Ich hatte mal einen Opa, der hörte auf den schönen Namen
„Valentin“. Weil er aber ein Ur-Nürnberger war, sprach er von sich selbst stets
als „Fallentin“, und das erschien mir stets nur logisch, schließlich hatte der
Opa aufgrund irgendeiner unglücklichen Bewandnis viele Jahre früher nur noch
ein echtes und dazu ein komisches Puppen-Bein – und das musste man ja wohl
haben, wenn man „Fallentin“ hieß und offenbar ständig hinfiel? Ich weiß nicht
mehr, wie alt ich werden musste, um zu begreifen, dass Opa Fallentin und dieser
eine Tag im Jahr, in dem Menschen oft recht nervös werden und Blumen und
Geschenklein von A nach B transportieren wie emsige Ameisen, irgendwie
zusammengehören sollten, und selbst dann war mir eher ein Rätsel, warum der Opa
denn eigentlich einen eigenen besonderen Feiertag haben sollte. Der Opa ist
leider schon sehr lange nicht mehr da, so dass ich ihm meine späten
Erkenntnisse nicht mehr auseinandersetzen kann, aber mindestens einmal im Jahr
denk ich an ihn. Oder vielmehr: Ich werde an ihn gedacht. Der Valentinstag hat
in meiner frühfeministischen Emma-Erziehung einen ganz ähnlichen Stellenwert
wie Muttertag: hyperkommerzieller Ami-Käse, der nur darüber hinwegblenden soll,
dass man sich nicht so, wie sich das gefälligst gehört, ganzjährig um seine
Liebsten kümmert, sondern dann voller schlechtem Gewissen einmal im Jahr
armeweise Geschmeide, Pralinés und Blumenbouquets nach Hause karrt. Eine
Haltung, die mitnichten automatisch und generelles Unromantikergegrummel
bedeutet, sondern es sich so ähnlich verhält wie bei mir mit Karpfen: Ohne
jemals auch nur an einem gerochen zu haben, weise ich dieses Fischgericht
entschieden und mit größtem Nachdruck als ungenießbar von mir, nicht ohne mich
dazu demonstrativ gänsehautend zu schütteln. Wenn ich das hier, in
Karpfenhausen, laut ausspreche, kommt das einem Frevel gleich, und bei der
Spurensuche bin ich dem Grund auf die Schliche gekommen: Der Uropa, so geht die
Familiengeschichte, brachte vom Angeln stets Karpfen mit, der dann in der Badewanne
schwimmen und von den Kindern ausgenommen werden musste – eine Erfahrung, die
mir sozusagen weitervererbt worden ist. Transgenerationales Karpfentrauma. Und
so hab ich auch die Valentinstagsskepsis schlichtweg vererbt bekommen. Was mir
bislang nicht geschadet, sondern ganz im Gegenteil eine Vielzahl überraschender
und schöner Blumensträuße übers Jahr hinweg beschert hat und vor allem eine
ersprießliche Nicht-Anzahl von Enttäuschungen, die so ein vergessener
Valentinstag, einer mit teuren, aber schlechten Lokalen, Blumen von der Tanke
oder gar Mon Cheris mit sich bringt. In diesem Sinne: Opa, auf dein Wohl! Allen
Fallentins einen schönen Namenstag! Und allen Liebenden eine wärmende Umarmung!
Freitag, 14. Februar 2025
Fallentinstag
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