Ok Leute, ich war echt vorbereitet an diesem 17. Januar. Ich hatte kleine Carepakete mit Streusalz geschnürt, um sie Passanten in misslicher Lage zuzuschussern. War dick eingesalbt mit Gesichtsschutzcreme (die Barriere!), hatte Taue und Seilzüge um meine Schultern geschwungen, um Menschen, Autos und Busse aus dem Stadtgraben zu befördern sowie Kinderwägen und Rollatoren den Burgberg hochzuziehen. Hatte meterweise Schleifpapier (CAMI 12) in den Taschen, um vorbeischlitternde Ledersohlen den notwendigen Grip zu verleihen. Das Abendessen vom Lieferdienst war weise schon am Vorabend bestellt, damit der rechtzeitig losfahren konnte. Es fehlten einzig meine Schneeketten an den Wanderschuhen und: das Jahrhundertglatteis, das mir versprochen war … Vor vielen Jahren war ich mal auf einer Kaffeefahrt. Ok, in Wahrheit war es eine Restalkohol-und-Glühwein-Fahrt, aber das soll nur der Ehrlichkeit halber Erwähnung finden. Mit dem Verlauf des Ausflugs hatte das nämlich nur marginal zu tun. Der Ausflug begann am frühen Vormittag mit einer Person (ich), die sich mit dem Verlassen der Haustür unversehens auf ihren vier Buchstaben wiederfand und aus dieser bequemen Lage heraus einer zweiten Person dabei zusah, wie diese gemächlich, doch unstopable den minimal abschüssigen Gehsteig entlangglitt, unkontrolliert mit den Armen ruderte, dabei zufällig nach einigen Metern einen Ampelmast zu greifen bekam, um welchen sie eilig ihre Extremitäten wickelte und sich verdutzt die Augen rieb ... Da hingen die zwei Eislaufprinzessinnen also, verstanden die Welt nicht mehr, tapsten dann in Pinguinhaltung (Oberkörper voraus) gen U-Bahn und staunten, während eine Freundin, so erfuhr ich später, grade erst zu Hause angekommen war, nachdem sie Stunden zuvor ein Tanzlokal verlassen und den vermeintlich kurzen, doch burgbergversperrten Heimweg nurmehr auf allen Vieren und unter dem Einsatz ihrer Stilettos als Steigeisen bewältigt hatte ... Auf dem Weg zur U-Bahn, den wir nur hangelnd zurücklegen konnten, kreuzten wir querstehende Busse, rückwärts schlitternde Autos und Käfermenschen, und wie genau wir’s damals zum Bahnhof geschafft haben, kann ich nicht mehr rekonstruieren. Der Ausflug ging in die Annalen ein, was einerseits der weltbeeindruckendsten Eisschicht zu verdanken war, mit der ganz Franken an diesem 6. Januar überzogen war wie mit Fondant, andererseits der vollständigen Abwesenheit irgendeiner Art von letzte Woche bereits angesprochener Outdoor-Ausrüstung, da der Mensch damals noch jung, eitel und ignorant war und sich im Gegensatz zu heute sehr gut mit Indoor-Ausstattung auskannte, nur dass die damals aus Stöckelschuhen, Glitzertäschchen und Lippenstiften bestand anstatt wie heut aus Plüschonesie und portablen Heizdecken. Dahin hab ich mich dann wieder verkrochen. „Wetter“ ist auch nicht mehr das, was es mal war.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen