Der Bayerische Wald und ich. Eine Liebe, die vor einigen Jahren als ironisches Statement geistiger Frühverrentung begann. Während andere in Tirol und dem Wallis herumstapften und die Vorzüge der weiten Bergwelt rühmten, legte ich eine Klopapierrolle auf die Hutablage und fuhr von Heimatsendungen des Bayerischen Rundfunks begleitet gen Osten, um im Anschluss über „genau so schön“, „viel näher“ und „so günstig“ zu referieren, zudem Sprachbarriere hüben wie drüben zwar gleich, doch heimatliche Gefühle zum Waldgebell wegen emotionaler Nähe zum bayerischen, weil familiären Idiom. Dann bin ich da einfach hängengeblieben, was mittlerweile zumindest hinsichtlich der geistigen Frühverrentung nicht mehr weiter auffällt. Dementsprechend habe ich in der ersten Jahreswoche, während der Pöbel noch erdrückt von der Last seiner eigenen Neujahrsvorsätze (oder eines veritablen Katers) daheim brachlag, meine 120 Pferdestärken gesattelt und bin in den geliebten Wald gesaust, um mitsamt allen Geschwistern nebst Kind und Kegeln nicht nur meine Nerven, sondern vor allem auch sämtlich vorhandene Outdoor-Ausrüstung auf eine schwere Probe zu stellen. Das war so nicht geplant. Versprochen waren mir Poolentspannung, Saunagänge und Winterwonderland. Ersterer jedoch fand sich nach langer Suche auf dem Herbergsgelände zusammengefaltet in einer Gartenecke wieder, um dort auf den Einsatz im Sommer zu warten. Zweitere stellte sich als wenig liebevoll und vor allem wenig beheizte Installation im Herbergskeller heraus, und der Genuss von drittens wurde empfindlich gestört von Tief Annelie, das mit vollen Regenbacken über uns zum Stehen kam, um sich dort anhaltend zu entleeren. Die gute Nachricht: Ich weiß jetzt, dass meine Outdoor-Ausrüstung mich für alles von -10° Tiefschnee über orkanartigen Sturm mit Überschwemmung bis horizontalen Starkregen auch über längere Zeit bestens imprägniert und kann mich fortan einem Thema widmen, das nicht minder wichtig, doch bislang schmerzlich vernachlässigt ist: der Indoor-Ausrüstung, zu der es vergleichsweise wenig Literatur, dafür jedoch größten Bedarf gibt. Mögliche zu verhandelnde Sujets könnten hier sein „Hüttenschuh oder Lammfellsocke – dein perfektes Fußklima auf der Couch“, „Die Häutung der Riesenboa – effizient, doch elegant beim Toilettengang trotz Plüsch-Onesie“, „Wärmflasche vs. Zimmerbrand: Wir entdecken Vor- und Nachteile“, „Kinetik Grundkurs I.: Wie viel Wärme erzeuge ich im Liegen?“ oder „Endlich Heimwerken – Fußbodenheizung nachrüsten mit Heizdecken aus dem Discounter“ und „Spieglein, Spieglein: Effektives Isolieren mit Alufolie“. Fröhliches neues Jahr!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen