„Es ist wirklich wahr, der Opa wird heut 80 Jahr!“ Zwischen all den entzückenden Zitaten, Headlines und Bonmots unseres geliebten Heimatblattes fand sich in einer der letzten Ausgaben eine Bildunterschrift, die mich besonders rührte: „OB Marcus König übergibt Außenministerin Tasse mit Nürnberg-Motiven.“ Und nicht nur kann man der ersten Frau im Lande auf dem Foto ansehen, was sie sich denkt, sondern hat diese Szene auch sogleich zahlreiche herzwärmende Gedanken bei mir ausgelöst. Annalena und die Nürnberg-Tasse. Mensch, wird sie sich gedacht haben, endlich hab ich meine eigene Tasse, weil sie ist ja noch nicht so lange in ihrem neuen Büro, und das wird eh vor allem ziemlich schick eingerichtet sein, in edel weißem Design darum auch das Porzellan, aus dem sich zwar vorzüglich der kleine Espresso schlürfen lässt, den es zur Konferenz gibt oder danach oder hinterher oder mehrfach mittendrin in der Nacht. Doch was tut man, wenn es die Welt einmal wieder so richtig rund treibt und alle regen einen bloß auf und heiß ist es sowieso oder vielleicht auch zu kalt – ja, dann schaust du blöd aus deinem porzellanenen Fingerhut, weil da passt halt keine Nudelsuppe rein und keine heiße Schokolade und eine extragroße Portion Eiskaffee erst recht nicht. Doch zum Glück hat Annalena nun endlich eine eigene Tasse. Die wird sie in ihrem Büro im auswärtigen Amt sicher so wie sich das in jeder guten Bürogemeinschaft gehört fern der garstigen Kolleg*innen im höchsteigenen Schreibtischschubladerl einsperren, weil sonst die Lise und die Magda nur wieder ihre Lippenstiftränder dran abschmieren. Und dann immer wenn es eine kleine Pause braucht vom Außenministerinsein, dann denkt sich die Frau Baerbock „zum Glück hab ich da so einen schönen Becher, da sperr ich jetzt direkt einmal die Türe ab und genieße meinen großen kalten Kaba und hab dabei auch noch Nürnberger Motive, weil mei, da war’s eh so schön und die Menschen allesamt so herzig, vielleicht fahr ich da einmal wieder hin.“ Vielleicht hat sie ihre neue Tasse aber auch direkt mir nach Hause genommen und dann ganz nach oben in den Küchenschrank versteckt, damit die Kinder nicht dran rumgrabbeln, man weiß ja wie die sind mit neuen Sachen. Und dann wenn die aus dem Haus sind, also die Kinder, nicht die neuen Sachen, und die Außenministerin hat einmal schön Ruhe und Entspannung, dann sagt sie zum Gatten „Geh du Daniel, holst mir einmal meine schöne Tasse? Nein nicht die mit dem Garfield. Die neue, vom Marcus! Ja, mit c, nicht mit k!“ und dann gibt’s schön „Ruhe & Gelassenheit“-Tee oder vielleicht sogar einmal einen kleinen Tassenkuchen oder, wenn die Annalena einmal Lust hat, sich selbst wieder ganz wie ein Kind zu fühlen, weil das hat man einfach manchmal, da müssen wir uns doch jetzt nichts vormachen, dann macht sie sich in der schönen Nürnberg-Tasse ihren Kaba warm und stippt einen Kanten schönes Graubrot hinein, so wie bei der Oma früher immer. So ist das mit der Tasse. Wahrscheinlich. Vielleicht auch nicht. Vielleicht landet sie auch unter Hammer – mindestens bei der „Auktion der Gastgeschenke an die Bundesregierung“. Wir werden sehen.
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