„Reisen ist purer Stress, ich sag’s ja immer! Und deswegen
lass ich es meistens!“ hat die Freundin konstatiert, als ich ihr von meiner
wenig ersprießlichen Rückfahrt aus dem Pinzgau berichtete, die es
fertiggebracht hatte, für läppische 350 Kilometer stolze acht Stunden in
Anspruch zu nehmen, Spezialunfall 200 Meter vor mir nebst einstündiger
Vollsperrung der Autobahn bei 35 Grad im Schatten inklusive – und das unmittelbar
nachdem ich das Ende der Wasservorräte festgestellt hatte … Nein, das war nicht
so schön. Umso schöner war die Woche vorher, mit blauen Seen und tiefen
Schluchten, schaukelnden Schifferln und schwankenden Seilbahnen, enormen
Gipfeln und beschaulichen Hütten mit Abend(b)rot. Da kehrt man doch gerne
zurück ins Lieblingsnürni, um tiefe Atemzüge staubtrockener Backofenluft zu
nehmen und erst einmal drei Tage damit beschäftigt zu sein, das Gepäck zu
reorganisieren und dabei vergnügt bis missmutig ganze Pakete ungetragener
Klamotten wieder zu verräumen. „Wann genau wollten wir eigentlich ‚abends fein
ausgehen‘ und ‚tagsüber lässig durch die Innenstadt flanieren‘?“ frug ich den
Mann, der seinerseits stapelweise Ungebrauchtes zurück in den Schrank
verstaute. Weil freilich hätten wir beide vorher ganz genau wissen können, dass
wir tagsüber in einer feinen Panade aus Schweiß, Sonnencreme und Granitstaub
durch die Gegend kraxeln und entsprechend abends viel zu platt sind, um
irgendwas anderes zustande zu bringen als die allernötigste Nahrungsversorgung
zu bewerkstelligen. Aber richtig, man weiß ja nie, was so passieren könnte, und
deswegen sagt der Mann „Wir haben ein Auto, wir können es vollmachen“, und das
lassen sich zwei Menschen, die mittlerweile schon Probleme haben, sich zu
disziplinieren, für einen kurzen Stadtpark-Besuch ohne Rucksack mit Wasser,
Decke, Snack und Regenjacke aufzubrechen, freilich nicht zweimal sagen … Ich
wünschte, ich wäre nicht so. Ich wünschte, es wäre mir gegeben, ein winziges
Tascherl mit dem Allernötigsten zu befüllen und dann frei von Gepäcksorgen
leichthin zu entschwinden. Leider ist mir das nicht gegeben. Leider gehöre ich
zur Fraktion „Man weiß ja nie“, und richtig, ich ernte seit 25 Jahren Spott und
Häme dafür, einen Besuch in der City nicht ohne große Wasserflasche und einen
Besuch im Park nicht ohne einen Sicherheitspullover absolvieren zu können. „Wir
sind in der STADT, du kannst dir überall was KAUFEN!“, heißt es dann, und ich
zucke schuldbewusst mit den Schultern und sage: „Verdurstungsangst“, und meine
das genau so ernst wie „Erfrierungsangst“. Entsprechend nervös bin ich jetzt
grade (10 Uhr): Gleich werde ich das Haus verlassen und es ist ungewiss, ob ich
es vor 18 Uhr noch einmal betrete und wie die Zeit dazwischen aussieht. Was
werde ich brauchen, wie wird das Wetter, wo bekomme ich etwas zu essen? Ich
pack mal lieber einen Rucksack. So ein Stress …
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