„So hatte ich das mit dem ‚frei atmen können‘ eigentlich gar
nicht gemeint“, hab ich gestern Abend geschimpft, und ich fürchte, es hat eher
geklungen, als würde ich aus einer Gießkanne sprechen, nämlich so: „HUM PFOH
BUI HUGHOH BFAMM I PMOOB“. „Frei atmen zu können“ war mein sehnlichster Wunsch
gewesen in den ganzen vergangenen Wochen, in denen wann immer ich das Gesicht
zu Tür oder Fenster hinaussteckte mich der dringende Eindruck befiel, es hielte
mir jemand einen heißen Föhn direkt ins Gesicht. Das mag ein nettes Gefühl sein
im sagen wir mal Januar, wenn es klirrt und kaltet und Menschen nach Ägypten
fahren und nach Thailand und halt überall dorthin, wo eine Wärme herrscht, nur
man selbst sitzt als einziger armer Wicht daheim und friert weil keine Gelder
mehr übrig sind oder keine Urlaubstage. Dann kann man den Föhn holen und sich
ins Gesicht föhnen, die Augen schließen und an Ägypten denken oder an Thailand
oder halt an da, wo Wärme herrscht. Urlaub des kleinen Mannes, quasi. Es war
eigentlich aber sogar eher so wie bei Kaufhof oder Karstadt, vielleicht auch
Hertie, ich weiß es nicht mehr, jedenfalls da, wo du eine Ladentür aufmachst
und in dem Moment wirst du von einer heißen Luftfontäne gleichzeitig zu Boden
und rückwärts aus dem Ladengeschäft wieder hinausgedrängt und es gelingt dir
nur mit großer Kraft und sehr angehaltenem Atem, diese Wand der Willensprüfung
zu durchbrechen, anstatt dass du einfach aufgibst und dich auf die Luftwelle
legst und von ihr wieder dorthin tragen lässt, woher du mal gekommen bist, und
dann liegst du da und denkst dir „war gar nicht so wichtig“ und transust wieder
heim. Auf diese Weise habe ich den August und ein bisschen vom September
verbracht: Große Pläne, ab zur Haustür, angeföhnt, kurz erstickt, schnell
wieder in die Wohnung, erschöpft hinlegen. Nein richtig, ich hab in der Zeit
nicht wirklich viel geschafft, eigentlich nichts außer bei jeder Gelegenheit um
Atemluft zu bitten. Die hab ich jetzt. „HUM PFOH BUI HUGHOH BFAMM I PMOOB“
tönte also mein Klagen aus der Gießkanne, die in Wahrheit ein riesiges
Inhalationsgerät war, in die ich meine Lungen steckte, um den bösen Geist zu
vertreiben. Denn wie es sich gehört, bin ich in der Sekunde des
Wetterumschwungs einer stattlichen Erkältung anheimgefallen – komisch, hat sich
die Temperatur einfach halbiert. „DAS HAST DU JETZT VON DEINEM SCHEIßWUNSCH
NACH SCHEIßWETTER!“ tröstet mich ein Freund, und ich kann nichts außer reuig
dreinblicken mit blutunterlaufenen Basset-Augen und schuldig nicken. …
HAAAAAAAAATSCHI! Oh pardon, jetzt hab ich euch auf die Zeitung genießt, das
wollte ich nicht. Am besten ich geh gleich ins Bett. Einmal Hühnersuppe bitte!
Und einen Föhn!
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