut für viele Fusseln. Viel Fahrradfahren ist gut für den Benzinverbrauch, viel Federweißer gut für die Verdauung. Viel Ibu hilft bei Kopfschmerz auch, viel Impfung hilft beim Busseln. Und was sich reimt, ist immer gut. Jedenfalls „wenn viel viel hilft“, hab ich am Telefon salbadert, „dann ist es doch großer Unsinn, nur so ein bisschen Diät zu machen anstatt gleich richtig viel davon“, und meine Überlegungen weiter ausgeführt: Wohin du schaust, hab ich befunden, da gibt es ja die verschiedensten seriösen Angebote grad so im Frauenzeitschriftensegment, also ganz tolle Ideen! Apfeldiät oder eine mit Müsli, Kürbisdiät oder eine mit eher käsigen Aspekten, dann auch mal was mit Reis und Quark, sogar eine mit Kuchen, das ist doch eine feine Angelegenheit. Aber ich denke, es ist nicht zielführend, sich für nur eine Variante zu entscheiden, wo wir doch wissen, dass viel immer schon viel hilft, also ist doch logisch was zu tun ist: viel diäten! Wenn ich also die Kuchendiät mit der Risottodiät kombiniere und dann noch ein bisschen was von der Grillfleisch- und Nudeldiät dazutu, gleichzeitig aber darauf achte, dass sowohl Müsli- als auch Suppen- und Obstdiät gut in den Alltag integriert werden und ich zudem die Cheat-Days jeder Variante sorgfältig über die Woche verteile anstatt dumm auf einen Tag zu konzentrieren, dann müsste das doch spätestens alles klappen, wenn ich ja wegen der Brigittediät immer so viel koche, dass es für eine ganze Familie reichen täte, ich davon aber aufopfernd nur FDH und so, und dann, jetzt kommt der Clou, am Abend IMMER NOCH gut fünfundzwanzig WeightWatcherPunkte übrig hab, mit denen ich mir schön ein Gläschen einschenken kann oder zwei, „also dann muss das doch in ein, zwei Wochen super zu schaffen sein, oder was meinst du?“ hab ich interessiert gefragt. Und eine unbefriedigende Antwort erhalten: „Ich bin nicht sicher, ob du da nicht vielleicht was falsch verstanden hast.“ Pff. In Kanada wird grad der „Fat Bear Award“ verliehen. Wander ich halt aus.
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