Liebe Freundinnen und Freunde, wenn ihr das hier lest, bin
ich nicht mehr da. Weil nämlich auf der Strada de Sol (vulgo: A9): pfeilgrad
südwärts, Brennero, Pasta, Dolci! Weil wir haben uns gedacht: Hey, jetzt wo bei
uns der Spät- und Altweibersommer mit Primatemperaturen und Sepialicht am Start
ist, könnten wir doch auch einmal noch einen Urli machen und deswegen haben wir
auch extralange gewartet mit der Planung, um sichergehen zu können, dass wir
dann auch einen Teil der Welt erwischen, wo gefälligst anständiges Herbstwetter
herrscht. Gestern Bestätigungstelefonat mit der sich in der Toskana
befindlichen Vorhut: „Und, wie isses?“ – „Super. Seitdem wir in die FeWo
umgezogen sind frieren wir nur noch wenig und die ganzen Campingsachen sind
fast trocken.“ Frau von Welt (ich) geht natürlich nicht campen, sondern macht
sich den Rücken lieber in einem schön weichen Hotelbett kaputt und freut sich
auf den allmorgendlichen Thrill, das immer zu knapp bemessene Zeitfenster zum
Frühstücksbuffet zu verpassen: täglich ab 6 Uhr hochschrecken, dann irgendwann
in tiefen Schlaf verfallen, um 9.55 Uhr im Schlafanzug mit wilder Frisur die
letzten Krümel und ein kaltes Ei von der Tafel wehen und mit verquollenem
Augenaufschlag um einen Cappuccino betteln. Aber so weit sind wir noch nicht.
Jetzt gilt es erst, die Devise „so wenig Gepäck wie möglich“ mit der
Durchquerung dreier Klimazonen und der absoluten Unplanbarkeit des Zielortes zu
vereinbaren sowie das Wichtigste einer jeden Reise akribisch vorzubereiten: den
Reiseproviant. Weil ich als Kind gelernt habe, dass man auf einer
Urlaubsautobahn ab 250 km Strecke nur im absoluten sanitären Notfall anhalten
darf und es weit und breit nichts zu essen gibt und man nie weiß, in welchen
Staus, Wintereinbrüchen oder sonstigen Unwägbarkeiten man über Stunden hilflos
gefangen sein wird, dreht sich ein Großteil meiner Vorbereitungen um das Thema
„Proviant“. Schinkensemmeln und solche mit Käse, trockene Teilchen als Backup,
dazu was Frisches (Apfel-, Karotten- oder Gurkenschnitz), Getränke mit und ohne
Geschmack, ausreichende Mengen Trinkwasser, eine feine Auswahl Süßkram aus der
Kategorie „nicht schmelzend, nicht bröselnd“, bis man das Gefühl hat: Damit
kommst du die nächsten 48 Stunden auf alle Fälle durch. Beruhigt und auch stolz
(Herde gerettet!) schlichtet man dann Kühltaschen, Jutebeutel und Tupperware
fein uns Auto. Um kurz hinter Hilpoltstein alles wieder hervorzuzerren, die
Hälfte des Proviants auf einen Schlag aufzufressen, bis zum Übertreten aller
Landesgrenzen pappsatt zu sein, sich am ersten Autogrill sogleich einen schönen
landestypischen Urlaubssnack zu gönnen (Die Aussicht! Die gute Autobahnluft!)
und die nächsten Tage latschige Semmeln und schrumpelnde Gemüseschnitze überall
mit hin zu schleppen. So wird das sein. Ich freu mich sehr!
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